Die besten Livegigs 2023: Das sind unsere Konzerthighlights in Berlin

Wenn eine Branche in den vergangenen Pandemie-Jahren besonders gelitten hat, dann die der Livemusik. Konzerte wurden reihenweise gecancelt, immer wieder verschoben und auch jetzt, wo längst wieder alles erlaubt ist, erneut abgesagt, weil trotzdem zu wenig Tickets verkauft werden. Ein Jammer, wie wir finden, denn Musiker*innen live zu erleben gehört bei uns definitiv zu den schönsten Momenten, die es gibt.

Wenn ihr auch Fans von guter Musik seid, neue Lieblinge oder langjährige Held*innen endlich live erleben wollt, solltet ihr euch für diese musikalischen Highlights des Jahres 2023 unbedingt Tickets besorgen. In den kommenden Monaten dürft ihr euch auf die Helden eurer Indie-Jugend freuen und durch die Waldbühne "Your sex is on fire" brüllen, dem einfühlsamen R'n'B von Giveon lauschen und endlich Girl in Red live erleben.

März

Die Düsterboys sind verspielt im Hole 44

International Music oder Düsseldorf Düsterboys, so ganz kommt man nicht hinterher bei diesen beiden Herren, die uns in den letzten Jahren so viel schlaue, kreative Musik in deutscher Sprache beschert haben. Mit "Teneriffa" gaben die beiden Mainzer 2019 Fernweh ein Gesicht, inzwischen ist mit "Dou Dou" das zweite Album des dynamischen Duos erschienen. Virtuos und verspielt, aber vor allem mit sehr trockenen, smarten und unterhaltsamen Lyrics. Deutscher Humor ist so selten, man müsste die Düsterboys eigentlich direkt unter Artenschutz stellen. Aber dann dürfte man ihnen auf ihren intimen Konzerten nicht so nahe kommen. Wäre ja auch schade.

Channel Tres verbindet Techno, Rap und Pop

2023 hat für die Techno-Hauptstadt Berlin natürlich auch feinste elektronische Acts parat. Man nehme beispielsweise Channel Tres, der Detroit Techno und Chicago House verbindet, indem er im besten Westküsten-Hip-Hop zu besagten elektronischen Beats rappt. Tyler, the Creator und Beyonce lassen sich von ihm beeinflussen, Highsnobiety nennt ihn die Personifikation von moderner House-Musik im Pop. Er kommt mit Beats, die den Körper in Wallungen bringen, und einem Bariton auf der Suche nach größeren Antworten in den Festsaal.

Souls of Mischief bringen die 90er zurück

1991 haben die vier Rapper A-Plus, Opio, Phesto und Tajai in Kalifornien die Rap-Formation Souls of Mischief gegründet. Nur zwei Jahre später schufen sie mit "93 'til Infinity" ein wirklich geniales Album, die gleichnamige Single darf man zweifelsfrei als absoluten Rap-Klassiker bezeichnen. Noch heute wird der Track von Souls of Mischief regelmäßig gesamplet, er findet sich in Soundtracks zu Serien oder Filmen und auf jeder guten Old-School-Playlist. Anlässlich des 30-jährigen Jubiläums versammeln sich die alten Männer mal wieder auf der Bühne des Lido. Ihr könnt dabei sein und euch gepflegt hinten an die Bar lehnen, in der Vergangenheit schwelgen und entspannt mit dem Kopf nicken.

Birdy verzaubert das Tempodrom

Der Vater Autor, die Mutter Konzertpianistin – da muss die Tochter ja fast zwangsläufig eine außerordentlich erfolgreiche Singer-Songwriterin werden. Die inzwischen 26-jährige Britin Jasmine Lucilla Elizabeth Jennifer van den Bogaerde hat nicht nur sehr viele Vornamen, sondern auch sehr viele Hits wie etwa "Not about Angels" oder "Wings". Besser bekannt ist sie natürlich unter ihrem Künstler*innennamen Birdy. Nach ihrem erfolgreichen Debütalbum 2011 durfte man ihrer zarten einzigartigen Stimme auf verschiedenen Soundtracks und neuen Alben lauschen und im März auch in Berlin im Tempodrom.

Dry Cleaning reinigen Post-Punk von allen Klischees

Post-Punk aus London könnte ja aus Prinzip entstehen – oder halt aus Zufall, wie bei Dry Cleaning. 2017 treffen Bassist, Drummer und Gitarrist in einer Karaoke-Kneipe auf ihre heutige Sängerin Florence Shaw. Diese arbeitet eigentlich gerade als Unidozentin und hat nie wirklich gesungen, doch kurz nach diesem schicksalhaften Treffen kündigen alle ihre Jobs und machen ab sofort mit "Dry Cleaning" lässigen, frischen Post-Punk mit Indie- und Psychodelic-Elementen – und eben auch mit der unverwechselbaren Stimme von Shaw, die viel spricht, dafür wenig singt und dabei dennoch mächtig Eindruck hinterlässt.

April

Girl in Red begeistert die Indie-Pop-Welt

Die Norwegerin Marie Ulven Ringheim hat mit ihren gerade mal 24 Jahren bereits weite Teile der Indie-Pop-Welt von sich begeistert. In ihren Texten geht es unter anderem um gleichgeschlechtliche Beziehungen, was auch ihre Relevanz für die queere Community gesteigert hat – in den weiten des World Wide Webs gilt "Do you listen to Girl in Red?" als Code, um die sexuelle Orientierung der Gesprächspartner*in herauszufinden. Seit 2017 veröffentlicht Ulven unter ihrem Künstler*innennamen Girl in Red Songs, die zwischen Indie- und Bedroom-Pop changieren und einem ganz warm ums Herz werden lassen. 2021 erschien dann ihr Debütalbum "If I Could Make It Go Quiet" – und jetzt könnt ihr sie endlich live in Berlin erleben.

Omah Lay verbindet Afro-Beats und Rap

Der nigerianische Singer-Songwriter Omah Lay feierte seinen ersten Erfolg, als seine selbst produzierte Single "Holiday" ein viraler Hit in sozialen Netzwerken wurde. Inzwischen ist er bei Warner unter Vertrag, hat einen Song mit Justin Bieber produziert und fasziniert Menschen mit seinem Afro-Fusion-Stil auf Konzerten in den USA, Kanada und auch dieses Jahr auch in Deutschland. In seinen Songs spricht er von tiefen Gefühlen und dunklen Lastern und mischt Afro-Beats mit klassischen Rap-Elementen und Autotunes. Dabei ist es gerade noch so ruhig, dass man nicht sofort vom Sitz aufspringen muss, aber perfekt, um dazu im Auto mit dem Kopf zu nicken.

Österreichischer Feel-Good-Pop mit Sharktank

Österreichischer Pop kommt gut an in Deutschland. Und weil Österreich nun mal nicht zu den größten Ländern Europas zählt, ist auch klar, dass die Macher*innen der während der Pandemie gegründeten Band Sharktank natürlich schon vorher Erfolge gefeiert haben. Rapper Michael „Mile“ Lechner und Produzent Marco Kleebauer (u.a. Bilderbuch) haben sich Unterstützung von Sängerin und Gitarristin Katrin Paucz geholt und mit "Get it Done" 2021 ein herrliches Pop-Album herausgebracht, das genau so klingt, wie sich ein perfekter Sommertag am See mit Freund*innen anfühlt.

Türkische Tradition trifft auf Funk bei Altin Gün

Was nach traditioneller türkischer Musik mit modernem Funk-Twist klingt, hat eigentlich erst mal so gar nichts damit zu tun – wurde die Band doch von einem niederländischen Bassisten gegründet, der bei Facebook einen Aufruf nach türkischen Musiker*innen machte. Und doch mutet der Sound der Psychedelic Rock-Band ziemlich nach türkischem Folk an. Die beiden Sänger*innen Merve Daşdemir und Erdinç Ecevit Yıldız haben türkische Wurzeln, die übrigen Bandmitglieder stammen aus den Niederlanden und gemeinsam schaffen sie nicht nur einen einzigartigen Sound, sondern sorgen auf ihren Konzerten auch für richtig gute Stimmung. Ein wirklich ganz hervorragendes Zeugnis türkisch-niederländischer Freundschaft.

Mai

Gefühlvoller R'n'B mit Giveon

Der kalifornische R'n'B-Musiker Giveon schaffte es bereits 2018, einen Plattenvertrag bei Epic zu bekommen, wo auch seine ersten Singles released wurden. Der große Durchbruch gelang ihm allerdings erst, als er einen gemeinsamen Song mit Drake veröffentlichte. Der gemeinsame Track "Chicago Freestyle" katapultierte Giveon in die Charts und auf die musikalischen Tachos der breiten Masse. Seine erste EP wurde für einen Grammy nominiert, sein Song "Heartbreak Anniversery" wurde über 850 Millionen Mal bei Spotify gestreamt. Wer auf gefühlvollen R'n'B steht, sollte sich Giveon unbedingt live anschauen.

Akustischer Elektro-Pop von Hundreds

Die Elektropop-Band Hundreds aus Hamburg legte bereits im vergangenen Jahr eine tolle Tournee hinter sich, wo sie unter anderem sogar in der Elbphilharmonie gespielt haben. In diesem Jahr wollen sie ihrer Tour erneut das gewisse Etwas geben,  arrangieren die Songs ihres Albums "The Current" um und verwandeln es in ein spannendes Elektro-Akustik-Set. Von der Intensität der Beats und der klaren harmonischen Stimme der Sängerin Eva Milner büßt die Musik natürlich nichts ein.

Kings of Leon lassen Indie-Herzen höherschlagen

Was, Kings of Leon sind immer noch auf Tour? Haben die eigentlich ein neues Album? Haben sie nicht und das ist auch völlig egal, denn wer mit nur einem Song online über eine Milliarde Streams erreicht, wer es schafft, dass eine gesamte Generation in ihren Teenie-Jahren voller Inbrunst "Your sex is on fire" brüllt, der braucht kein neues Album, um riesige Hallen, oder wie in Berlin die Ränge vor einer riesigen Freilichtbühne zu füllen. Wer sich den Soundtrack seiner (Indie-) Jugend unter freiem Himmel anhören und endlich mal wieder alte Bandshirts tragen möchte, sollte sich schleunigst ein Ticket besorgen.

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