So verschönert das Streetart-Museum Urban Nation die Schöneberger Nachbarschaft

© Max Müller

Berlin ist im Streetart-Fieber: Nachdem im Frühjahr über 80 000 Besucher den temporären Ausstellungsraum „The Haus“ erlebten, bekam die Straßenkunst mit dem Urban-Nation-Museum nur wenige Monate später ein festes Zuhause in Schöneberg. Seit dem 16. September 2017 werden in der Bülowstraße 7 Arbeiten lokaler und internationaler, unbekannter wie renommierter Straßenkünstler gezeigt: Graffitis, Tapeart, Collagen und was sonst noch das Stadtbild heiterer macht.

Damit steht das Haus, das sich als ganzheitliches Kunstwerk versteht, im klaren Kontrast zu seiner Nachbarschaft. Denn die Bülowstraße ist nicht unbedingt dafür bekannt, besonders bunt zu sein. Das Gegenteil ist der Fall: graue Häuser treffen auf billige Imbisse, modrige Eckkneipen auf verruchte Wettbüros. Doch mit dem Museum wandelt sich auch der Kiez.

Immer den Hinweisen nach: Diese führen zum Urban-Nation-Museum, aber auch zum neugestalteteten Nachbarschaftstreff © Max Müller

Ein bisschen bunter wird aktuell der Nachbarschaftstreff Huzur in der Bülowstraße 94. Bisher sah es ziemlich düster und traurig in dem Wohnhaus aus, in dem vor allem ältere Mitbürger leben und in dessen Erdgeschoss Veranstaltungen stattfinden. „Wir wollen den Menschen aus dem Kiez einen Zugang zur Kunst ermöglichen und ihre Umgebung schöner und interessanter machen.“, sagt Yasha Young, Künstlerische Direktorin von Urban Nation.

Fin Dac hat die Außenfassade gestaltet, Ostap (Foto) kümmert sich um das Foyer © Max Müller

In den letzten Wochen haben die Szene-Größen Slava „Ostap“ Oisinki und Felix Rodewaldt gemeinsam mit den Anwohnern daran gearbeitet, dem Eingangsbereich und insbesondere dem Foyer ein neues Aussehen zu verpassen, nachdem bereits Künstler wie Fin Dac die Außenfassade verschönert haben. Ostap hat den Innenbereich mit großflächigen Bildern verziert und ein Berlin-Panorama entworfen. Rodewaldt hat sich der dunklen Holzpaneele angenommen und diese mit hellen Kreisen mehr Dynamik und Freundlichkeit verliehen.

Klaus, der als ehrenamtlicher Hausmeister den Anwohnern der Nummer 94 beiseite steht, ist begeistert. „Mir gefällt die Aktion sehr gut. Jetzt ist es hier endlich ein bisschen lebendiger.“, sagt er. „Zudem habe ich eine Menge toller Leute kennengelernt.“, sagt er mit Blick auf die Streetart-Künstler Ostap und Rodewaldt.

Anwohner Klaus freut sich über sein in Holz geschliffenes Porträt © Max Müller

Letzterer hat es Klaus besonders angetan. Schließlich ist es Rodewaldt, der ihn – wie so manch anderen Bewohner – porträtierte, indem er ein Bild von Klaus in die Holzpaneele schliff. Auch in den Fenstern hängen bald Bilder der Bülower, die Ostap mit Tape "nachbaut". „Außerdem versuche ich mich noch an Bildern mit Phosphorfarbe, die tagsüber unsichtbar ist und erst mit Einbruch der Nacht strahlt.“ Wir sagen: eine coole Aktion, die einem grauen Kiez mehr Farbe verpasst, ohne ihn gleich durchzugentrifizieren.

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