Wie finde ich einen geeigneten Rhythmus mit Kind im Homeoffice und kann Frust vermeiden?

© Matze Hielscher

Wie spricht man am besten über Herausforderungen im Familienalltag? Viele Eltern treiben die gleichen Sorgen um, auf der Suche nach Lösungen lesen sie einen Ratgeber nach dem anderen. Jede*r hat eine andere Vorstellung von Erziehung und nur selten werden Ängste und Sorgen offen ausgesprochen. Im Familienrat-Podcast besuchen wir regelmäßig die Diplompädagogin Katia Saalfrank und stellen der Expertin eure Fragen rund um Erziehung und Familienleben.

Claudia* schreibt:

"Hallo Katia, Hallo Matze,

bei uns ist momentan der Wurm drin in der Beziehung zwischen unserem 4 1/2-jährigen Sohn und uns. Wie viele Eltern, sind wir in der Corona-Zeit zu Hause, der Kindergarten ist bereits seit mehreren Wochen geschlossen und bei uns tobt an vielen Tagen der Sturm durch unseren Tagesablauf. Zurzeit arbeiten mein Mann und ich im Homeoffice, was nicht sehr zur Entspannung beiträgt. Mein Mann ist im Management und ich arbeite gerade an einem wichtigen Projekt. Das heißt, wir haben beide viel zu tun. Wir wechseln uns jedoch gleichermaßen bei der Beaufsichtigung von Paul* ab, er muss sich nicht den ganzen Tag alleine beschäftigen. Wir spielen abwechselnd Fußball und versuchen viel Zeit im Garten zu verbringen, weil ich denke, er braucht Bewegung.

Momentan gibt es aber immer wieder Situationen, die aus dem Ruder laufen, sodass mein Sohn total wütend wird. Ich mache mir auch ziemlich Sorgen, weil ich in der Situation total hilflos bin und sehe, wie sehr mein Sohn ausrastet, er schreit sich in Rage und weiß gar nicht, was passiert. Er spuckt mich an und haut. Wenn ich versuche die Hand schützend vor mein Gesicht zu halten, schreit er mich an und ich lege die Hand wieder weg, damit es etwas ruhiger wird und er schlägt mir mit der Faust ins Gesicht. Nach so einer Situation versuche ich zu hinterfragen, was der Auslöser war, damit wir den Punkt besprechen können. Leider sagt er nicht, warum das passiert ist. Ich sage ihm dann immer, dass ich ihn liebe und so etwas auch mal passieren kann.

Heute hatten wir zwei Beispiele: Wir haben zu zweit Fußball gespielt und alles war soweit gut, dann kam sein Vater und wir haben zu dritt weiter gespielt – mein Sohn und ich gegen den Vater. Ich habe den Ball dann versehentlich unter einen Stuhl geschossen und ging in die Richtung des Balls, auf einmal sprang Paul* von hinten gegen mich und schlug mit der Faust gegen meinen Hintern, dabei fiel er auf den Boden und schlug sich den Kopf an einer Stahlstange. Weil die Situation mit dem Hauen öfter vorkommt, war ich in der Situation total verwundert, weil ich überhaupt nicht verstanden habe, warum ich gehauen wurde. Ich bin dann reingegangen, mein Sohn mir schreiend hinterher. Es gab drinnen wieder böse Worte, sein Lieblingswort ist zurzeit 'Vollidiot'.

Zweite Situation, wir haben zu Abend gegessen und mit Paul* vereinbart, dass er noch ein selbstgemachtes Himbeereis essen kann und Fernsehen schauen darf, aber falls er später noch etwas essen möchte, er sich gerne ein Brot nehmen darf. Der Fernseher geht aus, Paul* möchte etwas essen – natürlich kein Brot, sondern Süßigkeiten oder einen Fruchtzwerg. Mit dem Argument, dass wir eine Vereinbarung haben und er gerne noch ein Brot essen darf, ließ er sich nicht beruhigen und schon ging der Streit los. Da meine Nerven einfach blank sind, wollte ich einfach nach oben gehen und Paul* sollte das Thema mit seinem Vater klären, ich habe einfach keine Lust mehr auf die Diskussionen.

Pauls* Vater war jedoch bereits oben im Haus und Paul* kam zu mir, er wollte sich nicht beruhigen, daraufhin wollte sein Vater etwas sagen und Paul* schreit ihn wütend an und beschimpft ihn als Vollidiot. Mein Mann ist dann wütend nach unten gegangen und hat mich beschimpft, dass er nicht verstehen kann, dass ich mir das bieten lasse, beziehungsweise Paul* gewähren lasse. Nach dem Tag habe ich Paul* dann ins Bett gebracht, weil sein Vater total sauer war. Paul* stand an der Treppe und hat sich mehrfach entschuldigt, sein Vater kam jedoch nicht nach oben zum Vorlesen. An dem Tag konnte ich zumindest herausfinden, warum er mich gehauen hat, weil ich den Ball weggetreten habe. Warum ihn das gestört hat, war mir nicht klar, weil wir zusammen den Ball abwechselnd zu seinem Vater gespielt haben.

Ich konnte mich dann aber für die Situation entschuldigen und ihn bitten, mir beim nächsten Mal einfach zu sagen, dass es nicht ok ist für ihn, weil mir das Schlagen sehr weh getan hat und ich überhaupt nicht wusste, was gewesen ist. Mit dem Wort 'Vollidiot' konnte ich erst keine Einigung mit ihm erreichen. Auch die Erklärung, dass er auch nicht als 'Vollidiot' bezeichnet werden möchte, half nicht. Nach vielem Hin und Her kam er mit dem Argument, dass ich auch nicht das mache, was er möchte, weil ich jeden Morgen einen Kaffee trinke und er das nicht möchte.

Nun die Einigung: Ich trinke morgens keinen Kaffee und er versucht das Wort 'Vollidiot' nicht mehr in den Mund zu nehmen. Wobei ich ihm erklärt habe, dass es schon passieren kann, dass er das mal aus Versehen sagt, er es aber doll versuchen soll, es nicht mehr zu sagen. Was kann ich tun, damit es nicht mehr zu so starken Wutausbrüchen kommt – er auf mich einschlägt, spuckt und uns als Vollidioten beschimpft?
LG Claudia*"

*Namen geändert

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