Wir Veganer sind ein Witz
von Phonique
Zumindest durfte ich das neulich wieder erleben beim sonntäglichen Besuch im Quatsch Comedy Club. Gleich zwei der fünf Comedians hatten Lustiges über Veganer im Programm. Dass man dicke Veganer auch pflanzliche Fette nennt, fand ich zugegeben auch sehr lustig.
Der andere Comedian war neulich in einem veganen Restaurant, aber da wollte man ihm „auf Tofu komm raus kein Fleisch servieren“, woraufhin er erwiderte „Na, Soja nicht!“. Auch tauchte die Frage nach der Vermehrung auf, dass man als Veganer sicher keine fleischlichen Gelüste haben dürfte (ich empfehle Fortpflanzung!), aber die Antwort war wohl auf der Speisekarte zu finden: Penne mit Gemüse!
Dass man dicke Veganer auch pflanzliche Fette nennt, fand ich zugegeben auch sehr lustig.Phonique
Kaya Yanar, seines Zeichens selber Veganer macht übrigens keine Witze über Tofu – das findet er geschmacklos! Während früher mal ausländerfeindliche Witze für bestimmte Menschen per se ein Lacher waren, gab es dann viele Jahre Humorvolles über Frauen. Ich werde das Gefühl nicht los, dass durch die ganze political Correctness der letzten Zeit klar ist, dass rassistische oder sexistische Witze zu problematisch sind und so scheinen sich alle drauf einigen zu können, dass Veganer jetzt die neueste Lachnummer sind. Irgendeine Minderheit findet sich scheinbar immer für den oft schlechten deutschen Humor.
Darf man Witze über das Thema Veganismus machen?
Ich persönlich finde das Thema Veganismus durchaus comedytauglich und zwar in beide Richtungen, so wie man es von Hagen Rether kennt. Der schießt nämlich nicht nur gegen Nicht-Veganer, sondern hält sich auch mal selbst den Spiegel vor. Laut Rether sind die Bananen, die er da während des Auftritts isst natürlich Bio-Bananen, die mit einem Rapsöl betriebenen Flugzeug eingeflogen wurden und ‚ja, was denn? Besser mit dem Auto zum Bio-Laden als mit dem Auto zum Metzger!‘.
Bravo Hagen Rether! Genau das ist doch der Punkt. Es ist nicht alles schwarz oder grün. Wir Veganer essen auch gerne mal ungesund, manche von uns fahren einen SUV und manche haben aufgrund ihres Berufs als DJ eine katastrophale CO2 Bilanz. Wir wissen das, aber wir freuen uns trotzdem, einen kleinen Beitrag für eine bessere Welt leisten zu können! Wir sollten aufhören, uns auf die Politiker zu verlassen und immer anderen den Spiegel vorhalten zu wollen oder uns über andere lustig zu machen. Selber mehr zu tun als nur Müll zu trennen oder eine Online-Petition zu unterschreiben, könnte unsere Welt vielleicht ja dann doch noch retten?
Phonique ist seit über 20 Jahren DJ in Berlin und hat bereits in mehr als 60 Ländern aufgelegt, darunter Bangladesh, Jordanien oder Angola. Seit über sechs Jahren lebt er vegan. Anfang 2019 hat er mit seinem früheren Tresor Resident DJ Partner Dave DK das Label How V Dance gegründet. How V Dance ist sowohl eine Instagram-Platform und Community für vegane Produzenten und DJs elektronischer Musik, als auch der Name der ersten veganen Party in Berlin, die am 24. August im Holzmarkt25 stattfindet. Als Gastautor findet man Phonique auch in der Mai-Ausgabe des Weltvegan-Magazins.