Der einzige und letzte Text, den ihr zum Valentinstag lesen müsst

© Jeremy Wong | Unsplash

Hach! Valentinstag! Der Tag, an dem sich Liebende auf der ganzen Welt ihre Gefühle zeigen – oder das, was davon übrig ist. Der Tag, an dem sich die Blumenindustrie mit glänzenden Augen die Taschen vollmacht und Kapitalismuskritiker genau deswegen wütende Artikel ins Netz schreiben, die niemand liest, weil alle dann doch noch schnell einen Bund Rosen für 12 Euro an der Tankstelle holen, zu groß der gesellschaftliche Zwang. Der Tag, an dem sich Freunde und Bekannte gegenseitig befragen, ob man denn überhaupt Valentinstag "feiere" in seiner Beziehung, so, als wäre es ein religiöses Fest, das Weihnachten der Romantik. "Ja, aber wir schenken uns nichts", sagt man dann und fühlt sich postmateriell erhaben. Frischverliebte fragen sich unterdessen still, ob man nach drei Dates schon die Nummer mit den Teelichtern auf dem Boden bringen kann, anderswo dreht man zum Zeichen kleinflammiger Zuneigung immerhin die Unterhose um und so weiter.

Meine Meinung zum Valentinstag ist: get over it.

Meine Meinung zum Valentinstag ist: Get over it. Feiert ihn, feiert ihn nicht, kauft Blumen oder keine, macht ein Schloss an die Brücke oder trinkt Crémant aus euren Bauchnäbeln, aber niemand sollte an diesem Tag mehr also 90 Sekunden damit zubringen, sich mit dem tieferen Sinn des Valentinstags auseinanderzusetzen. Niemand sollte seine "kulturellen" Ursprünge erforschen oder die gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen evaluieren, denn die Wahrheit ist: Der Valentinstag ist der Freifahrschein unter den Anlässen, so egal oder so wichtig, wie man ihn nehmen will. Man kann die Gelegenheit nutzen oder sie verstreichen lassen.

Es ist vielmehr Zeit, einen Schritt weiterzugehen und Dingen wie dem Valentinstag, aber auch dummen Kommentaren im Internet oder dem nun schon seit 300 Monaten andauernden Berliner Winter einfach weniger Aufmerksamkeit und Energie zu widmen. Gut sind zum Beispiel Blumenstrauß-Emojis, die kosten nichts und schonen die Umwelt. Ein Randgedanke dazu wäre noch: Wenn sich die Menschen doch mal das ganze Jahr über so sehr umeinander bemühen würden. Perspektivisch wäre das offizielle Feiern von zwischenmenschlicher Freundlichkeit eine willkommene Weiterentwicklung des Valentinstages.

So irrelevant ist das Ganze

So oder so sollte jedenfalls niemand am Valentinstag ernsthaft mit der Frage beschäftigt sein, was denn nun seine Vor- oder Nachteile sind, es dürfte schon gar keine Meinungsartikel dazu geben, so irrelevant ist das Ganze – und selbst dieser hier ist schon der Auseinandersetzung genug. Damit, wer bis hierher gelesen hat, doch noch einen kleinen Mehrwert entnehmen kann, schließe ich mit diesem Servicehinweis: Nächste Woche ist bei Aldi eine XXL-Arbeitsleuchte in zwei Helligkeitsstufen im Angebot, das ist sowieso sicherer als die ganzen Teelichter auf dem Boden.

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