Berliner am Sonntag: Puzzeln und im Wald rumliegen mit Judith Holofernes

© Judith Holofernes

Der Sonntag ist heilig! Wir haben uns gefragt, was waschechte Berliner an diesem besten Tag der Woche eigentlich so tun? Lassen sie alle Viere gerade sein oder wird doch gearbeitet, was das Zeug hält? Sind sie „Tatort“-Menschen oder Netflix-Binger, Museumsgänger oder festgewachsen am Balkon? Brunchen sie mit Freunden oder trifft man sie allein im Wald beim Meditieren an? Wir haben bei unseren liebsten Berlinern nachgefragt.

Das sagt Singer-Songwriterin Judith Holofernes über ihren Sonntag

Wenn ich am Wochenende unterwegs bin und Konzerte spiele, mache ich an einem der Wochentage frei, wenn andere arbeiten. Das finde ich eigentlich gar nicht so schlecht, weil ich dann wirklich machen kann, was ich will. Am „echten“ Wochenende ist ja meistens Familienprogramm und das, äh … deckt sich nur zum Teil mit dem, was ich so als Erholung empfinde.

Trotzdem muss ich aufpassen, dass ich einen „echten“ Sonntag überhaupt noch bemerke und das Wochenendemachen nicht verlerne. Deshalb versuche ich, mich an Sonntagen zuhause so wochenendlich wie nur irgendwie möglich zu verhalten, damit mein Gehirn merkt, dass es frei hat. Und ich gebe mir auch Mühe, ein paar Sachen zu machen, die ich für mich alleine habe.

Am „echten“ Wochenende ist ja meistens Familienprogramm und das, äh … deckt sich nur zum Teil mit dem, was ich so als Erholung empfinde.

Sonntagvormittag: Treffen mit Leslie Clio und Tagebuch schreiben

© Judith Holofernes

9 Uhr: Gleich zum Frühstück verabrede ich mich mit einer Freundin, so komme ich am besten aus meiner Soße und meinen komischen Spezialproblemen raus. Außerdem sitze ich nach all den Jahren in Kreuzberg immer noch gerne im Café, da kriege ich sofort Urlaubsgefühle im eigenen Kiez. Hier abgebildet: meine Freundin Leslie Clio, statt im Café auf der Wiese im Hof.

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Wenn keine Freundin Zeit hat, gehe ich alleine ins Café und schreibe tiefsinniges Zeug in mein Notizbuch. Kaum etwas fühlt sich für mich so sehr nach Freizeit an wie der Anblick meines Tagebuchs. Da bekomme ich gleich gute Laune und das Gefühl von einem endlosen Meer von Zeit für mich. Ich muss nur den Einband in meiner Jackentasche anfassen, um gut draufzukommen. Ich glaube, ich besitze keinen anderen Gegenstand, den ich so liebe!

11 Uhr: Danach gehe ich meistens eine Runde spazieren, und gucke den verliebten Touristen beim Kreuzberg-toll-finden zu. Man kann tausend Probleme mit der Entwicklung von Kreuzberg haben, aber die Touristen selbst entzücken mich sehr, weil ich durch ihre leuchtenden Knopfaugen meinen Kiez immer wieder als den tollen Ort sehe, der er ist.

Sonntagnachmittag: Waldspaziergang und puzzeln

© Judith Holofernes

13 Uhr: Den Rest des Tages verbringe ich, wenn es nach meiner Nase geht, im Wald – zum Beispiel im Grunewald, da kommt man von Kreuzberg aus erstaunlich schnell mit dem Bus hin. Ich bin nirgendwo so glücklich wie im Wald. Im nächsten Jahr, wenn es wieder warm wird, möchte ich ganze Arbeitstage im Wald verbringen, ich habe mir sogar schon ein bescheuertes kleines Wald-Falt-Stühlchen gekauft, um da schreiben zu können.

Besonders oft geht es allerdings nicht nur nach meiner Nase. Dann, alternativ, verbringe ich viel Zeit auf meinem sehr schönen Balkon, auf dem es oft so warm ist, dass man im November noch ohne Jacke draußen sitzen kann. Wie auf dem Foto zu sehen, ist zum Beispiel eine besonders zutrauliche Fee auf meiner Schulter gelandet.

Grunewald | 14193 Berlin

© Judith Holofernes

Auf dem Balkon sitze ich vor mich hin und gucke einfach nur in die Gegend, oder lese ein Buch. Im letzten Jahr habe ich wieder wahnsinnig viel Romane gelesen, nachdem mir viele Jahre lang mein eigenes Leben so fantastisch und irreal vorkam, dass ich lieber Sachbücher gelesen habe.

© Judith Holofernes

16 Uhr: Wenn das alles nicht gereicht hat, um mein zappelndes Hirn zur Sinnlosigkeit zu überreden, greife ich zu verzweifelten Mitteln: puzzeln (virtuos) oder handlettern (stümperhaft).

© Judith Holofernes

Sonntagabend: Larry David bis zum Abwinken

20 Uhr: Abends gucken wir dann, wie ALLE ANDEREN LEUTE Serien, bis wir ins Bett kippen. Im Moment ist alles alle geguckt, was wir so richtig toll fanden („Parks and Recreation“, „Community“, „30 Rock“) und wir gucken „Curb Your Enthusiasm“ mit Larry David. Auch toll, aber auf Dauer nicht ganz so gut fürs Gemüt, weil ein wenig fies im Unterton. Für Anregungen bin ich sehr offen! Aber ich gucke nichts mehr, wo dauernd irgendwem die Fingernägel rausgezogen werden.

Danach geht es ins Bett und die Vorfreude auf das Konzert im Admiralspalast am 26. November steigt noch mal richtig. Unbedingt vorbeikommen!

Ihr Wort zum Sonntag: Ich gründe eine Müßig-Gang und unser Gruß geht Därängdändäng.

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