Zehn Jahre Missy Magazine: Wie macht man "Feminismus in geil"?

© Missy Magazine

Dass Printmagazine um ihr Überleben kämpfen, haben uns gerade erst das Ende der Neon und der Intro schmerzlich vor Augen geführt. Die Schwierigkeiten, sich in der Branche über Wasser zu halten, kennen auch die kreativen Köpfe hinter dem wunderbaren Missy Magazine, das dieses Jahr runden Geburtstag feiert. Seit zehn Jahren steht das Magazin für Diversität und queerfeministische, intersektionale Perspektiven auf Pop, Kultur, Politik und Gesellschaft. Damit Missy weiter bestehen kann, könnt ihr das Magazin noch bis zum 30. Juni bei einer Crowdfunding-Kampagne unterstützen – in der Hoffnung, dass es nochmal mindestens zehn Jahre weitergehen kann. Denn das Missy Magazine ist nicht nur unterhaltsam, sondern auch wichtig.

Was bedeutet es, "Feminismus in geil" zu machen, was macht das Magazin besonders und wie soll es nun weitergehen? Diese und weitere Fragen hat uns Stefanie Lohaus vom Missy Magazine beantwortet.

10 Jahre Missy Magazine. Ihr sagt, ihr macht „Feminismus in geil”, was genau macht das für euch aus?

Einiges. Auf der einen Seite geht es darum, dass Feminismus zum Nachdenken bringt, kritisch unsere Kultur und unseren Alltag reflektiert und dabei auch einfach witzig sein kann und Spaß machen darf. Dann ist für uns wichtig, dass wir möglichst viele Frauen und Lebensentwürfe mitdenken. Das betrifft viele Fragen: etwa danach, wer von Quoten profitiert und wem sie nichts bringen. Oder in Bezug auf reproduktive Rechte: Wer soll sich in Deutschland fortpflanzen – und braucht daher das Recht auf Verhütung und Abtreibung und für wen geht es um das Recht Kinder haben zu dürfen? Dann geht es darum, auch das Spektrum dessen zu erweitern, was überhaupt als Frau oder als weiblich gilt, also auch Transfrauen und nicht-binäre Personen zu inkludieren.

Inwiefern versucht ihr, euch von anderen Medien abzuheben?

Wir sind einfach feministisch: in unseren Inhalten, in unserer Ästhetik und auch in der Sprache. Wir sind nicht niedlich und wir biedern uns nicht an. Wir passen in keine Schublade. Als wir mit Missy begonnen haben, bekamen wir das Feedback, wir seien für ein feministisches Magazin zu bunt und zu ästhetisch: "Das bräuchtet ihr in der Zielgruppe ja gar nicht zu sein, da reicht auch ein kopiertes Heft." Das hat mich zum Lachen gebracht, dieses Klischee von den versauerten Feministinnen. In Bezug auf herkömmliche Frauenmagazine sind wir wiederum zu kritisch und zu kantig.

Wie entscheidet ihr, ob und in welcher Form ihr über ein Thema berichtet?

Wir legen das gemeinsam in unserer wöchentlichen Redaktionssitzung fest. Wir besprechen zum einen Themen, die einfach in der Luft liegen oder uns auf dem Herzen liegen und solche, die uns von Autor*innen oder Verlagen, Plattenfirmen und so weiter angeboten werden.

Tiefstapeln bringt uns auch nicht weiter.
Stefanie Lohaus

Mit Vergnügen: Gibt es auch mal Uneinigkeiten innerhalb der Redaktion zu bestimmten Themen?
Missy Magazine: Klar, die gibt es, zu allem Möglichen. Da geht es etwa um die Bewertung von Künstler*innen, die manche mögen und andere kritisch sehen, oder auch um die klassischen feministischen Streitthemen wie etwa Sexarbeit. Allerdings gibt es schon einen Grundkonsens, also sind es eher Details, über die wir dann diskutieren.

Wie blickt ihr auf die letzten zehn Jahre zurück? Was habt ihr erreicht, und was war eigentlich euer "Ziel", als alles anfing?
Als es anfing, habe ich gesagt: Ich bleibe nur dabei, wenn ich in einem Jahr von der Arbeit leben kann. Nun sind zehn Jahre vergangen, und ich kann immer noch nicht von der Arbeit leben! Aber es ist schon sehr viel besser geworden und das Team ist viel größer. Nur von diesem Traum, einfach nur ein unabhängiges Medium zu machen, habe ich mich verabschiedet. Denn das wird in Zukunft eben auch nicht einfacher werden.

Was ist denn das Ziel oder die Perspektive für die kommenden zehn Jahre?
Das Ziel ist, inhaltlich unbequem zu bleiben, Sexismus zu beenden, den politischen Rechtsruck zu stoppen und den digitalen Wandel in den Medien zu wuppen. Bisschen viel denkst du? Egal, Tiefstapeln bringt uns auch nicht weiter.

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