#representationmatters: Warum die Vogue jetzt nachholt, was jahrelang versäumt wurde
Ausgerechnet die Vogue fragt sich in einem aktuellen Themen-Feature über People of Color (PoC), wie sie nachholen kann, was in den letzten Jahrzehnten schlichtweg versäumt wurde? Stichwort Repräsentation, Stichwort Sichtbarkeit und Stichwort Inklusion schwarzer Menschen in Deutschland. Insbesondere die Mode- und Medienwelt hat es jahrelang nicht geschafft, ein diverses Abbild aller hier lebenden Menschen in ihren Magazinen, in der Werbung und ihren Online-Auftritten zu präsentieren. Andere Länder, so mein Empfinden, sind in diesem Punkt zweifelsohne weiter, um nicht zu sagen "wir hinken absolut hinterher". Andererseits blickt Deutschland auch auf eine andere Einwanderungsgeschichte als beispielsweise Amerika oder Großbritannien zurück. Das soll keine Entschuldigung sein, aber trägt vielleicht zur Erklärung mancher Entwicklungen bei.
Welche Problematiken entstehen, wenn PoC in den Medien nicht sichtbar sind und was wir in Zukunft besser machen müssen, darüber spricht nun die Deutsche Vogue, eines der ältesten Modemagazine weltweit, mit verschiedenen PoCs aus der Mode- und Medienwelt. Ein richtiger Schritt, denn in erster Linie müssen wir lernen, nicht über schwarze Menschen zu reden, sondern sie selbst sprechen zu lassen. Welche Erfahrungen mit Rassismus machen PoC in Deutschland? Und wie gehen sie und wir damit um? In einem knapp fünfminütigen Video erzählen unter anderem Moderatorin Aminata Belli, Model Sara Nuru oder Schauspieler Langston Uibel.
Betreut wird das Projekt von der freien Journalistin Kemi Fatoba, die sich sehr intensiv mit der Frage beschäftigt hat, welche konkreten Erfahrungen People of Color in Deutschland gemacht haben. Da spricht Filmemacherin Tempi Hollis darüber, wie Sprachbarrieren sie davon abhalten, sich in Deutschland zu Hause zu fühlen, Fatoba selbst schreibt über „Heimat“ und die ständige Frage, wo People of Color „wirklich“ herkommen und Fabian Hart hat sich mit "Dogs of Berlin"-Schauspieler Langston Uibel über die Wichtigkeit von Repräsentation in den deutschen Medien unterhalten. Daneben werden aber auch Pflegetipps und Produktempfehlungen für dunkle Hauttypen gegeben oder Bücher, Podcasts, Filme und Serien von PoC vorgestellt, die wir unbedingt kennen sollten. Ihr merkt schon, der Anspruch bis in möglichst alle Lebensbereiche vorzudringen, ist da. Und das markiert genau die richtige Richtung, in die es gehen muss.
Fakt ist, dass Deutschland ein Rassismusproblem hat. Damit PoC mehr Sichtbarkeit bekommen, gehen schon regelmäßig viele Menschen auf die Straße, aber die Modebranche und die Medien hielten sich sehr lange bei diesem Thema zurück. Wir sollten uns die Frage stellen: Wie divers sind unsere Medien – sowohl in der Berichterstattung als auch in den Redaktionen selbst? Die Realität ist: noch sehr weiß. Und das muss sich ändern.
Das Themen-Special ist daher nicht nur eine ordentliche und längst überfällige Portion Selbstkritik an der ehrwürdigen Vogue, sondern soll und kann in erster Linie auch einen aufklärerischen Sinn erfüllen, endlich etwas zu verändern. Insbesondere alle Medienmacher*innen sollten sich die Videos, Texte und tollen Fotostrecken zu Gemüte führen, sie sind nicht nur sehr unterhaltsam, sondern vor allem wahnsinnig lehrreich. Für jede*n einzelne*n von uns.
Insa Grüning