Überleben in Neukölln: Rosa von Praunheims Doku erzählt vom Leben in Neukölln
Früher habe ich niemandem erzählt, dass ich aus Neukölln komme und heut' ist Neukölln hip. Alle beneiden mich! Neukölln, Neukölln, was für ein ordinärer Trip. Früher war Bratwurst und heute ist Champagner!Aus dem Film "Überleben in Neukölln"
Vor 20 Jahren noch war Neukölln ein armer, proletarischer Bezirk, in dem man sich nicht unbedingt unbefangen bewegte und in den wahrscheinlich auch keiner freiwillig ziehen wollte. Allerdings waren die Mieten günstig, Künstler und Alternative arm und deswegen zog es einige von ihnen vor zehn Jahren dann doch hierher. Angezogen von der neuen, bunten und kreativen Seite Neuköllns entwickelte sich der Bezirk in eine Art Hipster-Mekka, auf der Weserstraße reihen sich hippe Cafés, Coworking-Spaces, kleine Boutiquen und hübsche Bars aneinander. Die Mieten steigen, die ersten Kreativen können sich die Mieten schon nicht mehr leisten und in ein paar Jahren werden wir – zumindest im Norden Neuköllns – am selben Punkt stehen wie gerade in Kreuzberg und vor Jahren im Prenzlauer Berg.
Mit dem bunten und kreativen Treiben des Bezirks, dem Wandel und den verschiedenen Persönlichkeiten der einzelnen Kieze beschäftigt sich Regisseur Rosa von Praunheim in seiner neuesten Doku "Überleben in Neukölln". Wir lernen die 89-jährige Johanna kennen, die mit 50 Jahren nach Neukölln zog, um mit einer Frau glücklich zu werden, und den androgynen kubanischen Tänzer Joaquin la Habana, der mit einem Mann zusammenlebt und auf den sein 17-jähriger Sohn sehr stolz ist. Außerdem begleitet die Doku den russischen Performancekünstler Mischa Badasyan, der ein ganzes Jahr lang jeden Tag mit einem anderen Mann Sex hatte.
Pünktlich zum 75. Geburtstag von Rosa von Praunheim könnt ihr euch die Doku und eine anschließende Performance am 25. November 2017 im Wolf Kino ansehen. Außerdem wird es ein Filmgespräch geben, bei dem der Regisseur selbstverständlich dabei ist.
Überleben in Neukölln | Wolf Kino,