So einfach macht ihr aus eurem liebgewonnenen Drahtesel ein schickes E-Bike

© Superpedestrian

Die Sonne ist endlich da und mit ihr die Frühlingsgefühle. Und jetzt mal Hand aufs Herz: Wer von uns hat sich bei den steigenden Temperaturen nicht schon einmal dabei ertappt, dem einen oder anderen vorbei huschenden heißen Gestell hinterherzuschauen, das sich die letzten Monate versteckt gehalten hatte? Die Rede ist hier natürlich von der besten Freundin/dem besten Freund eines jeden modernen Stadtmenschen: dem guten alten Drahtesel.

Auch ich wähne mich im Besitz eines in die Jahre gekommenen Peugeot-Rennrades, mit Rost und sonstiger Patina übersäht und dennoch wunderschön. Doch die Zeiten von Tesla, Hyperloop und Elektro-Rollern gehen auch an mir nicht spurlos vorüber. Auch das zunehmende Alter und der demnächst anzuschraubende Kindersitz sorgen dafür, dass ich öfter schon mit dem Gedanken an ein E-Bike gespielt habe.

Aufgehalten hat mich bei aller Faszination für den Fortschritt am Ende die Tatsache, dass sämtliche Modelle die Street Credibility und Coolness von Jack-Wolfskin-Jacken versprühen. Und allen Anzeichen des Erwachsenwerdens zum Trotz gilt bei mir immer noch die Devise function follows form.

Wie gerufen kam da die Nachricht vom Copenhagen Wheel der Firma Superpedestrian, mit dem man mit lediglich ein paar Handgriffen sein heißgeliebtes Radl zum E-Bike umrüsten kann.

© Manuel Heinemann

Die Theorie hört sich sehr vielversprechend an: einfach das Hinterrad tauschen und schon wird das eigene Fahrrad zum E-Bike. In diesem befinden sich nämlich sämtliche Module, sprich: Motor, Akku, Steuerelektronik und Sensoren. Die Steuerung erfolgt bequem über die Smartphone-App und auch lästige Verkabelungen entfallen.

Der Einbau dauert 15 Minuten

Die Praxis ist tatsächlich genau so easy. Zwar rät Superpedestrian zum Einbau in einer Werkstatt. Jeder, der nicht zwei linke Hände hat, wird dies aber auch in wenigen Minuten selbst hinbekommen. Einfach das Hinterrad raus, Copenhagen Wheel rein, fertig. Lediglich eine sogenannte Drehmomentstütze, die das Durchrutschen der Achse verhindern soll, muss zusätzlich festgeschraubt werden.

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Das Copenhagen Wheel lässt sich übrigens in die meisten Fahrräder einbauen, die Felgenbremsen und eine Kettenschaltung haben. Lediglich mit Nabenschaltungen ist der Mechanismus nicht kompatibel. Bei der Bestellung gibt man die Reifengröße, Reifenart (Rennrad, City-Rad oder Mountain Bike) und Art der Gangschaltung (Kettenschaltung oder Single Speed) an und bekommt dann das zusammengebaute Komplettrad zugeschickt – sogar inklusive Schlauch und Mantel.

© Manuel Heinemann

Vor der ersten Fahrt muss noch die App runtergeladen werden und mit dem Wheel gekoppelt werden. All das funktioniert sehr intuitiv und dann geht's auch schon auf die Straße. Und um es nicht übermäßig spannend zu machen: das Rad ist der helle Wahnsinn!

Per App kann man verschiedene Stufen der Unterstützung auswählen, von Eco über Standard bis Turbo. Und selbst die kleinste Stufe hat es bereits in sich. Am meisten Spaß macht natürlich die Turbo-Variante, allerdings verbraucht sie auch am meisten Akku-Leistung. Dennoch muss ich diesen im normalen Stadt-Verkehr nur ca. alle 3 Tage aufladen.

Doch zurück zum Fahrgefühl: Der Motor zieht ohne Verzögerung kräftig an und man hat im Nu Fahrgeschwindigkeit. Diese liegt in Deutschland bei allen E-Bikes ohne Kennzeichen bei 25 km/h. Will man schneller fahren, muss man ordentlich dazupaddeln.

Nicht High-Speed ist das Ziel, sondern schweißfrei ankommen

Ehrlich gesagt – und das habe ich erst mit der ersten Fahrt verstanden – es geht gar nicht um eine hohe Endgeschwindigkeit, sondern um absolut Anstrengungs- und schweißfreie Fahrten mit hoher Durchschnittsgeschwindigkeit, selbst Bergauf und mit viel Gepäck. Und okay: natürlich auch darum, an der nächsten Fahrrad-Ampel der King zu sein.

© Superpedestrian

Tatsächlich ändert das Copenhagen Wheel ganz fundamental die Art und Weise, wie ich Rad fahre. Zum einen mache ich mir weniger Gedanken, was die Streckenwahl angeht. Plötzlich ist es egal, ob der Berg, der von der Oberbaumbrücke zur Warschauer Straße führt, auf meinem Weg liegt oder nicht. Und der berüchtigte Prenzlauer Berg (diese steile Straße Richtung Backfabrik, die dem Viertel ihren Namen gibt) wird vom Alptraum zum Highlight meines Arbeitsweges, wenn ich mit 25 Sachen und 50er-Puls an anderen Radfahrern vorbei den Berg hinauf fliege. Und tatsächlich habe ich auch schon bei mehreren Gelegenheiten den vermeintlich längeren Weg entlang der Hauptstraßen auf mich genommen, weil dieser nun schneller ist, als wenn ich durch die Kopfsteinpflaster-Straßen der Kieze juckeln würde. Wenn es nicht mehr um Anstrengung geht, fange ich an, wie ein Rollerfahrer zu denken.

Mein Lieblings-Feature: die eingebaute Motorbremse

Zum anderen fluche ich nun nicht mehr über die merkwürdigen Ampel-Schaltungen Berlins, die mich früher entweder zum Schleicher oder Raser gemacht haben, nur weil ich die grüne Welle halten wollte. Nicht nur freue ich mich nun über den Antritt nach einer roten Ampel (dieser Effekt hält auch nach 3 Wochen immer noch an), sondern auch ein weiteres Feature entzückt mich immer wieder: die eingebaute Motorbremse des Copenhagen Wheels. Tritt man während der Fahrt rückwärts, bremst der Motor das Rad sofort ab und lädt dabei sogar noch den Akku minimal auf.

© Manuel Heinemann

Einen kleinen Nachteil hat das Copenhagen Wheel tatsächlich. Die ultra-einfache Nachrüstung, das stylische Aussehen und den im Vergleich zu anderen Anbietern fehlenden Kabelsalat erkauft man sich damit, dass das Aufladen etwas schwieriger ist als bei herkömmlichen E-Bikes.

Leider kann man den Akku nämlich nicht einzeln herausnehmen und aufladen, sondern muss entweder das komplette Fahrrad mit in die Wohnung nehmen (die bei mir zum Glück im ersten Stock liegt) oder aber andere Wege finden (siehe Bild). Beim Fahrradkeller mit Stromanschluss oder aber der Garage im Vorort spielt dieser Punkt schon wieder keine Rolle mehr.

Und wo wir gerade bei den Nachteilen sind: Man wird dank des auffälligen Designs wirklich an JEDER Ampel angequatscht. Aber hey: Dank des Turbo-Antriebs sind die Gespräche mit dem Umspringen der Ampel auf Grün auch schnell wieder beendet.

Dieser Beitrag entstand in Kooperation mit Superpedestrian.

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