Dem Coronavirus unterlegen: Diese Berliner Bühnen & Clubs bleiben vorerst geschlossen
Update, 13.03.2020, 19.00 Uhr: Die Schließung öffentlicher Einrichtungen geht weiter. Ab Freitag, den 13. März, bleiben vorerst alle öffentlichen Theater, Opern- und Konzerthäuser, ebenso wie Bibliotheken (die Leihfrist wurde automatisch verlängert), Museen und auch private Theater geschlossen. Good News: Der rbb will möglichst viele Kulturangebote im Fernsehen und online zeigen. Ab kommenden Dienstag, den 17. März, sind alle allgemeinen Schulen bis mindestens zum Ende der Osterferien geschlossen. Der Berliner Halbmarathon, der für den 04. April angesetzt war, wurde ebenfalls abgesagt. Auch Clubs, Bars und Bars hat es nun getroffen: Ab sofort sind offiziell alle komplett geschlossen.
Außerdem soll der öffentliche Nahverkehr in Berlin auf ein Mindestmaß reduziert werden, der Fokus soll auf dem Schienenverkehr liegen. Wie genau dieses "Mindestmaß" aussehen soll, bespricht der Senat, sobald mehr Informationen vorliegen, geben wir Bescheid.
Update, 12.03.2020, 09 Uhr: Die Senatsgesundheitsverwaltung hat am Mittwochvormittag bekannt gegeben, dass nun ein Verbot für Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Menschen ausgesprochen wird. Dementsprechend dürfen in ganz Berlin bis 19. April keine Großveranstaltungen mit mehr als 1.000 Besuchenden stattfinden. Das Land Brandenburg verhängt dasselbe Verbot für Großveranstaltungen.
Auch das Berghain, die eigentlich härteste Tür der Stadt, ist mittlerweile dem Coronavirus unterlegen und kündigte auf der Website an, alle Events im Berghain, der Panoramabar und in der Säule bis einschließlich 20. April abzusagen. Die Bezirksbürgermeisterin Monika Hermann (Grüne) bestätigte außerdem, dass das Myfest und der Karneval der Kulturen abgesagt wurde.
Ob wir wollen oder nicht, der Coronavirus hat die Stadt langsam aber sicher fest im Griff. Nachdem wir über leergekaufte Supermärkte und Hamsterkäufe von Seife, Pasta und Toilettenpapier noch lustige Gags machen konnten, zeigen einige Entscheidungen der Stadt jetzt, dass man den Coronavirus und seine schnelle Verbreitung wohl doch nicht so auf die leichte Schulter nehmen sollte.
Bereits vergangene Woche wurden die beiden großen Tourismusmessen ITB Berlin und Berlin Travel Festival abgesagt, kleinere Events werden von den Veranstalter*innen selbst verschoben und selbst Gesundheitsminister Jens Spahn warnt vor Großveranstaltungen mit über 1000 Menschen. In einer Sitzung am Dienstag, der auch drei Expert*innen der Charité beiwohnten, hat der Senat nun über das weitere Vorgehen bei (Groß-)veranstaltungen in Berlin diskutiert und kam zu folgendem Ergebnis: Ein zentrales Verbot für Großveranstaltungen wird es vorerst nicht geben, so Bürgermeister Michael Müller.
Ein zentrales Verbot für Großveranstaltungen wird es vorerst nicht geben
Dennoch ist mit erheblichen Einschränkungen zu rechnen, denn der Senat entschied, dass Landeseigene Veranstaltungen, die mit mehr als 1000 Leuten geplant wurden und für deren Absage das Land Berlin die Verantwortung trägt, bis auf Weiteres nicht stattfinden werden. Außerdem hat Kultursenator Klaus Lederer in Absprache mit den Intendant*innen der staatlichen Häuser entschieden, dass Aufführungen den großen Bühnen, wie etwa dem Friedrichstadtpalast oder der Deutschen Oper bis zum Ende der Osterferien (19. April) ebenfalls abgesagt werden. In den kleineren Sälen, die maximal 500 Leute fassen können, handeln die Häuser weiterhin eigenverantwortlich.
Diese Häuser bleiben geschlossen
In der Deutschen Oper werden sämtliche Aufführungen im großen Saal gestrichen, kleinere Aufführungen im Foyer und in der Tischlerei finden allerdings statt, wie genau bereits gekaufte Tickets erstattet werden, erfahrt ihr auf der Website. Die Staatsoper Unter den Linden bleibt gänzlich geschlossen, selbst die Festtage zu Ostern, bei denen internationale Gäste erwartet werden, werden abgesagt. In der Berliner Philharmonie am Kulturforum bleiben alle Säle geschlossen, es werde allerdings darüber gesprochen, ob kleinere Aufführungen an der Staatsoper stattfinden. Außerdem besteht die Möglichkeit die Konzerte ohne Publikum stattfinden zu lassen und als Live-Stream im Internet anzubieten. Im Konzerthaus am Gendarmenmarkt werden ebenfalls alle Veranstaltungen im großen Saal abgesagt, die kleineren Säle werden allerdings weiterhin bespielt. Gleiches gilt für das Deutsche Theater, das alle großen Aufführungen absagt, die Orte Kammerspiele und Box allerdings bis auf Weiteres bespielt. Tickets für Events bis zum 19. April können gegen Erstattung des Kaufpreises zurückgegeben werden. Gleiches Spiel beim Gorki: Hier finden die kleinen Stücke statt, das große Haus bleibt allerdings geschlossen.
Obwohl bislang private Häuser selbst entscheiden können, folgen einige den Richtlinien des Senats: Die Schaubühne zeigt nur noch die Premiere von "Affe", allerdings im Saal C mit nur 270 Zuschauer*innen, die kleineren Vorführungen laufen ebenfalls weiter. Der Friedrichstadtpalast bleibt ebenfalls geschlossen. Das Berliner Ensemble will diese Woche klären, wie es weitergeht, das Renaissance-Theater, die Bar jeder Vernunft und das Tipi am Kanzleramt spielen allerdings wie gehabt.
Mit knapp 15 Millionen Euro Einbußen ist bei den Berliner Bühnen monatlich zu rechnen
Über den Umgang mit den erheblichen Einbußen für die Berliner Bühnen, Lederer spricht von ca. 15 Millionen monatlich, besteht allerdings noch Klärungsbedarf. Allein der Friedrichstadtpalast muss mit der Umbuchung oder Rückerstattung von 40.000 Tickets rechnen, mit einem Ausfall von knapp sechs Wochen und dem daraus resultierenden finanziellen Verlust, hat bisher keines der Häuser Erfahrung. Lederer fordert, dass nicht nur Wirtschaftsakteure finanzielle Unterstützung des Bundes bekommen sollten, sondern auch Kultureinrichtungen, die maßgebliche Einbußen verzeichnen und ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft sind.
Und was ist mit den Berliner Clubs?
Zur Berliner Kulturwelt gehören aber nicht nur die Theaterbühnen, sondern in hohem Maß auch die Clublandschaft. Lutz Leichsenring, Mitglied des Vorstands der Berliner Clubcommission und Pressesprecher, berichtet, dass eine Task Force mit rund 50 Clubbetreiber*innen und Veranstalter*innen gebildet und ein Maßnahmenkatalog für die Sicherheit der Mitarbeiter*innen und Besucher*innen erarbeitet wurde. Dieser besagt beispielsweise, dass eine Auslastung der Clubs auf 70 Prozent gesenkt werden sollte. Einige Clubs, wie etwa das KitKat haben den Eingangsbereich umgebaut und es werden Handzettel mit Informationen an die Gäste verteilt. Ab diesem Wochenende werden außerdem Kontaktdaten der Besucher*innen gesammelt (E-Mail-Adresse und Handynummer) und es wird eine Kontaktadresse eingerichtet, um im Ernstfall dem Gesundheitsamt die Kontaktdaten weiterzugeben.
Auch die temporäre Schließung einiger Clubs wurde in Erwägung gezogen, doch das hätte erhebliche Folgen, denn bereits die Schließung weniger Wochen würde einige Läden in die sichere Insolvenz führen. Aufgrund dessen hat die Clubcommission bereits Kontakt zu Banken und Crowdfunding-Anbietern sowie dem Berliner Senat aufgenommen, um für besonders gefährdete Clubs und Veranstaltungsorte Rettungsfonds einzurichten.
Das Thema Eigenverantwortung, betonte Lederer, ist in dieser Zeit ohnehin ein sehr zentrales, denn er appelliert an alle Bürger*innen, dass Menschen, die sich akut krank fühlen, weitestgehend auf solche Besuche verzichten sollen, um der ohnehin schon hohen Ansteckungsgefahr etwas entgegenzuwirken. Da sich die Richtlinien bisher nur auf öffentliche Häuser und Veranstaltungen bezieht, empfiehlt der Senat den privat betriebenen Einrichtungen einen ähnlichen Umgang mit größeren Veranstaltungen. Generell strebt der Senat allerdings eine bundesweite Lösung an, zu dessen Klärung Müller Ministerpräsident*innen und Vertreter*innen der Bundesregierung am Donnerstag einlädt.