Koreanische Küche und Kunst im The Watcher in Prenzlauer Berg
Sitzt da wirklich eine übergroße knallrote Katze auf der langen Tafel?! Beim hastigen Vorbeilaufen muss man schon mal zwei Mal gucken, sowas sieht man schließlich nicht alle Tage. Aber da sitzt sie nun, die große Katze der koreanischen Künstlerin Ji Eun Yoon, die im August 2018 das The Watcher auf der Prenzlauer Allee eröffnet hat. Ich wollte, neben dem positivem Feedback zu dem Essen, auch wegen der Kunst ins The Watcher. Namensgeber ist aber nicht die Katze, sondern zwei gleichnamige Figuren, die Jiny, so nennt sich die Künstlerin selbst, 2008 bis 2009 gefertigt hat. Die kleinen Aufpasser stehen über dem zweiten Eingang und überwachen das koreanische Kunstcafé.
Überall im The Watcher stehen Kunstwerke von Jiny, einige ganz präsent, andere etwas versteckter in Zimmerecken oder als Tisch getarnt. Es läuft ein Mix aus japanischer Musik und Klassikern. Auch sonst ist das Café eine Mischung aus Tradition und Moderne und bringt authentische koreanische Gerichte nach Berlin, die es sonst nur schwer zu finden gibt.
Ich bin zum Mittagessen im The Watcher und habe schwesterliche Unterstützung mitgebracht. Draußen ist es bitterlich kalt, deswegen brauchen wir etwas Warmes. Es ist 14 Uhr und der große Mittagspausen-Andrang ist vorüber. Wir haben den Laden von Jiny fast für uns alleine, ein paar Tische weiter sitzt ein Mann, der in einer Kunstzeitschrift blättert und Kuchen isst. Wir bestellen eine Bulgogi Udon mit Banchan, das sind koreanische Gemüsebeilagen, und das hausgemachte Myungdong Tonkatsu mit geriebenem Kohl und Reis. Tonkatsu ist frittiertes Schweinefilet, also das japanische Pendant zum Schnitzel "Wiener Art".
Das Fleisch ist unglaublich zart und saftig, die Panade aus Pankomehl sehr knusprig. Zum Fleisch reicht Jiny mir zwei verschiedene Dips, Sojasoße und selbst gemachter Wasabi-Mayonnaise – die passt verdammt gut zu dem panierten Fleisch. Die Suppe ist schön fettig und würzig und die Udon-Nudeln hausgemacht, erzählt uns Jiny und stellt uns ihren Koch vor. Er sei erst vor einigen Wochen aus Korea nach Berlin gezogen und habe dort in guten Restaurants gearbeitet. Dass er kochen kann, schmecken wir bei jedem Bissen.
Weil wir in der kalten Jahreszeit täglich gefühlt literweise Tee trinken, bestellen wir auch im The Watcher zwei Tassen von dem koreanischen Meditationstee. "Die schmecken nicht nur besonders gut, sondern sind auch gesund und wohltuend.", sagt Jiny und empfiehlt uns den Buchweizen- und den Zimt-Ingwer-Tee. Zum Abschluss gibt es noch zwei Stücken vom hausgemachten Kuchen. Jiny hat in Paris gelernt und bringt ihre Backkunst in Form von Matcha Cheesecake, Himbeer Cheesecake, Roll Cakes mit schwarzem Sesam und Schokolade oder Matcha-Creme-Kuchen mit Anko (rote Bohnen-Paste) und Karamellglasur. Hier ein paar Granatapfelkörner und da ein Klacks Yuzu-Sahne, "die bringen etwas Säure ins Spiel", sagt Jiny und sorgt dafür, dass wir am späten Nachmittag Prenzlauer Berg pappsatt verlassen.
Unbedingt probieren: Tonkatsu, die koreanische Version eines Schweineschnitzels.
Veggie: Es gibt vegan-vegetarisches Bibimbap, Kuchen und Bingsu, einen traditionell koreanischen Milchshake.
Besonderheit des Ladens: Die riesige rote Katzenfigur von Jiny.
Mit wem gehst du hin: Dem Korea-Travel-Buddy und der Freundin, die Kunst studiert.
Für Fans von: YamYam und Kame Japanese Bakery.
Preise: Lunch kostet zwischen 6,50 und 11,90 Euro, Dinner zwischen 7,50 und 15,90 Euro. Koreanischer Tee 3,20 Euro, Kaffe und Co. 2,00–4,50 Euro.
The Watcher | Prenzlauer Allee 208, 10405 Berlin | Dienstag – Samstag: 12–22 Uhr | Mehr Info
Wir wurden von dem Restaurant eingeladen, das beeinflusst aber nicht unsere ehrliche Meinung.
Daliah Hoffmann-Konieczka