Die Revolution der Gemütlichen: Lasst uns den 27. Dezember zum Feiertag für Faule machen!
Wenn die Weihnachtsfeiertage einen eigenen Sound hätten, sähe das ungefähr so aus:
24. Dezember: Noms!
25. Dezember: Nomsnomsnoms!!!
26. Dezember: zzzZzzz
27. Dezember: Uff. Oder: Bah. Oder: Börps. Oder auch: Puh!
Der 27. Dezember ist ein besonderer Tag. Ein Land stößt wieder auf, die weihnachtliche Anspannung fällt von allen ab, man verstaut die Familie wieder in Kisten auf dem Dachboden und fährt mit der Weihnachtsdeko und den Geschenken im Gepäck wieder nach Hause, während man bereits auf der Fahrt die Anzeigentexte für die Kleinanzeigen-Inserate vorfomuliert. Viele sind erleichtert über das Ende der reibungsvollen Familienzusammenkünfte. Und endlich kann das Weihnachtsgeld ausgegeben werden!
Raus aus dem Weihnachtspullover, rein ins Hamsterrad
Einige emotional entleerte Menschen werfen vielleicht sogar schon ihren Weihnachtsbaum raus (what?), den sie bereits Ende November aufgestellt haben (WHAT?!). Man hat im Advent vier lange Wochen Zeit, sich auf Weihnachten vorzubereiten, aber dann ist es plötzlich sehr schnell vorbei. Glühwein? Bah! Wollpullover? No more! Die Zeichen stehen auf Detox, Aufräumen und dem Entsorgen von Unmengen Geschenkpapier und dann muss man ja auch schon wieder Nagellack und Playlisten aussuchen für Silvester. Nach der ganzen Trägheit soll jetzt alles wieder schnell gehen oder zumindest so schnell es eben geht mit Gans, Lebkuchen und einem halben Liter Eierlikör im Bauch. Das klingt ungesund und befeuert alles, wogegen wir im restlichen Jahr protestieren: unnötiges Geldausgeben und künstliche Stresserzeugung.
Drei einfache Schritte zu einer sanften Entweihnachtisierung
Ich plädiere ja dafür, es dieses Jahr anders zu machen. Wenn es einen Advent gibt, muss es auch einen, nennen wir es: Devent geben. Oder naja, zumindest eine Phase der Entweihnachtisierung, bei der man sich sorgfältig, aber sanft aus dem Schlafanzug schält, ohne dabei gleichsam den hoffentlich tiefenentspannten Zustand zu verlieren. Mein 5-Punkte-Plan, wie ich die weihnachtliche Gemütlichkeit mindestens bis nach Neujahr bewahren will, sieht wie folgt aus:
1. Den Pegel bewahren
Zwischen Weihnachten und Silvester liegen ja nur 7 Tage, es lohnt sich nicht und ist aus gesundheitlichen Gründen auch nicht empfehlenswert, zwischen den Jahren keinen Alkohol mehr zu trinken. Besser man hält die Leber auf Trab und gießt ab dem 27. Dezember in regelmäßigen Abständen etwas Glühwein, Sherry oder wenigstens ein paar Mon Cheri nach.
2. Maximal 1.000 Schritte gehen
Im Idealfall aber so wenige wie möglich. Wer eine große Wohnung oder kurze Beine hat, darf vielleicht ein wenig mehr. Bewegung kurbelt den Kreislauf an, macht wach und bringt auf so dumme Gedanken wie zum Beispiel mal wieder eine Runde Laufen zu gehen. Nichts also, was wir erreichen wollen. Am 27. Dezember zeigt sich, wer wirklich das Zeug zur liegenden Legende hat.
3. Die Botschaft weitertragen
Man ist immer nur so entspannt, wie es das Umfeld zulässt. Wenn die ganze Familie am 27. Dezember schon wieder im Hamsterrad ihrer To-Do-Listen steckt, hilft der ganze Pegel und kein durchgelegenes Sofa mehr. Es gilt also, alle Anwesenden mit einer beruhigenden Aura einzulullen und sie mit salbungsvollen Worten zu mehr Gelassenheit und post-weihnachtlicher Besinnlichkeit aufzurufen. Schhhhh, Tante Inge, lass mal die Tannennadeln! Hier, noch eine Praline? Mutter, halt ein, das Geschirr waschen wir nächstes Jahr ab. Jetzt wird nochmal angestoßen! Auf diese Weise sicherlich ein einvernehmliches Ausruhen oder eben leicht aggressive Reibung, aber die erzeugt ja bekanntermaßen auch Wärme.
Natürlich wurden all diese Methoden bisher noch nicht zeitgleich und im angestrebten Zeitraum getestet, aber ich bin optimistisch, dass auf diese Art der 27. Dezember eine inhaltliche, emotionale und sogar gesellschaftliche Aufwertung erfährt. Es könnte der offizielle Tag der Schnapspraline werden! Oder der Heizdecke! Oder der Krümel im Bauchnabel! So viele Möglichkeiten. Sobald ich vom Sofa aufgestanden bin, fange ich mit der Revolution an. Ganz gemütlich.
Ilona Hartmann