Wie Instagram unserer psychischen Gesundheit schadet – und was wir dagegen tun können

Jacob Ufkes | Unsplash

2017 wurde eine britische Studie veröffentlicht, die besagt: Instagram ist von allen sozialen Medien die App, die unserer psychischen Gesundheit den größten Schaden zufügen kann. Die Studie mit dem Titel #StatusOfMind wurde mit jungen Menschen zwischen 14 und 24 Jahren durchgeführt und zeigte Zusammenhänge zwischen der regelmäßigen Nutzung von Social-Media-Plattformen und Problemen wie Einsamkeit, negativem Körperbild, Angststörungen und Depression.

So richtig überrascht das nicht: Instagram ist die zur Plattform gewordene FOMO. Die Fear of Missing Out ist ein allgegenwärtiger Zeitgenosse der digitalen Generation, fast jeder von uns hat sie wohl bei seinen Abenteuern in den sozialen Medien schonmal getroffen. Nur allzu schnell bekommen wir beim Scrollen durch unsere Feeds das Gefühl, dass unser eigenes Leben langweilig ist. Im Vergleich zu dem, was wir in der mit VSCO-Filter unterlegten Welt aus Matcha Latte, "Urban Jungle" und Sonnenuntergängen auf Bali in unsere kurze Aufmerksamkeitsspanne geknallt bekommen, haben wir einfach nichts vorzuweisen.

Ein täglicher Wahn aus Selbstdarstellung und -optimierung

Die anderen spielen das Game einfach besser, auf Instagram und im Leben generell: Sie sind erfolgreicher, unternehmen jeden Tag die aufregendsten Sachen, wohnen in perfekt eingerichteten Altbauwohnungen, tragen die coolsten neuen Klamotten und führen Beziehungen, in denen immer die Sonne scheint – genau wie an den bilderbuchhaften Orten in wärmeren Breitengraden, die sie quasi wöchentlich bereisen. Und viel schöner sind sie auch – Follower für Thigh Gaps, Likes gibt's nur für perfekte Brüste und flache Bäuche. Jeder, der was auf sich hält, postet sein #healthy Mittagessen und hält seine Follower über seine Fitness-Routine auf dem Laufenden.

Wir bekommen gewissermaßen in Echtzeit vorgelebt, wie unperfekt wir sind.

Das öffentlich propagierte Schönheitsideal ist natürlich kein neues Problem speziell sozialer Medien – Germany's Next Topmodel gab es schließlich auch schon vorher. Doch auf Instagram vergleichen wir uns nicht nur mit Schönheitsidealen, die unrealistisch und zum Teil schlichtweg fake sind; wir bekommen gewissermaßen in Echtzeit vorgelebt, wie unperfekt wir sind. Selbst für Menschen, die eigentlich mit sich und ihrem Körper im Reinen sind, muss es zermürbend sein, diesen täglichen Wahn aus Selbstdarstellung und -optimierung mit anzusehen. Und wer ohnehin schon mit einem eher geringen Selbstbewusstsein oder psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Essstörungen zu kämpfen hat, findet sich auf solchen Plattformen in einem regelrechten Minenfeld aus Triggern wieder. Ganz zu schweigen davon, welchen Einfluss das ständige Sich-Vergleichen auf Kinder und Jugendliche haben kann.

Was können wir tun, um dem ungesunden Mechanismus vom Scrollen und Vergleichen entgegen zu wirken?

Das Ironische daran: Wir setzen uns alldem ja vollkommen freiwillig aus. Niemand zwingt uns, soziale Medien so aktiv zu nutzen, wie wir es tun. Das ist unsere ganz eigene Baustelle. Was können wir also tun, um dem ungesunden Mechanismus vom Scrollen und Vergleichen entgegen zu wirken? Klar, wir können natürlich komplett auf Instagram verzichten. Es kann auch wahrlich befreiend sein, die App ab und zu von seinem Smartphone zu löschen und sich der Bilderflut für eine Weile zu entziehen.

Aber eigentlich benutze ich Instagram gerne. Ich mag es, mich von den Accounts, denen ich folge, inspirieren zu lassen – von Künstlern, die ihre Werke dort teilen, von Fotografen, deren Arbeit ich bewundere, und ja, auch von manchen Influencern. Ich sehe gerne, was meine Freunde täglich für Quatsch machen. Ich liebe die GIF-Funktion in den Stories. Und ich halte selbst gerne meine Erlebnisse fotografisch fest und teile das.

Was wir im Internet aus dem Leben anderer Menschen mitbekommen, bildet in den meisten Fällen nur die schönen Seiten ab.

Instagram scheint auf die Diskussion um den Einfluss der App auf psychische Gesundheit reagiert zu haben und plant ein "Wellbeing Team" damit zu beschäftigen, die Community zu einem sichereren Ort zu machen. Wie genau das funktionieren soll, ist noch unklar. Wenn wir selbst die Inhalte, denen wir uns täglich aussetzen, ein bisschen mehr hinterfragen, kann das aber schon einen ziemlich großen Unterschied machen. Eigentlich ist es uns allen klar, aber manchmal muss man sich ganz bewusst machen: Was wir im Internet aus dem Leben anderer Menschen mitbekommen, bildet in den meisten Fällen nur die schönen Seiten ab. Ein verheultes Selfie posten, weil etwas richtig scheiße gelaufen ist? Das tun die wenigsten. Aber gerade Leuten zu folgen, die sich nicht scheuen, auch mal von ihren schlechten Zeiten zu berichten und psychische Probleme zum Thema zu machen, kann Verbundenheit schaffen und Mut machen. Einige Instagram-Accounts wie "Let's Talk About Mental Health", "Me And My ED""Introvert Doodles", "Sad Girls Club" oder "Make Daisy Chains" wollen für mehr Austausch, Aufklärung und Akzeptanz psychischer Krankheiten sorgen.

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Was noch hilft: Wenn ihr das nächste Mal durch eure Social-Media-Feeds scrollt, achtet doch mal ganz genau darauf, welche Postings euch vielleicht ein negatives Gefühl geben. Mistet euren Feed radikal aus und entfolgt Accounts, deren Content euch keinen positiven "Mehrwert" bringt. Euer Feed soll nämlich euren Kopf füttern – und zwar nicht mit Unzufriedenheit und Selbstzweifeln, sondern mit Spaß, Inspiration, Wissen oder was auch immer euch gefällt.

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