Offene Kommunikation, sexuelle Aufklärung und Vertrauen: Was bedeutet eigentlich sexuelle Freiheit?
Wir leben im Jahr 2021. Menschen fliegen zum Mond, pressen aus Asche Diamanten oder entwickeln innerhalb kürzester Zeit Impfstoffe gegen einen Virus, der die gesamte Welt in Atem hält. Aber wisst ihr, was die meisten Menschen immer noch nicht so richtig gut können? Über ihre Gefühle reden. Über ihre Bedürfnisse reden. Über Sex reden. Inwiefern können wir als Gesellschaft dafür sorgen, dass sexuelle Freiheit kein Tabuthema mehr ist? Wo sind die Grenzen? Sind wir etwa doch noch nicht so offen, wie wir uns das vielleicht wünschen würden?
Unsere Freund*innen von einhorn haben sich mit Cheex zusammengetan und eine große Umfrage zum Thema "Sexuelle Freiheit" gestartet, an der rund 3.000 Menschen teilgenommen haben. Und hier kommt schon der erste interessante Fact: Von den 3.000 Befragten gaben 80 Prozent an, sich dem weiblichen Geschlecht zugehörig zu fühlen, 17 Prozent fühlen sich dem männlichen zugehörig und drei Prozent ordnen sich nicht dem binären Geschlechtersystem zu. Und von diesen 3.000 Menschen gaben mehr als die Hälfte (52 Prozent) an, sich sexuell nicht frei zu fühlen. Jede*r Sechste (15 Prozent) gab sogar an, sich explizit nicht sexuell frei zu fühlen – und das, obwohl der Großteil (79 Prozent) der Befragten zwischen 18 und 34 Jahre alt ist. Interessant ist auch, dass ausgerechnet bei den jüngeren Teilnehmer*innen (U18 bis 23-Jährige) sich nur 17 Prozent sexuell frei fühlen, im Gegensatz zu 60 Prozent der über 60-Jährigen. Ist unsere Generation doch gehemmter, als wir uns eingestehen wollen? Obwohl der Zugang zu sexueller Aufklärung vermutlich nie so einfach war wie heutzutage? Wo liegt die Ursache? Und wie schaffen wir es als Gesellschaft, allgemein offener zu bestimmten Themen zu werden?
Was bedeutet sexuelle Freiheit?
Kein Schamgefühl (37 Prozent), sexuelle Selbstbestimmung (23 Prozent) und offene Kommunikation (14 Prozent) sind die wohl wichtigsten Punkte sexueller Freiheit aller Befragten. Am wichtigsten sei es, vorurteilsfrei und mit genügend Toleranz behandelt zu werden. Sex soll so ausgelebt werden können, wie jede*r möchte, Fantasien sollen ausgelebt werden und auch in der Wahl und der Anzahl der Sexualpartner*innen soll frei bestimmt werden können. Der Wunsch, mit dem*der Partner*in und Freund*innen offen darüber sprechen zu können, wurde ebenfalls häufig genannt. Sieben Prozent der Befragten konnten übrigens keine Antwort darauf geben, wie sie sexuelle Freiheit definieren.
Die eigene Sexualität genussvoll ausleben zu können, alleine und mit Sex-Partner:in. Offen über Sexualität und die eigenen Vorlieben sprechen zu können. Die eigene Sexualität frei von gesellschaftlichen Stereotypen leben zu können. Freude am Geben und Nehmen zu haben.weiblich, heterosexuell, 24-29 Jahre, Neukirchen
Was trägt dazu bei, dass sich Menschen sexuell befreit fühlen?
Vertrauen is the key: Fast die Hälfte aller Befragten (42 Prozent) geben an, dass Vertrauen einen wichtigen Teil dazu beiträgt, dass sie sich sexuell befreit fühlen. Dabei geht es nicht nur um das Vertrauen in den*die Sexpartner*innen, sondern auch um jenes in sich selbst. Immerhin ein Viertel der Umfrageteilnehmer*innen (25 Prozent) schätzen eine offene Kommunikation mit Freund*innen und den Sexpartner*innen. (Gesellschaftliche) Akzeptanz und Aufklärung sind mit 15 bzw. zehn Prozent zumindest einigen wichtig. Aber von welcher Aufklärung ist hier die Rede? Vom mittelmäßigen Sexualkundeunterricht in der Schule? I doubt it. Als Beispiele werden vor allem Bücher, Feminist*innen und Podcasts, die Sexualität thematisieren, genannt.
Was hemmt die sexuelle Freiheit?
Bei dieser Frage haben wir einen klaren "Gewinner": Fast die Hälfte aller Befragten (45 Prozent) geben an, dass die Gesellschaft mit ihren (unausgesprochenen) Tabus, festgefahrenen Rollenbildern und veralteten Konventionen sie in ihrer Sexualität einschränkt. Ein ganz schöner Downer, wenn man bedenkt, wie viele Generationen jetzt schon für sexuelle Selbstbestimmung kämpfen, uff. Überraschender-, und irgendwie auch traurigerweise nennen 17 Prozent der Befragten die eigene Beziehung als Grund, der ihre sexuelle Freiheit hemmt. (Ehe-)Partner*innen als Auslöser dafür, sexuell nicht zufrieden zu sein? Eigentlich sollte doch genau diese (Vertrauens-)Person dazu beitragen, die eigene Sexualität zu entdecken. Was hier hilft? Kommunikation! Wir sollten nicht nur mit unseren Partner*innen viel mehr über unsere Bedürfnisse und Wünsche sprechen, sondern Gespräche über Sex auch innerhalb der Gesellschaft salonfähiger machen. Schluss mit Stigmen und peinlich berührtem Grinsen.
Was können wir dafür tun, uns sexuell freier zu fühlen?
Sexual liberty for me is to be able to become the fullest version of myself.Jared – Founder "Pinky Promise"
Auch wenn Sex gerne mal als die schönste Nebensache der Welt beschrieben wird, sollten wir hier einmal kurz festhalten: Sex kann wunderschön sein, ja, aber Sex ist definitiv nicht bloß eine Nebensache. Guter Sex trägt dazu bei, dass wir uns ausgeglichen und in unserem Körper wohl fühlen. Deswegen ist es wichtig, sich Zeit dafür zu nehmen. Lernt etwas über eure eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Fantasien und geht ihnen nach – egal ob mit Partner*in oder allein. Lasst euch inspirieren – schließlich holen wir uns wirklich in allen Lebensbereichen Inspiration, wieso also nicht beim Sex? –, probiert (neue) Dinge aus und genießt es. Falls ihr noch auf der Suche nach Inspiration seid, können wir euch Cheex übrigens wärmstens empfehlen. Auf deren Website findet ihr nämlich nicht nur ein kostenloses Magazin und einen Podcast rund um das Thema selbstbestimmte Sexualität, für Mitglieder gibt es auch erotische Filme, Workshops und sexy Audiogeschichten. Und das allerwichtigste: Tut nur das, worauf ihr Lust habt, denn Sex sollte allen Beteiligten gefallen und Spaß machen.