Unsere 11 Kunsttipps für den Mai 2018

Schnell sein lautet das Motto im Mai. Denn: ein einzigartiger Ausstellungsort ist von der Schließung bedroht. Ein Gemälde hat noch andere Termine und muss zügig weiterreisen. Und in einem dritten Fall solltet ihr rasch in die Galerie, um in der dort gezeigten Kunst Ruhe zu finden. Es folgen ein paar persönliche Highlights vom Gallery Weekend – für viele Ausstellungen war dies ja erst der Auftakt – sowie einige museale Highlights. 
Viel Vergnügen damit!

Gianni Motti, "Untitled, Elevation 1049, Gstaad", 2014, Courtesy der Künstler und Perrotin Galerie, Paris

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Gutes Leben durch Kultur im Haus der Sinnsuche



„Willkommen im Haus der Sinnsuche. Bitte füllen Sie erstmal diesen Fragebogen aus, damit ich Ihnen die optimale Route durch die Räume empfehlen kann.“ Traurig gestimmt? Hier lang. Eher der spaßige Typ? Bitte durch diese Tür. Und so startet die Tour in Richtung eines guten Lebens. Sie berührt die Bereiche Arbeit und Freizeit, das Streben nach Selbstverwirklichung und das Bedürfnis nach sozialer Zugehörigkeit. Rainald Grebe besingt wie es ist „Oben“ angekommen zu sein. Eine Clique schwedische Gamer testet in Thailand innovative Modelle der Arbeitsteilung. In der Konfrontation mit Videos, Zeichnungen, Skulpturen und interaktiven Elementen fragt man sich die ganze Zeit: wo endet die Ironie, was ist Ernst? Was ist Fakt, was Fake? Und genau diese Unsicherheit und das individuelle Involvement schafft eine Gruppenschau mit nachhaltiger Wirkung.

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Frank Thiel bei Blain | Southern 



Der 15.Geburtstag eines Mädchens wird in Kuba zelebriert wie die Sweet Little Sixteen in den US. Anlässlich ihres Eintritts ins Erwachsenenalter werfen sich die Quinceañeras in tüllreiche Kleider. Die Haare der Mädchen sind kunstvoll hochgesteckt, das Make-Up addiert ein paar Jahre. Das einzigartige an Thiels Bildern ist der Kontrast jenes Hochglanz-Stylings und den authentischen Hintergründe. Die Mädchen werden nämlich jeweils inmitten ihres Stadtbezirks und der dortigen Lebensrealität gezeigt. Gesellschaftliche Brüche sind es, die Thiele interessieren und die auch hier wieder zu sehen sind.

Bild: Oliver Laric, „Hundemensch“, 2018 

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Oliver Laric bei Tanya Leighton

Kaum etwas bewirkte beim Gallery Weekend so viel mit so wenig wie Oliver Laric’s Video "Betweenness". Aus einer Vektorlinie entsteht eine Art Evolultionsgeschichte, die im Zusammenspiel mit der Musik von Ville Haimala von Amnesia Scanner eine einhüllende Stille kreiert. Alles scheint unendlich. Larics aktueller Fokus liegt auf Replikationen und Mutationen, für die Betweenness ein wunderschönes Beispiel ist. Ergänzt wird die Videoarbeit durch "Hundemensch": drei Skulpturen - halb Hund, halb Mensch - aus Harz gegossen.

Bild: 
Ausstellungsansicht „Catch me if you can!“, AA Bronson + General Idea, 1968–2018, Esther Schipper, Berlin, 2018   Photo © Andrea Rossetti

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AA Bronson + General Idea bei Esther Schipper

Es ist die erste Ausstellung von General Idea nach deren Gründung durch AA Bronson, Felix Partz und Jorge Zontal vor 50 Jahren. Die fünf Dekaden des Trios werden bei Esther Schipper noch mal unter den Überschriften „Disappearance“ und „Appearance“ beleuchtet. An- und Abwesenheit, Verbergen und Enthüllen, sind Themen, die sich gleichermaßen bei AA Bronson, dem einzigen Überlebenden des Trios, finden lassen. Der Körper ist darin ein tragendes und sich wiederholendes Material.

Bild: Barbara und Gabriele Schmidt Heins, © Haubrok Foundation

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Paperworks in der Haubrok Collection

Kurz vor dem Gallery Weekend wurde publik, dass die Fahrbereitschaft, seit fünf Jahren der öffentliche Sitz der Haubrok Collection, nicht länger als Ort für die Kunst genutzt werden darf. Die Stadtplaner Lichtenbergs fürchten eine Gentrifizierung. Wenn er diesen besonderen Ort also noch mal sehen wollt, ist jetzt die Zeit eure Tour durch die aktuelle und vielleicht letzte Ausstellung „paperworks“ zu buchen.

Alte Nationalgalerie
© Meike Köhler

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Wanderlust in der Alten Nationalgalerie

Tahiti hat es Paul Gaugin angetan. Seine "Frauen aus Tahiti" hängen in den großen Museen der Welt. Der Impressionist war, wie so viele Poeten, Schriftsteller und Künstler, ein Reisender. Die Wanderlust-Ausstellung nimmt sich nun dem Thema der Wanderung an. Neben zahlreichen Highlights aus allen Epochen begegnen sich hier erstmals zwei Werke, die so eng verbunden sind und doch nie zusammen gezeigt wurden. Gustav Courbet, ein Vertreter des Realismus, malte sich 1854 im Werk "Die Begegnung oder Bonjour Monsieur Courbet" als Wanderer. 1888 inspirierte das Gemälde Gauguin zu einem Replik. Passend zum Thema zieht dieses Anfang Juni direkt weiter zu einer wichtigen Ausstellung in der Bretagne. Also schnell hingewandert zur Alten Nationalgalerie!

  • Alte Nationalgalerie Bodestraße 1-3, 10178 Berlin
  • 10. Mai bis 16. September 2018 | Dienstag, Mittwoch, Freitag – Sonntag: 10–18 Uhr, 
Donnerstag: 10–20 Uhr
  • 
12 Euro, ermäßigt 6 Euro
Frau in turkmenischer Alltagstracht in Neu-Nisa, 2018 © Herlinde Koelbl

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Margiana Ausstellung im Neuen Museum


Über Turkmenistan weiß man tendenziell wenig, noch weniger über Margiana. Turkmenistan ist der südlichste Staat Zentralasiens, galt noch im 20. Jahrhundert als die ärmste Republik der Sowjetunion, wandelt sich heute aber rasant dank Erdöl und Erdgas-Vorkommen. Margiana liegt im Osten des Landes und war vor rund 4.000 Jahren die Wiege einer faszinierenden Hochkultur. Ausgestattet mir ihrer Kamera begleitet die Fotografin Herlinde Koelbl im Januar diesen Jahres Ausgrabungen im Land und fing Bilder archäologischer und historischer Denkmäler, von Bewohnern und ihrer Landschaft ein, die so noch nicht zu sehen waren.

  • Neues Museum Bodestraße 1, 10178 Alt-Berlin
  • 

Bis 7. Oktober 
2018 | Montag – Sonntag: 10–18 Uhr, Donnerstag: 10–20 Uhr 

  • 12 Euro, ermäßigt 6 Euro

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Julius von Bismarck bei Alexander Levy

Mensch steht vor Kunst. Ein viel gesehenes Motiv. Julius Bismarck bricht diese statische Betrachtungssituation und bringt Bewegung in den Kunstkonsums. Bei Alexander Levy legt er, flächendeckend, ein Laufband auf dem Galerieboden aus. Man sagt ja oft, man prägt sich Dinge besser ein, wenn sie mit einer Bewegung verknüpft werden. Hier könnt ihr die These testen.

Ausstellungsansicht "The Mulch" © Peres Projects

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Rebecca Ackroyd bei Peres Projects

Poison Berlin kürt sie zu einer der verstörendsten Ausstellungen des Gallery Weekend: The Mulch von Rebecca Ackroyd. Gesichtlose figurative Skulpturen fläzen auf dem Boden. Aus ihnen wurden einzelne Körperteile herausgeschnitten. An Stelle der Brüste klaffen dunkelrote Löcher - Wunden? Ackroyd verwehrt sich einer Überinterpretation ihrer Arbeit. Matthew McLean wagt aber einen Versuch, sucht und findet Analogien zum Thema des Gepäck - was man aufbewahrt, was man wegschließt, was man los werden will. Vielleicht hat er Recht.

© Galerie Max Hetzler

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Thomas Struth in der Galerie Max Hetzler



Thomas Struth ist bekannt für seine realistischen und dabei sehr sachlichen Detailaufnahmen. Maschinen, Labore, Tiere. Sie sind Lehrmaterial und Entdeckungsreisen. Die Galerie Max Hetzler zeigt derzeit gleich zwei Ausstellungen des Fotografen. Die Arbeiten für die Galerie am Kurfürstendamm entstanden im Auftrag des Leibniz Institute for Zoological and Wildlife Research (IZW) in Berlin. Er möchte damit die toten Tiere in Würde abbilden und uns den Tod als eine Art Weckruf vor Augen führen.

  • Galerie Max Hetzler Kurfürstendamm Kurfürstendamm 213, 10719 Berlin
  • bis 2. Juni 2018 

| Bleibtreustraße 45: Dienstag – Samstag: 11–18 Uhr, Kurfürstendamm 213: Samstag: 11–16 Uhr und auf Anmeldung
Ausstellungsansicht "A Matter of Printing", Supportico Lopez, 2018

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A Matter of Printing bei Supportico Lopez

Aufbauend auf dem Konzept der Vervielfachung in der Kunst, die immer die Frage nach dem Original aufwirft, entstand die Ausstellung A Matter of Printing. Sie stellt die zwischen den 70ern und 2000ern entstandene Edition des italienischen Sammlers Francesco Conz in den Mittelpunkt und wird ergänzt durch medienübergreifende Arbeiten von Allan Kaprow, Douglas Gordon und Steve Bishop.

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