So überwindest du Unsicherheiten in der Kennenlernphase

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Wie lernt man eigent­lich jeman­den kennen? Bevor uns das Inter­net ver­netzte, haben wir schließ­lich auch schon ange­bän­delt, Bezie­hun­gen geführt, Aben­teuer erlebt und Men­schen fürs Leben getrof­fen. War es vor Dating Apps und Social Media tat­säch­lich leich­ter, jeman­den ken­nen­zu­ler­nen oder haben wir nur den Mut ver­lo­ren, den ersten und zwei­ten Schritt zu machen? Wahr­schein­lich nichts davon. Wir müssen nur mal das Smart­phone bei­seite legen und auf­hö­ren, so bequem zu sein, wenn es um unsere roman­ti­schen Inter­es­sen geht. Die fol­gen­den Leit­sätze können dir helfen, auf jeman­den zuzu­ge­hen, den du wirk­lich magst und die auf­re­gende Phase des Ken­nen­ler­nens ohne großes Drama zu über­ste­hen.

Ich bleibe bei mir – Und lasse Men­schen darauf reagie­ren.

Egal, ob du gerade jeman­den ken­nen­ge­lernt hast und ein zwei­tes Tref­fen ver­ein­ba­ren möch­test oder einen bestehen­den Kon­takt ver­tie­fen willst, wahr­schein­lich gehen dir vor der Kon­takt­auf­nahme tau­send Gedan­ken durch den Kopf. Kommt mein Inter­esse womög­lich uner­war­tet oder gar komisch rüber? Was wird die andere Person dar­über denken, wenn meine Nach­richt ein­fach so aus dem Nichts kommt?

Um fri­sche Bekannt­schaf­ten nicht zu ver­schre­cken, wägen wir oft jedes Wort ganz genau ab. Punkt oder Aus­ru­fe­zei­chen? Wirkt ein Wort­witz zu gewollt, ein Emoji zu ver­spielt, die Begrü­ßung zu per­sön­lich oder etwa auf­dring­lich? Die Ant­wort: Egal! Gehen dir solche Gedan­ken durch den Kopf, bist du mit dem Kopf zu sehr bei der ande­ren Person. Bleibe ein­fach dort, wo du sowieso schon bist: Bei dir! Mach dich frei von der Vor­stel­lung, wie du zu sein, und dich zu ver­hal­ten hast. Du musst deine Zunei­gung und dein Inter­esse nicht ver­ste­cken und darfst die Kon­takt­auf­nahme so gestal­ten, wie du es möch­test. Im Gegen­zug darf die andere Person ebenso darauf reagie­ren, wie sie es möchte. Beob­achte die Reak­tion ein­fach und mute dich ruhig auch mal zu! Wir alle tragen die Angst vor Zurück­wei­sung in uns aber du wirst sehen, dass du mit einer offe­nen und direk­ten Art mehr posi­tive als nega­tive Rück­mel­dun­gen erhal­ten wirst. Selbst wenn das Inter­esse mal nicht auf Gegen­sei­tig­keit beruht, bist du wenigs­tens authen­tisch geblie­ben und hast die Erfah­rung gemacht, du selbst zu sein. Und nur darum geht es.

Ich höre auf mein Bauch­ge­fühl – Und mache andere Geschich­ten nicht zu meinen.

Wenn wir in der Ken­nen­lern­phase Pro­bleme haben, ent­pup­pen sich plötz­lich viele Freunde als per­sön­li­che Bezie­hungs­ex­per­ten. Das ist erst­mal ein gutes Gefühl, schließ­lich weiß man manch­mal wirk­lich nicht weiter. Freunde und Bekannte haben offene Ohren und Arme, geben gerne Feed­back und scheuen sich nicht, schwie­rige Situa­tio­nen bis ins kleinste Detail zu ana­ly­sie­ren. Ver­giss nicht, dass jeder auf seine eige­nen Erfah­run­gen zurück­greift, wenn es um Bezie­hungs­ratschläge geht. Jeder Mensch hat seine indi­vi­du­elle Geschichte. Manche Men­schen sind durch trau­ma­ti­sche Erleb­nisse geprägt, andere haben die ver­rück­tes­ten Date-Kata­stro­phen zu ver­zeich­nen. All diese Erleb­nisse beein­flus­sen auch die Rat­schläge, die er oder sie an uns wei­ter­gibt. Achte darauf, welche Geschich­ten du dir zu Herzen nimmst. Wich­tig ist, dass du auf dein Bauch­ge­fühl hörst und deiner eige­nen Intui­tion ver­traust.

Wenn du unsi­cher bist, kann die Ein­schät­zung einer drit­ten Person natür­lich Gold wert sein. Es kann aber pas­sie­ren, dass der Blick von außen plötz­lich dein eige­ner wird, obwohl du vorher ein ganz ande­res Gefühl zu einer bestimm­ten Situa­tion hat­test. Nahe­ste­hende Per­so­nen möch­ten außer­dem, dass es dir gut geht und neigen dazu, dich vor einer schlech­ten Erfah­rung bewah­ren zu wollen oder dir mög­lichst viel Mut zuzu­spre­chen. Natür­lich kannst du jeder­zeit auf Unter­stüt­zung zurück­grei­fen! Bedenke aber, dass es sich dabei oft um Mei­nun­gen han­delt, die nicht objek­tiv sind. Genieße den Rück­halt und bleibe trotz­dem bei deiner Geschichte. In den meis­ten Fällen wird dir deine Intui­tion sagen, wie es um deine neue Bekannt­schaft steht.

Ich brau­che keine Spiel­chen – Dis­tanz hat noch nie­man­den netter gemacht.

Immer noch gilt der ulti­ma­tive Bezie­hungs­tipp ​Mach dich rar”. Jeder hat ihn schon mal gehört und viele haben ihn sicher­lich schon befolgt. Viel­leicht hast du sogar gute Erfah­run­gen damit gemacht, dich hinter der ​I don’t care”-Fassade zu ver­ste­cken, dir ein paar Stun­den länger Zeit zu nehmen, um auf eine Nach­richt zu ant­wor­ten, oder jeman­dem absicht­lich die kalte Schul­ter zu zeigen. Es klingt ver­rückt, all diesen Auf­wand zu betrei­ben, obwohl man sich nichts sehn­li­cher wünscht, als Kon­takt auf­zu­neh­men. Der einzig wirk­lich nach­weis­bare Effekt dieser Stra­te­gie ist, dass sich das Ken­nen­ler­nen auf die drei­fa­che Zeit­spanne aus­dehnt.

Wenn du keine Lust mehr auf künst­lich erzeugte Nähe-Dis­tanz-Spiel­chen hast, dann gibt es nur eine Lösung: Lass sie ein­fach sein. Du möch­test jeman­dem ant­wor­ten? Dann tu es. Es spielt keine Rolle, ob du fünf Minu­ten oder fünf Stun­den Zeit zwi­schen zwei Nach­rich­ten ver­strei­chen lässt. Wenn du ehr­li­ches Inter­esse an einer Person hast, dann ent­scheide dich für die erste Vari­ante. Sie erspart dir nicht nur eine Menge Grü­be­leien, son­dern trai­niert auch dein Spon­ta­nei­tät. Schick deine Nach­richt ein­fach ab, bevor du jedes Wort bis zur Per­fek­tion aus­klü­gelst. Früher oder später musst du sowieso du selbst sein, vor allem dann, wenn kein Smart­phone Screen mehr zwi­schen dir und der ande­ren Person steht. Wenn du merkst, dass dein Gegen­über auf Dis­tanz geht, obwohl es keinen erkenn­ba­ren Grund dafür gibt, dann sprich es an. Sei offen und mach klar, dass du das Nähe-Dis­tanz-Spiel nicht brauchst, um ihn oder sie inter­es­sant zu finden. Schau dir an, was mit der ande­ren Person pas­siert, wenn du auf diese Art und Weise damit umgehst. Stell dir mal vor, wie viel Druck es dir nehmen würde, wenn sich jemand dir gegen­über so öffnen würde. Spiel­chen kommen dir dann womög­lich nicht nur unnö­tig, son­dern auch völlig absurd vor. Wenn deine Bekannt­schaft sich trotz­dem rar macht, weißt du außer­dem schnell, ob es sich über­haupt lohnt, wei­tere Zeit und Ener­gie in das Ken­nen­ler­nen zu ste­cken.

Ich finde mein eige­nes Maß – Egal wie das aus­sieht.

Bin ich zu viel? Bin ich zu wenig? Bezie­hun­gen sind ein Balan­ce­akt. Manche Men­schen möch­ten jeden Abend einen Gute­nacht­gruß, wieder andere möch­ten flüch­ten, wenn sie im Stun­den­takt mit Nach­rich­ten bom­bar­diert werden und sich gezwun­gen sehen, jedes Detail ihres Tages aus­zu­brei­ten. Im End­ef­fekt gibt es nicht das rich­tige Maß, son­dern nur dein Maß. Egal, wem du begeg­nest, ob privat oder am Arbeits­platz, immer läufst du Gefahr, jeman­dem zu viel oder zu wenig zu sein. Wenn du dich nach deinem indi­vi­du­el­len Maß ver­hältst, wirst du wohl oder übel anecken. Aber auch das ist ok. Denn früher oder später wird sich jemand finden, an den du dich per­fekt ando­cken kannst. Und wenn es die rich­tige Person, für den rich­ti­gen Augen­blick ist, dann wird dein Enthu­si­as­mus über eure Begeg­nung nicht zu viel sein. Anders­herum wird auch vor­sich­tige Intro­ver­tiert­heit kein Hin­der­nis dar­stel­len, wenn sich jemand für dich als Men­schen inter­es­siert.

Wahr­schein­lich hast du eine rela­tiv starre Vor­stel­lung davon, wie du dich zu ver­hal­ten hast, um ​rich­tig” zu sein. Dieses ​Rich­tig­sein” steht viel­leicht sogar Kon­trast zu deiner wahren Gefühls­lage, die du als falsch ein­ord­nest. ​Ich sollte mich wirk­lich zusam­men­rei­ßen und mich nicht so hin­ein­stei­gern”. Kommt dir der Satz bekannt vor? Statt Selbst­kon­trolle könn­test du dir fol­gende Frage stel­len: Was ist das Schlimmste, was pas­sie­ren könnte, wenn ich ein­fach so bin, wie ich bin? Das Schlimmste ist in den meis­ten Fällen nicht wirk­lich schlimm. Schlimm ist, wenn du dich über einen län­ge­ren Zeit­punkt in einen zu engen Rahmen presst, nur damit dich jemand erträg­li­cher findet. Egal, ob du das Gefühl hast, jeman­den mit deiner Art zu über­for­dern oder denkst, dass du noch mehr geben soll­test – Bleib bei deinem Maß. Viel­leicht spru­delt es über, viel­leicht köchelt es auf klei­ner Flamme. Wie es auch aus­sieht, lass ein­fach zu, wie du bist.

Funk­tio­nie­rende Bezie­hun­gen haben eine große Bedeu­tung für unser Wohl­be­fin­den. Beson­ders dann, wenn neue Bekannt­schaf­ten in unser Leben treten, werden wir uns bewusst, wie ver­letz­lich wir sind. Schließ­lich ist unsere Zufrie­den­heit und auch unser Glück davon abhän­gig, dass wir gut mit ande­ren aus­kom­men und gemocht werden. Durch digi­tale Kom­mu­ni­ka­tion, Apps und Social Media sind wir es aber gar nicht mehr gewohnt, den ersten Schritt zu machen, und eine echte Reak­tion auf die eigene Person zu erhal­ten. Natür­lich ist es beque­mer, sich hinter dem Smart­phone Screen zu ver­ste­cken, wir lassen uns dadurch aller­dings auch weni­ger berüh­ren. Wir soll­ten nicht ver­ges­sen, dass in jeder neuen Begeg­nung, in jedem ersten Kon­takt auch ein wenig Magie steckt. Die Magie des ersten Blick­kon­tak­tes, des ersten Gesprächs und der Erfah­rung, trotz Auf­re­gung, man selbst zu blei­ben. Und genau dafür geschätzt zu werden.

Dieser Artikel erschien zuerst bei 7mind.

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