Schweizer Käsefondue und Raclette im Fondette in Mitte

© Wiebke Jann

Das Schöne am Raclette- und Fondueessen ist ja, dass man sich Zeit lassen kann. Statt seinen Teller binnen 15 Minuten aufzufuttern, bereitet man sich immer mal wieder ein Pfännchen zu, wartet, nascht ein paar Zutaten und kann das Zusammensitzen genießen. Kurzum: Es entschleunigt. Und weil der gemeine Großstädter nichts mehr braucht als Entschleunigung, haben sich die beiden Schweizer Yllnora und Simon dazu entschlossen, uns Berlinern ihre Essenskultur näherzubringen. Für vier Wochen haben die beiden in Mitte, in der Weinbar Oui Madame, eine kleine Schweiz erschaffen: das Fondette.

Wer das Oui Madame kennt, weiß, dass hier normalerweise kleine Holztischchen mit hölzernen Klappstühlen stehen, vor allem Wein getrunken und verkauft und nicht unbedingt stundenlang verweilt wird. Weil Raclette und Fondue aber genau das beabsichtigen, haben Yllnora und Simon den gesamten Laden ausgeräumt und neu gestaltet. Von den Tischen über die Bilder – und die wahnsinnig hübsche Alpenlampe, die normalerweise bei den beiden in der WG hängt – bis hin zu alten Kinderskiern im Bad, haben sie alles verändert. Und obwohl alles neu ist, ist es mit dem sehr gedämpften Licht und der Deko so gemütlich, dass man denkt, es hätten schon viele Leute vor einem hier stundenlang gesessen und Käse gefuttert. Unser heimliches Highlight ist allerdings nicht die Deko, sondern die Hörspiele auf Schwitzerdütsch auf den Toiletten. Ich verstehe zwar kaum etwas, aber alles klingt lieb und irgendwie ist es auch lustig, auf der Toilette einem Hörspiel zu lauschen.

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Die Karte ist schön übersichtlich, denn wie der Name ja schon verrät, gibt's hier nur Fondue oder Raclette, aber in jedem Fall viel Käse. Doch bevor wir uns dem Käsevergnügen hingeben können, gibt's für uns erstmal einen Apple Smule und einen Bramble. Beim Fondue, das zu gleichen Teilen aus Gruyère und Vacherin Fribourgeois besteht, könnt ihr zwischen drei verschiedenen Varianten – klassisch, mit Champagner oder mit Trüffel – wählen. Weil wir aber absolute Raclette-Liebhaber sind und es das eigentlich nur an Weihnachten mit der Familie gibt, entscheiden wir uns – der Nostalgie wegen – für Raclette.

Das Wichtigste am Raclette ist natürlich der Käse. Der stammt bei den beiden Schweizern natürlich selbstredend aus der Schweiz, heißt Valais de Bagnes und hat einen feinwürzigen und leicht nussigen Geschmack, schmilzt schön in der Pfanne und schmeckt fabelhaft. Dazu werden kleine Adelina-Kartoffeln in einem zugedeckten Körbchen gereicht, damit sie nicht kalt werden. Außerdem gesellen sich viele Gläschen, gefüllt mit grünem Spargel, Champignons, Silberzwiebeln, Cornichons, Feigenkonfitüre und Crème de Raclette, zu uns auf den Tisch. Die Feigenkonfitüre passt super zu dem würzigen Käse und auch die Crème de Raclette – die so cremig ist, dass wir gar nicht so genau wissen wollen, wie viel Fett sie beinhaltet – schmeckt sehr gut. Außerdem sind die Portionen so großzügig, dass wir unseren Käse nicht einmal ganz aufessen konnten – vielleicht liegt's am Naschen während des Wartens.

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Nachdem so viel Käse in unseren inzwischen alles andere als hungrigen Bäuchen gelandet ist, kommt Simon mit einer Flasche "Kirschwasser" an, der räumt ja bekanntermaßen den Magen auf. Obwohl ich eigentlich kein Freund von Klarem bin, probiere ich einen Schluck und bin überrascht, wie mild der Schnaps im Geschmack ist. Wer sich also gerne einen Schnaps nach dem Essen genehmigt, sollte sich diesen auf jeden Fall nicht entgehen lassen.

Mit 22 Euro pro Person ist das Essen hier zwar nicht unbedingt günstig, wirklich guter Käse hat aber eben seinen Preis. Und da Raclette und Fondue, wie kaum andere Gerichte, so saisonal sind, kann man sich das auf jeden Fall gönnen. Wir werden jedenfalls wiederkommen und uns dann dem Käsefondue widmen.

© Wiebke Jann

Unbedingt probieren: Das Raclette, der Schweizer Käse ist einfach fantastisch, und anschließend einen Shot "Kirschwasser", der wird einer Mini-Fonduepfanne kredenzt und schmeckt überraschend mild.

Veggie: Abgesehen von einer Vorspeise ist alles vegetarisch, Veganer werden allerdings nicht glücklich, es dreht sich ja alles um Käse.

Mit wem gehst du hin: mit Freunden. Alle Gerichte kann man erst ab zwei Personen bestellen, damit ihr Fondue und Raclette probieren könnt, solltet ihr also mindestens zu viert sein.

Besonderheit des Ladens: die Hörspiele auf Schwitzerdütsch auf der Toilette

Lärmfaktor: es läuft Eleltro, es wird geredet und gelacht. Wer's lieber still möchte, ist hier falsch.

Preise: Raclette und Fondue startet bei 21 Euro pro Person

Fondette | Almstadtstrasse 43, 10119 Berlin | 23.11.–23.12.2017 | täglich ab 18 Uhr | mehr Info

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