Schwäbische Maultaschen wie bei Oma – St. Mauli in Friedrichshain

© Ilona Hartmann

Update: Das St. Mauli hat dauerhaft geschlossen.

Also gut, ich gebe es zu: Der Besuch bei St. Mauli in der Gryphiusstraße unweit des Ostkreuz war nicht ganz uneigennützig. Denn ich habe etwas vermisst und hier haben wir es gefunden. Maultaschen nämlich. Wer aus dem Südwesten kommt, kennt diese gefüllten Teigtaschen nur zu gut und weiß: Außerhalb von Schwaben sind sie, genau wie Brezeln, fast nicht zu bekommen. Also zu bekommen schon, aber halt nicht in gut. Meistens zu fad, zu fest, zu schwer, die Brühe zu salzig und dann fehlt noch der Schnittlauch. "Noi dange". Deshalb haben wir uns aufgemacht, um bei Nico und Vincent handgemachte Maultaschen nach dem Rezept von Nicos Oma zu essen.

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Die beiden Jungs kommen natürlich selbst aus Ulm in Baden-Württemberg. Seit dem Frühjahr 2015 betreiben sie im Friedrichshain ihr kleines Lokal und bieten Maultaschen in allen Variationen an: ganz klassisch in der Brühe, geröstet mit Schmälzzwiebeln, als Burger (im Laugenbrötchen!) oder mit Ei und Käse. Der gemütliche Laden fühlt sich mit den Holztischen und Backsteinwänden an wie eine kleine Gaststube irgendwo im schwäbischen Wald – nur das Mischpult in der Ecke verrät, dass es hier urbaner zugeht. Bei Gelegenheit wird aus der hauseigenen Plattensammlung aufgelegt oder man kann als Gast selbst seine Lieblingsscheibe laufen lassen, während man sich seine Maulis schmecken lässt.

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Früher hießen Maultaschen übrigens "Herrgottsbescheißerle", denn in den traditionell in der Fastenzeit gegessenen Teigtaschen konnte man wunderbar doch etwas Rindfleisch verstecken. Bei St. Mauli muss hingegen niemand bescheißen, denn neben der klassischen Variante mit Bio-Rindfleisch gibt's auch vegane Maulis mit einer würzigen Füllung aus Räuchertofu. Wem da noch nicht das schwäbische Herz aufgegangen ist: Flädlessuppe und Kässpätzle stehen auch auf der Karte. Von der Brühe bis von der Salatsoße bis zur Maultasche ist hier alles Handarbeit.

Deshalb schmeckt's auch so gut wie bei Oma. Wenn nicht sogar besser, denn moderne schwäbische Omas greifen durchaus mal gerne auf Fertigware zurück, ich spreche aus eigener Erfahrung. Teller ausschlürfen ist da Ehrensache und hier meckert deswegen zum Glück auch keiner. Umso sympathischer, dass sich hier eine kleine Nische aufgetan hat und diesem ehrlichen, einfachen Essen eine Heimat fernab der Heimat bietet. Wer also Schwaben-Fernweh hat oder keine Lust mehr auf abgefahrene Bowls und überstyltes Mode-Essen, kann sich hier mit einer bodenständigen Mauli ganz hervorragend wieder erden.

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© Wiebke Jann

Unbedingt probieren: Maulis! Maulis! Maulis!

Veggie: Maulis gibt's auch in vegan und auch ansonsten sind mehr Gerichte ohne Fleisch als mit auf der Karte.

Preis: 6–9 Euro

Beste Zeit: abends mit Freunden

Wermutstropfen: Mist, wir haben vergessen, Maultaschen für zu Hause mitzunehmen! Das geht nämlich auch.

St. Mauli | Gryphiusstraße 10, 10245 Berlin-Friedrichshain | Montag – Sonntag: 16–23 Uhr | mehr Info

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