11 Dinge, die wir schon immer von einem Meteorologen wissen wollten

© Matze Hielscher

In diesen Tagen reden alle über Wetter. Die einen lieben die Hitze, die anderen verfluchen sie. Wer mit der Bahn kommt, regt sich über fehlende Belüftung und über zu viel Schweiß der Mitfahrenden auf; und Radfahrer haben oft ein zweites Outfit im Rucksack. Aber warum ist es zurzeit eigentlich so verdammt heiß? Bleibt das jetzt so und kommt es auch mal vor, dass sich ein Meteorologe nicht dem Wetter entsprechend anzieht? Diese und noch mehr Fragen haben wir Thomas Endrulat vom Deutschen Wetterdienst gestellt. Ob wir demnächst mit Regen rechnen können und ob er sich an dem Begriff "Wetterfrosch" stört, erfahrt ihr hier.

Mit Vergnügen: Bei diesen Temperaturen denken wir an Eis. Was ist Ihre Lieblingssorte?
Thomas Endrulat: Minze sollte dabei sein, dann finde ich es besonders frisch.

Warum haben wir gerade Temperaturen wie in Südeuropa und wird das die nächsten Jahre so bleiben?
Die großräumigen Luftströmungen lenken seit Wochen eine warme Luftmasse aus Süden zu uns. Die sonst oft üblichen Tiefdruckgebiete fehlen aber, damit kann die Sonne auch noch ihren Beitrag leisten und es ist anhaltend warm, jetzt sogar heiß. Das kommt immer einmal wieder vor. „Immer wieder einmal“ heißt aber auch, dass es nicht immer so ist und deshalb muss das 2019 auch nicht gleich wieder so sein.

Die meisten freuen sich natürlich über so ein Wetter, wie ist das bei Ihnen? Stichwort: Kilmawandel.
Ich freue mich auch – etwas weniger als über 20 bis 25 Grad. Bisher haben wir von der Kehrseite der Medaille auch noch nicht so viel mitbekommen. Die Nächte waren noch kühl, der Schlaf erholsam, die Räume noch nicht dauerhaft aufgeheizt, das Wasser der Seen war noch erfrischend und sauber, der Wald noch nutzbar und „nur“ auf den Feldern und Wiesen konnte man die Auswirkungen dieses Wetters deutlich sehen. Wenn man die Wettervorhersage kennt, malt man sich allerdings auch die sich daraus entwickelnden Auswirkungen aus und dann nimmt die Freude bei mir etwas ab.

Wann regnet es mal wieder so richtig?
Wenn es so ein richtig flächendeckender, anhaltender Regen von 20 bis 30 Litern auf den Quadratmeter sein soll, dann ist „richtiger“ Regen nicht in Sicht. Bei dieser Wetterlage sind maximal örtliche Gewittergüsse möglich und das an dem dann zufällig getroffenen Ort auch „richtig“.

Welche Wetterbinsenweisheit stimmt nicht? 
Abendrot oder Morgenrot – welches bringt das schlechte Wetter? Darüber braucht man nicht nachdenken. Wenn die Sonne schräg am Himmel steht wird der bläuliche Anteil des Lichtes gestreut und als „Lichtstrahl“ bleibt der rote Anteil übrig – völlig unabhängig von der weiteren Wetterentwicklung.

Werden Sie noch vom Wetter überrascht?
Selten, aber ganz vom Tisch sind Entwicklungen, die noch nicht von Vorhersagemodellen berechnet werden, nicht.

Wieso bekommen Hochs & Tiefs verschiedene Namen? Beziehungsweise wer entscheidet das und warum haben Hochs immer Männer- und Tiefs immer Frauennamen?
Ob ein Hoch oder ein Tief männlich oder weiblich ist, wechselt jährlich und ist somit sehr gerecht. Als Namenspate kann man sich bei der FU in Berlin bewerben und dort wird die Liste dann auch abgearbeitet, d. h. die Druckgebilde auf den DWD-Wetterkarten werden „persönlich“.

Was für einen Winter dürfen wir dieses Jahr erwarten?
Wenn das schon auch nur halbwegs verlässlich bekannt wäre, würde ich meinen Urlaub danach planen.

Sind Sie schon mal falsch gekleidet aus dem Haus gegangen?
Meine Frau würde „Ja“ antworten.

Wie kommt man auf die Idee, Meteorologe zu werden?
Man sollte mit Mathematik und Physik nicht auf dem Kriegsfuß stehen. Ein sachlicher und kritischer Arbeitsstil, der nicht von kurzfristiger Begeisterung für ein Wetterphänomen bestimmt wird, ist wahrscheinlich auch hilfreich. Ich fand dieses Feld, dass man die physikalischen Theorien tatsächlich in der Praxis sehen kann, sehr spannend. Damals dachte ich auch noch, dass diese Physik den Vorteil des Berechenbaren, Konkreten hat. Im Studium kam schnell die Erkenntnis, dass die bestimmenden Gleichungssystem gar keine eindeutige Lösung haben und das Unsicherheiten und Wahrscheinlichkeiten wichtig sind. Aber die Freude ist zum Glück geblieben.

Wie gerne mögen Sie die Bezeichnung "Wetterfrosch"?
Die stört mich so wenig wie den Frosch.

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