Die 1. Mai-Demo zieht in diesem Jahr nicht mehr durch Kreuzberg

© Matze Hielscher

Update: Wir berichteten letzte Woche, dass die traditionelle Demo am 1. Mai in diesem Jahr wohl nicht mehr durch Kreuzberg, sondern Friedrichshain ziehen wird, eine genaue Route stand bis dato aber noch nicht fest. Jetzt veröffentlichten die Organisatoren auf Twitter aber, wo es genau lang gehen soll. Unter dem Motto "Gegen die Stadt der Reichen" wird der Protestzug am 1. Mai um 18 Uhr am Wismarplatz in der Nähe des Simon-Dach-Kiezes starten, dann über die Grünberger- und Scharnweberstraße zur Frankfurter Allee, weiter über die Pettenkoferstraße und Rigaer Straße zum Bersarinplatz ziehen und anschließend an der Warschauer Brücke enden. Parallel startet etwas zwei Stunden vorher, gegen 16 Uhr, eine Jungdemonstration am Schlesischen Tor Richtung Warschauer Straße und Simon-Dach-Kiez bis zum Wismarplatz. Es sieht so aus, als könnte es am ersten Mai voll werden in Friedrichshain!

 

Empfohlener redaktioneller inhalt

An dieser Stelle findest du einen externen Inhalt, mit dem wir den Artikel bereichern.
Du kannst ihn dir mit einem Klick anzeigen lassen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden.
Beim Laden des Inhalts akzeptierst du die Datenschutzerklärung.

Berlin steht derzeit ganz im Zeichen von Protest und Demonstrationen. Jedes Wochenende gehen Menschen auf die Straße, machen ihrem Unmut Luft und fordern mehr Gerechtigkeit. Egal ob es um den umstrittenen Artikel 13, faire Mietpreise oder – so wie vergangene Woche – den Protest der Taxifahrer*innen geht. Es wirkt ein bisschen so, als wäre unter den Berlinern und Berlinerinnen eine neue Leidenschaft zum Demonstrieren entfacht. Die 1. Mai-Demo, die jährlich am Tag der Arbeit in Kreuzberg stattfindet, hat hingegen schon lange Tradition. Seit es am 1. Mai 1987 das erste Mal zu heftigen Krawallen kam, war sie allerdings auch immer wieder Synonym für gewalttätige Ausschreitungen zwischen Autonomen und Antifa-Gruppen mit der Polizei. Am ersten Mai waren lange Zeit weit und breit keine Autos mehr auf den Berliner Straßen zu sehen, Fenster und Türen wurden vorsorglich mit Brettern zugenagelt.

In den vergangenen Jahren hat sich das jedoch verändert. Seitdem das Myfest auf Kreuzbergs Straßen stattfindet, gleicht die Stadt eher einer riesigen Party, die auch beliebter Anziehungspunkt für Tourist*innen aus entfernten Städten geworden ist. Es wird viel getrunken und zu Techno getanzt – wie das in Berlin nun mal so üblich ist. Von einer linksextremen Demonstration ist da nicht mehr viel übrig geblieben. Das schmeckt offenbar nicht allen. Denn drei Wochen, bevor es wieder soweit ist, deutet jetzt alles daraufhin, dass die Demo in diesem Jahr nicht mehr in Kreuzberg, sondern in Friedrichshain über die Bühne gehen soll.

Seit ein paar Wochen kursieren Plakate, auf denen zum "Revolutionären 1. Mai 2019" am Wismarplatz in Friedrichshain aufgerufen wird. Und auch online kann man auf einschlägigen linksradikalen Seiten offenbar dieselbe Ankündigung lesen. Kreuzberg sei aufgrund des "ausufernden Straßenfestes" und den immer mehr werdenden Partybesucher*innen nicht mehr als Demonstrationsort geeignet. Dass Friedrichshain möglicherweise als Alternative in Betracht gezogen wird, wundert kaum. Immerhin ist der Stadtteil für seine Protestkultur, die sich auch heute noch immer rund um die Rigaer Straße verdichtet, bekannt. Allerdings war es in der Vergangenheit von Jahr zu Jahr ruhiger geworden, zu Gewaltausbrüchen kam es, wie in Kreuzberg, kaum noch. Bei der örtlichen Polizei wurde die Demo bisher noch nicht angemeldet, was aber für den linken Demonstrationszug wohl nicht ungewöhnlich sei. Es bleibt also abzuwarten, wo genau die Route in diesem Jahr entlang führen wird und ob durch die vielen aktuellen Proteste gegen den Mietenwahnsinn auch die 1. Mai-Demo wieder an Fahrt gewinnt.

Zurück zur Startseite