Lesevergnügen #3: Die 11 schönsten Buchverfilmungen

© Annie Spratt | Unsplash

Mit Buchverfilmungen ist das so eine Sache. Manchmal findet man sie wahnsinnig genial und freut sich, dass die Lieblingsstory jetzt auch über die Leinwand flimmert, manchmal hat man Angst, dass die Verfilmung einem die Fantasie raubt und manchmal weiß man nicht einmal, dass der geniale Film auf einem Buch basiert.

Weil wir in der vergnügten Redaktion alle gerne lesen und gerne Filme sehen, haben wir euch hier gemeinsam mit Dussmann 11 tolle Bücher rausgesucht, die anschließend verfilmt wurden. Bleibt nur die Frage: zuerst lesen oder zuerst sehen?

Anika aus München empfiehlt: "Call me by your name" von André Aciman

Selten hat mich ein Film so verzaubert und selten habe ich erst daraufhin das Buch gelesen und beide für ganz wundervoll befunden. Das Buch diente als Vorlage für das oscarprämierte Drehbuch zum gleichnamigen Film. Die Geschichte spielt an der italienischen Riviera in den 80ern und erzählt von dem jungen Elio, der während des Sommers seine große Liebe trifft: Oliver, ein selbstsicher wirkender Harvard-Absolvent. Die beiden verlieben sich, stehen sich jedoch immer wieder selbst im Weg und es beginnt eine Liebesgeschichte nach dem Push-And-Pull-Prinzip. Vor dem Hintergrund eines italienischen Sommers erinnert dieses Buch ganz herzzerreißend an die erste eigene Liebe und längst vergangene Sommerurlaube. Außerdem ist es unglaublich sinnlich geschrieben.

© S.Fischer

Franzi aus Hamburg empfiehlt: "Life of Pi Schiffbruch mit Tiger" von Yann Martel

Der junge Pi erleidet Schiffbruch und kann sich gerade noch so in einem Rettungsboot vor dem Untergang bewahren. Doch er ist nicht alleine an Bord – mit ihm sind ein Zebra, ein Orang-Utan, eine Hyäne sowie ein Tiger in dem kleinen Boot mitten im Ozean gefangen. Erst beginnt ein Überlebenskampf, bei dem schließlich nur noch Pi und der Tiger bleiben. Eine Fabel, in der es um viel mehr geht als den Schiffbruch. Nämlich um die Sinnsuche, ob es Gott nun gibt – und ob alles, was man mit den eigenen Augen sieht, wahr ist. 2012 wurde das Buch verfilmt – mit spektakulären Bildern und einem Tiger, der trotz Animation lebensecht wirkt. Absolut lesens- und sehenswert!

Wiebke aus Berlin empfiehlt: "So was von da" von Tino Hanekamp

Es ist der 31. Dezember in Hamburg, an dem sich Oskar und sein bester Freund Pablo von ihrem gemeinsam gegründeten Club verabschieden müssen, weil der Laden abgerissen wird. Doch während sich die beiden auf ihre letzte (hoffentlich legendäre) Nacht vorbereiten, tauchen bei Oskar plötzlich Kiez Kalle, der wahnsinnig viel Geld von ihm haben will, und Matilda, Oskars große Liebe, auf und plötzlich versinkt alles im Chaos und einer unvergesslichen Nacht. Genauso, wie es Tino Hanekamp schafft, dass man seinen Roman keine Sekunde aus der Hand legen will, gelingt es auch Jakob Lass im gleichnamigen Film den Zuschauer in den Bann dieser Nacht zu ziehen. In verschiedenen echten Clubnächten drehte er mit seiner Crew in Hamburg, um die Stimmung, die Emotionen und wirklich schöne Bilder festzuhalten.

© Kiwi Verlag

Wiebke aus Berlin empfiehlt auch:"Soloalbum" von Benjamin von Stuckrad-Barre

20 Jahre "Soloalbum". Benjamin von Stuckrad-Barre ist ganz schön alt geworden. Und wir irgendwie auch, denn sowohl der Film als auch das Buch (das wir vermutlich gelesen haben, als wir noch viel zu jung dafür waren) haben eine ganze Generation geprägt und die Kariere von Stuckrad-Barre, Nora Tschirner und Mathias Schweighöfer nach vorne katapultiert. In Soloalbum leidet Ben, der für ein angesagtes Musikmagazin arbeitet, unter der Trennung von Katharina. Und er leidet wirklich gut. Er schließt sich in seiner Wohnung ein, hört auf zu essen und beginnt dafür mit einem mitunter besorgniserregendem Konsum von Alkohol und Drogen, sucht in längst vergangenen Affären Trost und durchlebt alle Stationen, die eine Trennung in den Zwanzigern so mit sich bringt.

Camila aus Berlin empfiehlt: "Elementarteilchen" von Michel Houellebecq

Michel Houellebecq ist ein sehr spezieller Zeitgenosse und ich kann verstehen, wenn manche Leute mit seinem Stil nichts anfangen können. Ich allerdings liebe seine Bücher und vor allem Elementarteilchen, in dem er mit den Halbbrüdern Michel und Bruno zwei halbwegs gescheiterte Existenzen skizziert. Während sich Michel in seine asexuelle Welt als Molekularbiologe rettet, muss sich der Lehrer Bruno jeden Tag aufs Neue zusammenreißen, seine sexuellen Obsession gegenüber seiner Schülerinnen nicht zu auffällig nachzugehen. Als die beiden ungleichen Brüder, deren einzige Gemeinsamkeit die egoistische Alt-68er-Mutter ist, in ihren 40ern dann endlich die große Liebe kennenlernen, scheint alles gut zu werden, doch beider Glück ist nur von kurzer Dauer. Auch wenn der Film, in dem Moritz Bleibtreu, Christian Ulmen, Franka Potente und ungefähr alle anderen deutschen Spitzenschauspieler sich die Ehre geben, ein bisschen vom Plot abweicht und beispielsweise die Handlung von Paris nach Berlin verlegt, ist er mindestens so sehens- wie das Buch lesenswert.

© Rowohlt Verlag | © Aufbau Verlag

Camila empfiehlt auch: „Transit“ von Anna Seghers

Anna Seghers ist eine der größten Erzählerinnen ihrer Zeit. Ihren teilweise autobiographischen Roman "Transit" hat sie Anfang der 1940er Jahre während ihres Exils in Mexiko geschrieben. Im Roman erzählt der Ich-Erzähler einem Gast in seiner Lieblingspizzeria seine Geschichte aus der Zeit des zweiten Weltkriegs, wie er als Deutscher nach Frankreich in ein Arbeitslager kam, vor der Wehrmacht floh, sich anderen Flüchtlingen anschloss und immer wieder versuchte, nicht entdeckt zu werden. Obwohl der Plot erstmal nicht zu Scherzen einlädt, schafft es Seghers die Geschichte mit einer gewissen Ironie und gefühlten Leichtigkeit zu erzählen, dass man sich fühlt, als wäre man selbst der Fremde im Restaurant, dem diese Geschichte erzählt wird. Laut Heinrich Böll ist es das Schönste, was Anna Seghers je zu Papier gebracht hat. An dieses Meisterwerk hat sich kürzlich dann Christian Petzold getraut, der mit Franz Rogowski in der Hauptrolle, den Roman verfilmte und Anfang des Jahres auf der Berlinale präsentierte.

Marie aus Berlin empfiehlt: „Extrem laut und unglaublich nah“ von Jonathan Safran Foer

Der 11. September 2001, ein Tag der das Leben vieler Menschen und auch unsere Welt nachhaltig verändert hat. Viele Bücher wurden darüber geschrieben, aber bei „Extrem Laut und unglaublich nah“ geht es nicht um das Schicksal eines Opfers, sondern um Oskar, der seinen Vater eben durch jenes Ereignis verliert. Aber es geht auch um den zweiten Weltkrieg, die Luftangriffe auf Dresden und ein Familiengeheimnis. Wie auch schon in seinem ersten Buch „Alles ist Erleuchet“ verwebt Jonathan Safran Foer Gegenwart und Zukunft miteinander. War es dort noch die Suche eines jungen Mannes nach seiner Vergangenheit, ist es hier die Expedition des 9-jährigen Autisten Oskar, der dem letzten großen Rätsel seines verstorbenen Vaters auf die Spur geht. Oskar wird dabei von Foer als unglaublich komplexer Charakter vorgestellt, der in seiner eigenen Welt agiert und dort ein Erfinder zahlreicher lebenswichtiger Dinge, wie einem Auffangbehälter für Tränen im Kopfkissen, ist. Die Geschichte seiner verstreuten Familie wird mit so viel Liebe, anrührender Authentizität und Humor gezeichnet, dass man abwechselnd schmunzelt und weint.

© Fischer Verlag | © Diogenes Verlag

Franzi aus Hamburg empfiehlt: „Der Vorleser“ von Bernhard Schlink

Der Roman beginnt mit einer ungleichen Liebesgeschichte: der 15-jährige Michael verliebt sich in Hanna, die 21 Jahre älter ist als er. Sie beginnen eine erotische Beziehung, zu dem auch das Ritual des Vorlesens gehört, da Hanna Analphabetin ist. Doch die Geschichte von Schlink greift viel weiter und behandelt in Zeitsprüngen die Aufarbeitung der NS-Verbrechen durch die Augen Michaels, der erst Jura studiert und dann als Rechtshistoriker arbeitet. Hanna hingegen sitzt auf der anderen Seite – als Angeklagte. Ein bewegender Roman der großartig verfilmt wurde, in den Hauptrollen mit Kate Winslet und dem wunderbaren David Kross, die diese seltsame Beziehung eindringlich auf die Leinwand bringen.

Milena aus Berlin empfiehlt: "Der Trafikant" von Robert Seethaler

Schon der Titel des Buches versetzt einen in eine ganz andere Zeit zurück. Eine Geschichte über die Suche nach dem persönlichen Glück, eingebettet in die letzten Tage vor der nationalsozialistische Machtergreifung in Wien. Überzeugt hat mich der Roman vor allem mit der feinsinnigen Zeichnung seiner Charaktere. Seethaler beschreibt sehr detailliert persönliche Situationen und Schicksale und vermittelt so den Zeitgeist der 30er Jahre mit einer unerklärlichen Leichtigkeit. Der 17-jährige Franz Huchel kommt im Sommer 1937 vom Salzkammergut nach Wien, um dort beim Trafikanten Otto Trsnjek eine Stelle als Lehrling anzutreten. In der Großstadt erlebt er die erste Liebe und lernt den berühmten Psychoanalytiker Dr. Sigmund Freud kennen. Unter dem Einfluss seines Freundes und den Eindrücken der historischen und politischen Entwicklungen dieser Zeit wird er langsam erwachsen.

© Diogenes Verlag | Kein & Aber Verlag

Wiebke aus Berlin empfiehlt: „Kindeswohl“ von Ian McEwan

Fiona Maye ist eine angesehene Richterin, seit über 30 Jahren verheiratet und kinderlos. Sie ist erfolgreich und glücklich. Zumindest war sie das, bis ihr Mann plötzlich die Absolution für eine Affäre möchte und ihr ein Fall auf den Tisch gelegt, der sie in moralisches Dilemma zieht: ein 17-Jähriger ist an Leukämie erkrankt und nur eine Bluttransfusion kann ihn retten. Doch da er und seine Familie Zeugen Jehovas sind, lehnen sie die Bluttransfusion ab. Soll sie ihr Urteil, entgegen der religiösen Überzeugung der Eltern, fällen? Oder das sichere Todesurteil eines Jungen unterzeichnen? Was ist richtig und falsch und wer entscheidet das? Was im Roman schon wahnsinnig einfühlsam beschrieben wird, wurde auch im Film, in dem die tolle Emma Thompson Fiona Maye spielt, emotional ergreifend rübergebracht.

Charlott aus Berlin empfiehlt: "Papillon" von Henri Charriere

© Fischer Verlag

Die Geschichte von Henri Charrière alias Papillon ist so wahnwitzig wie nervenaufreibend und bis heute nicht ganz belegt. In "Papillon", das 1969 erschien, erzählt Charrière die Geschichte seiner Iebenslangen Verbannung nach Französisch-Guayana nach dem Mord an einen Dieb und Zuhälter. Er flüchtete mehrmals aus verschiedenen Gefängnissen, sogar zu Boot und bis nach Kolumbien und Venezuela. Diese irrsinnige jahrelange Flucht wurde 1973 mit dem legendären Steve McQueen in der Hauptrolle und Dustin Hoffmann als sein Freund Louis Dega verfilmt. 2017 erschien sogar eine Neuverfilmung mit Charlie Hunman und Rami Malek.

Mit Vergnügen-Tisch | Kulturkaufhaus Dussmann | Friedrichstraße 90, 10117 Berlin | Montag – Freitag: 09–00 Uhr, Samstag: 09–23 Uhr

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