11 Kunst-Highlights im Februar 2024, die ihr nicht verpassen solltet
Im Februar ist so einiges los in den Museen und Galerien Berlins. Meilensteine in der Modegeschichte werden gezeigt, 100-stündige politische Performances abgehalten und in gefährlicher Geheimaktion gerettete Werke von Weltkünstler*innen ausgestellt – wem bei diesen Kunst-Highlights langweilig wird, ist selbst schuld.
1 Non-Specific Objects
Warum die Dinge nicht einfach mal beim Namen nennen? – So könnte man den Titel der Gruppenausstellung in der Galerie Capitain Petzel interpretieren. Tatsächlich aber widersprechen die ausstellenden Künstler*innen gezielt der These, die Donald Judd, einer der Hauptvertreter des Minimalismus, 1964 in seinem kanonischen Essay Specific Objects formulierte. Demnach sei Kunst etwas Objektives ohne symbolischen Gehalt. Die ausgewählten Werke aber verkörpern die subjektive Erfahrung von Menschen, die Räume außerhalb der Norm besetzen. Sie laden die Betrachtenden ein, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen und eine körperliche Andersartigkeit zu erfahren.
2 Ayan Farah: Seeds
Die Künstlerin Ayan Farah nutzt für die Werke ihrer ersten Einzelausstellung in Berlin Pigmente aus natürlichen Materialien. So entstehen aus senegalesischem Indigo, aus dem Rost eines kontaminierten Geländes oder aus selbst angebauten Ringelblumen Farbwelten in Pastell auf französischem Leinen und Hanf aus dem 19. Jahrhundert. Farah "recycelt" gebrauchte Haushaltstextilien, schneidet, färbt und näht sie zusammen, um die Geschichte ihrer eingeschriebenen Erinnerungen und Traditionen zu erzählen. Für die Künstlerin ist jedes Stück Textil "eine eigene kleine Landschaft".
3 Die gerettete Moderne
– Meisterwerke von Kirchner bis Picasso
1937 fielen zahlreiche Werke der klassischen Moderne im Kupferstichkabinett der nationalsozialistischen Aktion „Entartete Kunst“ zum Opfer. Der damalige Kurator Willy Kurth aber konnte durch den heimlichen Austausch der Werke Hunderte von Grafiken retten und versteckte sie erfolgreich in anderen Bereichen der Sammlung. Dieser riskanten Rettungsaktion verdanken wir es, dass wir uns heute die Arbeiten einiger der größten Künstler unserer Zeit im Kupferstichkabinett anschauen können: darunter Max Beckmann, Otto Dix, George Grosz, Ernst Ludwig Kirchner, Wassily Kandinsky, Henri Matisse, Edvard Munch und Pablo Picasso.
4 Past Intelligence:
Givenchy. Uli Richter. Students.
Modefans, aufgepasst! Studierende der Macromedia Hochschule, Atelier Chardon Savard haben sich vom weltbekannten Designer Hubert de Givenchy inspirieren lassen und eigene Objekte entworfen. Die Ergebnisse aus diesem Projekt werden neben dem echten Givenchy-Kleid im Modekabinett des Kunstgewerbemuseums gezeigt. Die Studierenden sollen durch die Arbeit mit historischen Schnitten für Kostümgeschichte sensibilisiert werden und dabei die Bildungsarbeit des Museums in die Öffentlichkeit tragen. Gleichzeitig werden den Besucher*innen Arbeitsweisen der Designer Givenchy und Richter näher gebracht.
5 Tania Bruguera: Where Your Ideas Become Civic Actions
Im Hamburger Bahnhof könnt ihr die europäische Erstaufführung der 100-stündigen Performance der Künstlerin und Aktivistin Tania Bruguera erleben. Dabei lesen Künstler*innen, Theoretiker*innen, Aktivist*innen und Besucher*innen ununterbrochen aus Hannah Arendts „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft”. Die Historische Halle des Hamburger Bahnhofs ist während der 100 Stunden ununterbrochen geöffnet, der Eintritt ist frei. Tania Bruguera wurde 1968 in Havanna geboren und lebt heute in den USA. Mit ihrer Kunst setzt sie sich für gesellschaftliche Veränderungen ein, wobei sie ihre eigene Freiheit und Sicherheit nicht selten aufs Spiel setzt – so wurde sie 2015 verhaftet, nachdem sie die Performance in Kuba präsentiert hatte.
6 Lucy Raven: Ready Mix
Lucy Raven kommt aus Arizona und beschäftigt sich mit der Entwicklung und Darstellung des US-amerikanischen Westens und dessen Rolle in Bezug auf globalen Handel, Kommunikation und Entwicklung. In der Videoinstallation „Ready Mix“ thematisiert sie Arbeit, Technologie und verborgene Macht-Mechanismen. Für den Film drehte sie über zwei Jahre in einem Betonwerk in Bellevue, Idaho. Die raumgreifende Installation befindet sich in direkter Sichtweite zur Baugrube des „berlin modern“ und stellt visuell und thematisch einen Bezug zur monumentalen Baustelle des Museumsneubaus her.
7 CHRONORAMA: Photographic Treasures of the 20th Century
Die Helmut Newton Stiftung und die Pinault Collection präsentieren gemeinsam „CHRONORAMA. Photographic Treasures of the 20th Century“. Gezeigt werden Fotografien und Illustrationen aus dem Condé-Nast-Archiv. In case you didn't know: Condé Nast ist der Verlag, der Vogue, Glamour und andere bedeutenden Modezeitschriften herausbringt. Knapp 250 Werke, entstanden zwischen 1910 und den späten 1970er-Jahren, zeigen die Entwicklung der Modegeschichte sowie die radikalen gesellschaftlichen Veränderungen in der westlichen Welt in jener Zeit.
8 Amir Fattal: Post-Artificial Painting
Amir Fattal wurde in Tel Aviv geboren und lebt seit 2002 in Berlin. Im Telegraphenamt, einem der Standorte der König Galerie, könnt ihr euch seine farbenfrohen, KI-generierten Gemälde aus der Serie "Studio Visits" anschauen. Die Bilder zeigen verschiedene Protagonist*innen einer idealisierten Kunstwelt: Künstler*innen in ihren Ateliers, Sammler*innen in ihren Wohnungen und Kunsthändler*innen in ihren Büros. Sie alle scheinen zu perfekt und zu schön, um wahr zu sein. Die Grenzen zwischen Realität und Fantasie verwischen, doch die Figuren sind eigentlich nur das künstliche Ergebnis aus realen, kulturellen Idealen.
9 KW Digital: Poetics of Encryption
Wo wären wir ohne unser Smartphone, unseren Laptop, unseren Netflix-Account? Technik und Digitales gehören zu unserem Alltag, aber die Wenigsten verstehen, wie sie funktionieren. Und da viele Technologien an Firmen gebunden sind, lässt sich ihre Funktionsweise auch bei größter Neugier nie vollständig nachvollziehen. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als uns mit unserer relativen Machtlosigkeit gegenüber undurchschaubaren Systemen abzufinden. Hier setzt die Ausstellung im KW an: Wie macht sich dieses persönliche und politische Drama im kulturellen Bereich bemerkbar? Welche Stimmungen, Symbole oder Narrative vermitteln die Ästhetik und Politik der Ausgrenzung, der Abschottung, der Geheimhaltung und der Spekulationen über das "Innere" der Technologie? "Poetics of Encryption" geht diesen Fragen mit digitalen und analogen Werken von über 40 Künstler*innen nach. Zur Eröffnung am 16.02. um 19 Uhr sind alle Interessierten eingeladen.
10 Monty Richthofen: The Cards You Were Dealt
Ihr seid Freund*innen der aktiven Mitmach-Kunst und wolltet euch eh schon länger ein Tattoo stechen lassen? Dann schaut ab dem 20. Februar in der Galerie dittrich & schlechtrim vorbei. Der Performance-Künstler Monty Richthofen verewigt die Ideen von Wahlfreiheit und Dialog auf der Haut von freiwilligen Teilnehmenden. In dem fortlaufenden Projekt werden der*dem ausgewählten Teilnehmer*in drei Texte vorgelegt. Stimmt sie*er zu, sich einen der Texte tätowieren zu lassen, darf sie*er anschließend drei andere Texte für die*den nächste*n Teilnehmer*in auswählen. Über die Anordnung und Gestaltung des Texts wird gemeinsam mit dem Künstler entschieden. Die Teilnehmer*innen werden am 22. Februar um 19 Uhr ausgelost. Die Teilnahme ist kostenlos.
11 Eugenio Recuenco: Las Mil Y Una Noches
Eugenio Recuenco ist ein renommierter Fotograf und Crossover-Künstler aus Madrid. Seit über 25 Jahren kreiert er Modefilme, Werbespots, Musikvideos und Fotografie. Seine Fotografien und Inszenierungen sind miteinander verwoben und dabei oftmals inspiriert von Kunstgeschichte, Film und Märchen. Daraus entstehen opulente, surrealistische Arbeiten. Die Ausstellung "Las Mil Y Una Noches" zeigt rund 20 vorwiegend großformatige Werke mit Motiven aus "Tausendundeine Nacht", die zwischen 2006 und 2023 entstanden sind.