Pommes mit Peking Ente und Sauerkraut im Goldies in Kreuzberg
Ich bin ein großer Fan von Kartoffeln. Die leckere Knolle ist so schön wandelbar und vielseitig, dass ich mich wahrscheinlich locker zwei Wochen davon ernähren könnte, ohne gelangweilt zu werden. Bratkartoffeln, Gratin, Kartoffelpüree, Ofenkartoffeln, Kartoffelecken, knusprige Chips und Pommes. Letztgenannte mag ich besonders gerne. Als ich von der Eröffnung vom Goldies erfahren habe, war also schnell klar: Da muss ich unbedingt hin!
Mit einer Pommes-Bude hat das Goldies auf der Oranienstraße nichts gemein. Es riecht nicht nach Frittierfett, Plastikgabeln sehe ich auch nirgends. Die Einrichtung vermittelt irgendwie ein Urlaubsfeeling: weiße Wände, gelber Boden, blaue Fliesen. Das erinnert mich an Strand und Meer, was auch an der Palme liegen könnte, die als Deko neben der Theke steht. Ein Hingucker sind auch die große Karte links an der Wand und die Lichtinstallationen aus gelben Neonröhren hinten im Raum. Ein Geschenk von einem befreundeten Künstler.
Zusammen mit ihrem Partner Felix haben Vladi und Kajo, die schon in Kolja Kleebergs Vau und im Drei-Sterne-Restaurant Aqua und Wolfsburg gekocht haben, ihren Traum vom eigenen Restaurant verwirklicht. Ihr Motto "Frittier nicht dein Leben, frittier deinen Traum". Wieso es ein Pommes-Paradies wurde? "Noch ein fancy Restaurant braucht Berlin nicht, davon gibt es genug. Was mir in Berlin fehlt, sind Restaurants, in denen man richtig gut essen kann und trotzdem wirklich locker drauf sein kann, so wie in Frankreich", erzählt Vladi mir. Die beiden Köche stehen auf einfache Sachen ohne viel Tamtam – davon gab es in den Sternerestaurants wohl genug. "Uns war dann schnell klar, dass wir einen Laden aufmachen wollen, in dem es frische Pommes gibt. Das Konzept mit den Toppings kam erst später."
Es wäre auch vergeudetes Können, wenn zwei so talentierte Köche wirklich nur Pommes mit Ketchup und Mayo anbieten würden. Auch, wenn die hausgemachten Dips wirklich gut sind. Bei den verschiedenen Toppings, die aus den Pommesbergen echte Gerichte machen, können sich die beiden etwas austoben und zeigen, was sie so drauf haben. Ich entscheide mich für die Pommes mit Peking Ente. Das Fleisch ist super zart und lässt sich mit der Gabel auseinanderzupfen. Dazu gibt es hausgemachte Hoisin-Pflaumen-Mayo, dünne Gemüsestreifen und knusprige Entenhautstückchen. Für die Portion zahlt man knapp 8 Euro, dafür bekommt man aber auch Fleisch von bester Qualität. Für den Spätsommer planen die Jungs Pommes mit frischem Perigord-Trüffel, Trüffelmayo und -öl. Mehr Trüffel geht eigentlich nicht. Ich hab jetzt schon wieder Appetit!
Bevor es mit dem eigenen Restaurant richtig losging, mussten sich Vladi und Kajo erst noch durch diverse Pommes-Buden in Belgien und Holland futtern. Mission Pommes hieß, sechs Mal am Tag eine Portion zu verputzen. Recherche muss sein, egal wie voll man ist. Ob ihnen am Ende die Pommes aus den Ohren hingen? "Es war schon anstrengend", gibt Vladi zu. Die besten Fritten haben sie bei Maison Antoine in Brüssel gegessen. Im Goldies gibt es heute quasi die gleichen Pommes wie dort, jedenfalls die Kartoffelsorte ist die gleiche.
Von einem ehemaligen Kartoffelbauern an der Grenze zu Holland beziehen die Köche ihre Pommes. "Sein ganzes Leben dreht sich um Pommes. Er bekommt eine Lieferung, schält die Kartoffeln und frittiert sie direkt", erzählt Vladi und versichert mir, dass sich nicht sein ganzes Leben um die frittierten Kartoffelstäbchen dreht. Wenn nicht die Pommes, dann gutes Essen. Deswegen ist es Vladi und Kajo auch so wichtig, alle Saucen, Dips und Toppings selbst zu machen.
Vom Ketchup bis zum fermentierten Sauerkraut, das bei der Berliner Eisbein-Variante mit raufkommt, ist bei Goldies alles hausgemacht. Klar, es werden nur die besten Produkte verwendet – so kennt man das aus der Sterneküche. Auch bei der Anrichtung und Dekoration sind Parallelen zum fine dining zu sehen. Die Mayo wird nicht einfach neben die Pommes geklatscht, sondern in kleinen Tupfern auf dem Pommesberg verteilt. Zwischen den frittierten Kartoffelscheiben soll immer noch Luft sein, damit die Pommes nicht durchweichen. Finde ich gut, die letzten labberigen Pommes, die unter Mayo und Ketchup nicht mehr zu finden ist, lasse ich nämlich sonst immer liegen. Im Goldies ist mein Teller am Ende leer. Beim Blick auf den Nachbartisch bekomme ich direkt wieder Appetit. Hier werden grad die Varianten mit sizilianischer Caponata und die Chili-Cheese-Fries gegessen.
Unbedingt probieren: Peking Ente und die Chili-Cheese-Pommes.
Veggie: Die Pommes werden in Sonnenblumenfett frittiert und sind, je nach Variante, vegetarisch. Es gibt auch eine vegane Mayo.
Preise: Kleine Portion Pommes 2,40 Euro, Mayo und Ketchup kosten 0,30 Cent. Die Pommes-Gerichte bekommt ihr für 4,20 Euro bis 7,90 Euro.
Beste Zeit: Zur Mittagspause oder abends. Pommes sind auch ein super Kateressen.
Goldies | Oranienstraße 6, 10997 Berlin | Dienstag – Sonntag: 12–22 Uhr | Mehr Info