Meine Unverträglichkeiten kotzen mich an

© Dinah Hoffmann

Für mich waren Eggs Benedict pures Frühstücksglück, ein Stück Kuchen, egal ob Schoko, Karrotte oder Käsekuchen, die beste Medizin gegen alles und ohne Latte Macchiato mit "normaler" Milch habe ich das Haus nicht verlassen. Bei Italienfernweh gab's Burrata oder Pizza, beim ganz schlimmen Hangover einen Cheeseburger und auf Kinderschokolade hätte ich nie verzichten können. Das war einmal. Jetzt gehöre ich zu den Menschen, die aufgrund von Unverträglichkeiten auf vieles Leckeres verzichten müssen.

Schuld daran ist mein Darm, oder besser gesagt mein Reizdarm. Zu meinen (berufsbedingten) Frühstücksexzessen, Mittagessen und ausgiebigen Abendessen waren ein aufgeblähter Bauch und krampfartige Schmerzen meine ständigen Begleiter. Lange habe ich es einfach so hingenommen, mich unwohl und schlecht gefühlt. Der Grund: Ich hatte Angst davor, zu den Menschen zu gehören, die an Gluten- oder Laktoseunverträglichkeit leiden. In Hinblick auf meine Diät gäbe es für mich wohl kaum etwas Schlimmeres.

Nach Jahren habe ich mich im Winter 2017 endlich zum Arzt geschleppt, einem Allgemeinmediziner mit Schwerpunkt Darmdiagnostik und Therapie. Einige Tests später stand dann fest: Gluten, Fruktose und Laktose vertrage ich einwandfrei, es waren einzelne Lebensmittel, die mir und meinem Verdauungstrakt Probleme machten. Da wären zum Beispiel Hühnereier und tierische Milch (WIESO?!), Weizen (zum Glück gehen Dinkel, Roggen und Haferflocken klar), Kasein (ciao Mozzarella, Parmesan, Frischkäse und Yoghurt), Ingwer (Wie soll ich jetzt einer Erkältung vorbeugen?) oder Ananas, um nur einige zu nennen. Klar, ich könnte jetzt weitere Tests machen und von einem Arzt zum anderen hopsen, um die Ergebnisse prüfen zu lassen, mach ich aber nicht. Ich probier das jetzt erstmal. Durch Exklusion bestimmter Lebensmittel zur Darm-Selbstheilung. Let's do this!

Durch Exklusion bestimmter Lebensmittel zur Darm-Selbstheilung.

Sechs Monate muss ich auf vieles verzichten, dass ich sonst fast täglich gegessen oder getrunken haben. Eins kann ich euch sagen: Das macht keinen Spaß, überhaupt nicht! Essen ist meine Leidenschaft und mein Beruf und mich hier einschränken zu müssen, kotzt mich ziemlich an, um es gelinde auszudrücken. Restaurantbesuche muss ich jetzt nach meinen Unverträglichkeiten abhängig machen. Wenn ich bestelle, fallen Sätze wie "Ist in dem Brot Weizen? Das vertrage ich leider nicht. Dinkel würde aber gehen.", "Nein, ich bin nicht vegan. Ich vertrage nur kein Ei und keine Milch. Bacon will ich trotzdem." oder "Habt ihr auch Hafermilch?" mittlerweile regelmäßig, beim Einkaufen muss ich jetzt immer die Rückseite und Inhaltsstoff-Liste studieren und den Blick in die Dessertkarte kann ich mir in den meisten Restaurants eh sparen.

Nein, ich bin nicht vegan. Ich vertrage nur kein Ei und keine Milch.

Eine gute Sache hat das Ganze aber: Seit ich auf tierische Milch, Weizen, Kasein und Co. verzichte, geht es mir und meinem Bauch besser. Ich sehe nach dem Essen nicht mehr aus, als sei ich im zweiten Trimester, ich fühle mich nicht mehr aufgebläht und kann sogar besser schlafen. Meine Verdauung läuft wieder. On top spare ich mir die ein oder andere Kalorie, weil ich beim Bürofrühstück oder Lunch gar nicht erst in Versuchung komme, die Zimtschnecken zu essen oder neuen Kinder-Eissorten zu probieren. So richtig anfreunden will ich mich mit der eingeschränkten Ernährung allerdings auch nicht. In einem halben Jahr geht's noch einmal zum Arzt, in der Hoffnung, dass mein Darm wieder klarkommt und ich mindestens eines der gestrichenen Lebensmittel wieder zu mir nehmen kann.

© Dinah Hoffmann

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