Was darf man in der Sommerhitze anziehen, ohne seine Würde zu verlieren?

© Matthieu Joannon | Unsplash

In Deutschland ist Sommer, war Sommer, bleibt Sommer. Ob wir nochmal anderes Wetter bekommen als 32 Grad und kochende Hitze in den Straßen? Schwer vorstellbar. Deshalb setzen wir weiterhin auf Freibadpommes, kalte Limo und kurze Hosen. Oder lange Hosen. Oder kurze Kleider. Oder leichte Jacken. Oder – ja, was denn eigentlich? Wie soll man sich bei diesem Wetter denn anziehen, wenn jede Schicht Kleidung am Körper schon eine zu viel ist?

Problembereich 1: Untenrum

Morgens schnell in Shorts geschlüpft, fertig angezogen? Mitnichten. Es gibt verschiedene Faktoren zu bedenken: gesundheitliche, ästhetisch, gesellschaftliche. Leider gibt es immer noch Menschen, die glauben, Männer dürften keine kurzen Hosen tragen. Geht einfach gar nicht, so eine behaarte Männerwade, sie sollen in beigen Chinos schwitzen! Es gibt wiederum auch Menschen, die finden Männer in beigen Chinos unmöglich. Die sollen sich ihr BWL-Diplom lieber aufs Polohemd drucken oder die Heckscheibe ihres Coupés gravieren lassen! Wer sich mit niemandem anlegen will, harrt tapfer in schweren Jeans aus – aber wehe, da sind Risse drin. Sowas trägt man nur noch in Lichtenberg! Ein Interessenkonflikt, den das Individuum nur durch beherzte Ignoranz lösen kann.

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Als Frau kann man sich neben kurzen und langen Hosen auch noch zwischen langen und kurzen Röcken falsch entscheiden, was das ganze Dilemma durch den Faktor “Fahrradtauglichkeit” verkompliziert. Und um die Frage, ob man lieber für immer auf einem Sitz in der U-Bahn festkleben oder mehrmals täglich einen Monroe-Moment über einem ihrer Schächte erleben möchte. Relevant für alle ist außerdem die Frage, ob es sich lohnt, durch zu knappe Beinbekleidung eventuell Verbrennungen zweiten Grades im Intimbereich durch aufgeheizten Fahrradsattel riskieren.

Adiletten im Büro tragen oder lieber gleich zum Arbeitsamt?

Und von Schuhen ganz zu schweigen: Sneakers? Sandalen? Socken in Sandalen, ja oder nein? Doc Martens auch im Sommer, ja oder nein? Adiletten im Büro tragen oder lieber gleich zum Arbeitsamt? Es wird deutlich, mit der Bedeckung der unteren Körperhälfte ist es wie mit Haushaltsgeräten: entweder schön oder praktisch, aber gutes und gleichzeitig funktionales Design ist meistens teuer.

Problembereich 2: Obenrum

Auf den ersten Blick ist es mit der Oberbekleidung wesentlich leichter. Die Unisex-Lösung für heiße Tage heißt T-Shirt. Am besten nicht zu eng und am liebsten in hellen Farben, die bleiben kühl in der Sonne. Das redet man sich zumindest so lange ein, bis man auch in strahlend weißer Baumwolle zu schmelzen droht. Außerdem ein Minuspunkt: Man sieht darauf alle Flecken von Eis bis Schweiß. Heißer Tipp der Mit-Vergnügen-Redaktion: schwarz-weiße Streifenshirts! Die sind hell und dunkel zugleich und vereinen damit alle Vor-und Nachteile, was für sich genommen kein Argument ist, aber hey: Streifen! Wir lieben Streifen, besonders im Sommer!

Oder vielleicht doch lieber ein luftiges, weit geschnittenes Hemd in gedeckten Farben? Da kann die Luft zirkulieren und die dritte Kugel Eis hat auch darunter noch Platz. Wer weder T-Shirts noch Hemden oder Blusen gerne mag, kann sich noch überlegen, ob Netzshirts als Alternative in Frage kommen, die kann man nach der Arbeit direkt zum Feiern anlassen und man bekommt außerdem ein interessantes, sehr individuelles Bräunungsmuster.

Lösung: Orientierung an Experten

Es hilft, sich in diesem modischen Dilemma an Menschen zu wenden, die von Natur aus viel schwitzen: Frauen in den Wechseljahren, Bademeister, Beduinen und natürlich Modeblogger im ständigen Kampf gegen den erbarmungslosen Instagram-Algorithmus.

Glaubt man den Modebloggern, ist die Outfitwahl im Sommer ganz wunderbar einfach: ein luftiges Wickelkleid oder gleich ein floral bedruckter Overall mit schmalen Trägern und “la vie est belle, meine Lieben”. Dazu Korbtasche und übergroße Sonnenbrille – fertig. Der ideale Look um, naja, für ein Foto zu posieren. Was auf Instagram wirklich toll aussieht, stellt sich im Alltag nämlich doch oft als unpraktisch heraus, denn Taschenhenkel aus Korb tun auf der Schulter weh und von dem seltsamen Gefühl, mit heruntergezogenem Overall plötzlich nackt auf der Büro-Toilette zu sitzen, fangen wir besser gar nicht erst an.

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Von dem seltsamen Gefühl, mit heruntergezogenem Overall plötzlich nackt auf der Büro-Toilette zu sitzen, fangen wir besser gar nicht erst an.

Das Rezept für das ideale Outfit im Rekordsommer, abgeleitet von den eingangs erwähnten Expertengruppen, sieht also vermutlich wie folgt aus: mehrere Schichten bodenlange, dunkle und locker sitzende Gewänder – am besten aus Leinen, fragt die Frauen in den Wechseljahren! – schützen den schwitzigen Leib vom Hals bis zum Knöchel vor aggressiven Sonnenstrahlen. Was seit Jahrhunderten in der arabischen Wüste Männer wie Frauen vor Hitzschlag bewahrt, kann in der Rekordhitze nicht verkehrt sein. An den Füßen eignen sich entgegen aller berechtigten Bedenken Adiletten sehr gut weil a) luftig, b) beste Schuhwahl im plötzlichen Platzregen und c) nötiges Maß an modischem Mir-doch-egal, wie es für den Berliner Stil typisch ist. Flankiert durch Korbtasche und Sonnenbrille fehlt jetzt nur noch in der einen Hand das Kaltgetränk und in der anderen das Eis. Sommer 2018 ist nur einmal im Jahr und mit diesem Outfit sind unvergessliche Momente garantiert!

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