"Heute noch, morgen schon": Eine Zeitreise durch das Berlin der Wende
Berlin befindet sich immer in Bewegung und genau das macht unsere Hauptstadt so faszinierend. Doch wer verstehen will, was Berlin wirklich geprägt hat, muss in die Zeit zurückblicken, in der sich die Stadt selbst neu erfand: die Jahre um 1990. 35 Jahre nach dem Mauerfall lädt euch das Stadtmuseum Berlin mit der Ausstellung “Heute noch, morgen schon. Filmische Perspektiven auf Berlin um 1990” im Museum Nikolaikirche zu einer einzigartigen filmischen Reise durch die Umbruchszeit zwischen Ost und West ein.
Zwischen Aufbruch und Unsicherheit
Die Ausstellung zeigt, wie sich Berlin anfühlte, als plötzlich alles möglich war – und gleichzeitig niemand wusste, was als Nächstes kommt. Es war eine Zeit zwischen Euphorie und Ernüchterung, zwischen Aufbruch und Verlust. In einer raumgreifenden Installation aus neun großformatigen Bildschirmen, eingebettet in eine vier Meter hohe Gerüstlandschaft mitten im Museum Nikolaikirche, könnt ihr tief in die filmischen Erinnerungen dieser Ära eintauchen. Gezeigt werden Dokumentar- und Kurzfilme aus den Jahren rund um 1990, ergänzt durch zeitgenössische Arbeiten von Künstler*innen wie Kerstin Honeit, Brenda Akele Jorde und Pınar Öğrenci. Sie alle nähern sich der Wendezeit auf ihre Art und Weise, mal dokumentarisch, mal poetisch, mal kritisch.
Dabei geht es nicht um den großen politischen Überblick, sondern um persönliche Geschichten: Menschen, die ihren Job verloren, während andere zum ersten Mal reisen konnten; junge Leute, die ihre Stadt neu entdeckten; Familien, die zwischen Ost und West plötzlich wieder vereint waren – und solche, die sich verloren haben.
Dass die Ausstellung ausgerechnet im Museum Nikolaikirche stattfindet, ist kein Zufall. Das älteste erhaltene Kirchengebäude Berlins war 1991 Schauplatz der konstituierenden Sitzung des ersten gesamtberliner Abgeordnetenhauses nach der Wiedervereinigung. Ein symbolischer Ort also, an dem Geschichte schon einmal neu begonnen hat und an dem sie jetzt auf besondere Weise erzählt wird.
Wer den imposanten Kirchenraum betritt, merkt schnell: Hier wird nicht einfach Geschichte ausgestellt. Zwischen gotischen Bögen, Projektionsflächen und flimmernden Bildern entsteht eine Atmosphäre, die euch mitten in die Wendejahre versetzt. Die Mischung aus Archivaufnahmen, Interviews und künstlerischen Arbeiten lässt Vergangenheit und Gegenwart ineinanderfließen.
Ein Blick zurück, der nach vorn führt
Begleitend zur Ausstellung gibt es ein buntes Programm mit Filmvorführungen, Gesprächen und Führungen, bei denen ihr mit Künstler*innen und Kurator*innen ins Gespräch kommen könnt. Gemeinsam mit Partnern wie dem Arsenal – Institut für Film und Videokunst, dem Gropius Bau und der nGbK werden Filme gezeigt, die Berlin aus neuen Blickwinkeln zeigen, von Dokumentationen über die Nachwendezeit bis zu künstlerischen Experimenten.
Besonders spannend: Die Filmreihe läuft parallel an verschiedenen Orten der Stadt – im Delphi Filmpalast, im Kreativhaus und im Museum Nikolaikirche selbst. So könnt ihr die Ausstellung erleben, sie nachklingen lassen und gleichzeitig noch mehr über die Menschen und Geschichten erfahren, die Berlin damals geprägt haben.
"Heute noch, morgen schon. Filmische Perspektiven auf Berlin um 1990" | noch bis 06. April 2026 | Museum Nikolaikirche, Nikolaikirchplatz, 10178 Berlin | Montag bis Sonntag: 10–18 Uhr | Eintritt: 7 Euro, Kombi-Ticket für alle drei Museen im Nikolaiviertel: 15 Euro | Mehr Information | Instagram
Redaktion