Unsere 11 Kunsttipps für den Juli 2019
Im Juli begeben sich einige Galerien in die wohl verdiente Sommerpause. Trotzdem müsst ihr nicht auf kulturelles Programm verzichten: Ihr könnt euch zu einer Musikperformance ins kühle Kraftwerk retten, Kunst schauen und Pommes essen im Freibad, euch Love, Peace and Harmony hingeben und durch den Garten der irdischen Freuden schlendern. In diesem Sinn: Viel Vergnügen mit der Kunst im Juli!
1 Amour im Tropez Tropez
Wozu nach Frankreich fliegen: Tropez liegt seit ein paar Sommern im Schwimmbad Humboldthain. Deren Pommes-Bude hat Nele Heinevetter von den Niche Art & Architecture Tours übernommen und bespielt seitdem das Areal rund um den Pool mit Ausstellungen, Performances und Gesprächsrunden. Die Gruppenausstellung AMOUR heizt aktuell in der Herzgegend ein, mit Arbeiten von Natalie Czech und Constant Dullart und vielen mehr, die die Schwimmadkultur mal genauer sezieren. Checkt das Programm am Besten regelmäßig um keine Performances und dergleichen zu verpassen.
2 Deep Web im Kraftwerk
Deep Web ist vielerlei: eine neue Art der Lichtshow, Skulptur, Musik, Sinneserfahrung. Deep Web ist ein Gemeinschaftsprojekt des Künstlers und Designers Christopher Bauder von White Void und des Komponisten und Musikers Robert Henke. 2016 wurde es bereits im Rahmen der CTM Festival gezeigt, jetzt kehrt das Spektakel in die industriellen Hallen des Kraftwerk zurück. Zu erwarten sind ein paar immersive Stunden zu elektronischer Musik.
3 Ella Littwitz bei Alexander Levy
Ella Littwitz beschäftigt sich in ihrer künstlerischen Forschung mit Archäologie, Geschichte, Botanik, Kultur und Politik. Dabei stehen die Auseinandersetzung mit nationaler und politischer Identität sowie die Konstruktion von historischen und psychologischen Grenzen im Zentrum ihrer Werke. Die israelische Künstlerin, die überwiegend im Medium Skulptur arbeitet, dechiffriert für uns politische Symboliken und archäologische Bezeichnungen.
4 Summer of Love im PalaisPopulaire
Peace, Love and Rock’n’Roll. Der summer of love im Jahr 1967 steht für den Höhepunkt der kalifornischen Hippiebewegung, die den Beginn für viele unserer heutigen Freiheiten bedeutete: Frieden, Toleranz, Partizipation. Der PalaisPopulaire lässt die Bewegung mit seiner neuen Ausstellung lebendig werden. Vor allem wird gezeigt wie durch Musik, Mode und Kunst ein gemeinschaftliches Lebensgefühl vermittelt wurde. Konzipiert von den Fine Arts Museums of San Francisco werden psychedelische Plattencover, Poster und seltene Fotografien ausgestellt.
5 Rundgang an der Universität der Künste
Legendär und jährlich: Studenten der Universität der Künste, die größte künstlerische Hochschule Deutschlands übrigens, zeigen vor den Sommerferien noch mal ihr Best of. Ein Wochenende mit Ausstellungen und Programm in den Fakultäten Bildende Kunst, Gestaltung, Musik und Darstellende Kunst.
6 Rundgang an der Kunsthochschule Weißensee
Eine weitere Institution des akademischen Berliner Sommers: der Rundgang der Studenten der Kunsthochschule Weißensee. Wenn ihr noch nicht wisst, wo ihr eure künstlerische Karriere zum Laufen bringen wollt, sind die Rundgänge eine gute Chance euch mit den Styles der Schulen bekannt zu machen.
7 Christoph Keller, Hito Steyerl, Tao Hui bei Esther Schipper
Esther Schipper vereint in dieser Gruppenausstellung drei Künstler*innen, die sich auf unterschiedliche Weise mit Identität und Migration befassen: Keller erforscht die Spuren von Geschichte und Politik in unserem Stadtbild. Hito Steyerl deckt die Wiedersprüche und politischen Scheinheiligkeiten der Derzeit auf; charakteristisch ist ihr Einsatz neuer Technologien und die resultierende digitale Ästhetik. Tao Hui dehnt die Grenzen zwischen Realität und Fiktion mit immersiven Installationen. Ein Trio infernale.
8 Andreas Mühe im Hamburger Bahnhof
Andreas Mühes Familie ist keine Unbekannte: Vater Ulrich Mühe war einer der größten deutschen Schauspieler unserer Zeit, Schwester Anna Maria kennt man ebenfalls von Bühne und Bildschirm, und seine Mutter ist die legendäre Theaterregisseurin Annegret Hahn. Andreas wiederum hat sich durch die meist beißend-scharfe, fotografische Aufbereitung deutscher Vergangenheit und Identität einen Namen gemacht, ist wohl einer der bekannten Fotografen der Hauptstadt. Oft auch unbequeme Wahrheit inszeniert er eindringlich wie ein Theaterbild. Für Mischpoche, angelehnt an das jüdische Wort für Familie, arrangierte er seine Familie - die verstorbenen Mitglieder als lebensecht anmutende Skulpturen – für großformatigen Fotografien.
9 Lotte Laserstein in der Berlinischen Galerie
Die Berliner Malerin Lotte Laserstein gab ihren Modellen Würde, bekleidet oder nackt. Sie beschönigte nichts, statt Perfektion einzufangen ging es ihr darum Intimität, Wärme und Sinnlichkeit abzubilden. In den 20er und 30ern malte sie Frauen und Männer und setzte sich über eingefahrene Vorstellungen von Geschlechterrollen hinweg. Das gefiel dem damaligen NS-Regime gar nicht: 1933 wurde ihre noch junge aber einflussreiche Karriere gestoppt, in den 80ern wurde ihr Werk aber wiederentdeckt.
10 Im Garten der irdischen Freuden im Gropius Bau verweilen
Mit Musik und Drinks wurde die Ausstellung „Garten der irdischen Freuden“ begrüßt. 20 internationale Künstlerinnen, darunter John Cage, Tacita Dean und Pipilotti Rist, setzen sich anhand der Metapher des Gartens mit dem aktuellen Zustand der Welt auseinander. Dass wir aktuell nicht nur durch duftende Blumenwiesen tanzen ist wohl jeder*m bewusst. Mit einem Glas Sekt in der Hand lässt sich aber leichter diskutieren, was wir tun müssen, damit es (wieder) so wird.
11 Ilkka Halso bei Gallery Taik Persons
Anknüpfend an den vorhergehenden Tipp: der finnische Fotograf Ilkka Halso entwirft Utopien eines zukünftigen Naturerlebens. In seiner Fotostrecke "The Museum of Nature" entwirft er Biosphären zur Naturkonservierung, die erhalten sollen, was die Menschheit nach und nach zerstört. Natur wird so zum kuratierten Erlebnispark. Da Dystopien aber ja Nährboden für Revolutionen sein können, hoffen wir, dass diese Szenarien als positive Inspiration dienen.