Leckerer Kaffee und die vielleicht besten Croissants der Stadt – Le Brot in Neukölln

Ich bin in Süddeutschland aufgewachsen, nur etwa eine halbe Stunde von der französischen Grenze entfernt und dementsprechend häufig waren wir für den  samstäglichen Großeinkauf nicht im heimischen Supermarkt, sondern im französischen. Meine Geschwister und ich haben das als Kinder geliebt, denn so kamen wir fast jeden Samstag (und mit etwas Glück auch am Sonntag) zu einem frischen Croissant oder Pain au chocolat direkt aus Frankreich. Nun sind meine Kindertage zwar schon eine Weile her, dem buttrigen Blätterteig-Gebäck bin ich aber nach wie vor verfallen. Leider schmecken die meisten Croissants in Berlin ganz scheußlich, weil sie aufgebacken oder wahnsinnig trocken sind, und mal eben nach Frankreich fahren, ist auch nicht drin. Umso glücklicher war ich, als ich beim Spazieren durch meinen Kiez in Neukölln die neue Boulangerie Le Brot entdeckte.

Betritt man den Laden, steht man quasi direkt in der Bäckerei. Man kann dem Bäcker, der natürlich aus Frankreich kommt, beim Kneten zusehen und alle Prozesse beobachten. Im hinteren Teil des Ladens stehen wunderschöne dunkelbraune Sitzmöbel vor der vielleicht hübschesten Pflanzen-Tapete der Welt. (Ich habe mich erkundigt, die Tapete ist von Versace und so schön sie auch ist, so teuer ist sie leider auch.)

Aber so schön hier alles aussieht, das hundertste "Hipster-Café" wollte Jan, der Besitzer, nicht eröffnen. Er möchte mit seinem Laden dem Kiez, in dem er selbst schon lange lebt, etwas geben, das er auch braucht. Und tatsächlich sind wirklich gute Bäckereien, in denen selbst gebacken wird und das auch noch in Bio-Qualität, selten. Da Jan selbst das leckere Baguette aus Frankreich, wo er zu Studentenzeiten lebte, vermisst, suchte er eine gefühlte Ewigkeit nach einem passenden Laden, um endlich leckeres Brot zu verkaufen.

An den Tabakladen, der vorher in der Fuldastraße war, erinnert heute nichts mehr: Statt Zigarettenpäcken, kuscheln heute Croissants, Pains au chocolat, Vollkornbrote und Baguettes miteinander. Hier wird jeden Tag frisch gebacken und das riecht man auch, denn der gesamte Laden ist von einem wahnsinnig leckerem Duft erfüllt. Die Karte ist übersichtlich: Es gibt Brötchen, Baguette Tradition und Campagne (Tradition ist klassisches französisches Weißbrot, beim Campagne schmuggelt sich Roggen dazu), ein Schwarzbrot, belegte Sandwiches, Quiches und Croissants. Und obwohl die frischen Brötchen, das Vollkornbrot und die Baguettes fabelhaft aussehen, entscheide ich mich – wer hätte es geahnt – für ein Croissant und einen Cappuccino und was soll ich sagen: Das Croissant schmeckt unfassbar gut. Es ist wahnsinnig buttrig, trotzdem fluffig und gar nicht schwer. Ich will zwar nicht wissen, wie viel Butter genau im Teig steckt, aber der Geschmack ist jedes Gramm wert. Auch der Cappuccino, der in einer besonders hübschen alten Tasse serviert wird, schmeckt wirklich lecker.

Wer statt Kaffee lieber mal abends ein Glas Wein zu seinem Baguette trinkt, der wird im Le Brot aber ebenso glücklich, wie Croissant-Liebhaber, denn gute Weine gibt's hier auch. Zwischen 3.50 und 5 Euro zahlt ihr für ein Glas, die Flaschen beginnen bei 23 Euro und wer Lust auf Schaumwein hat, kommt mit einem Crémant de Loire auf seine Kosten. Zum Baguette könnt ihr euch dann auch eine Käseplatte bestellen und euch ganz dem Joie de vivre hingeben. Und habt ihr euren Lieblingswein erstmal gefunden, könnt ihr euch sogar eine Flasche mit nach Hause nehmen.

Unbedingt probieren: die Croissants, die sind der Wahnsinn!

Veggie: Abgesehen von einigen Sandwiches ist alles vegetarisch und das Brot vegan.

Besonderheit des Ladens: der unglaublich leckere Geruch nach Gebäck und natürlich die Tapete.

Mit wem gehst du hin: Menschen, die eine Schwäche für Backwaren haben oder abends, um ein Weinchen zu trinken und Käse zu snacken.

Lärmfaktor: Angenehm ruhig.

Preise: Brötchen ab 80 Cent, Baguette ab 1.90 Euro, ein Laib Brot ab 3.80 Euro, Croissant und Pain au chocolat kosten 1,50 Euro und ein Cappuccino 2.50 Euro.