Tattoo-Studio für die LGBTQ-Community – UNIV ERSE in Neukölln

© Kerstin Musl

Tattoos sind für alle da. Denkt man. In der Szene gibt es trotz aller Offenheit noch immer viele Probleme. Schwulenfeindliche Tätowierer zum Beispiel. Deshalb horchten wir auf, als wir von dem Tattoo-Studio des kanadischen Künstlers Brody Polinsky hörten, das vor allem ein Ort für LGBTQ-Kunden sein soll.

Der gebürtige Kanadier wohnt seit vier Jahren in Berlin und eröffnete dieses Jahr sein neues Tattoo-Studio in Neukölln. Das Studio ist von außen fast nicht zu erkennen, ein UNIV ERSE Sticker klebt an der Tür, der Name des Fashionlabels von Brody und seinem Partner Andrew J Buford. Das Studio ist groß, aber spärlich eingerichtet. Die Tapeten wurden von den Wänden rustikal entfernt und es gibt eine Menge Pflanzen – so wie es in Berliner Szeneläden heutzutage eben aussieht. Reduziert auf das Wichtigste: eine gemütliche Couch, ein Schreibtisch für Entwürfe und die Tattoo-Bank. Man fühlt sich wohl, es herrscht eine besondere Energie in diesem Raum. Als Gast bekommt man Gästeschlappen und einen Tee.

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Die Energie des Klienten bestimmt das Tattoo-Muster

Brody wirkt sehr zurückgezogen und fast ein bisschen schüchtern. Er erzählt mir von seinen Reisen, die ihn nach Berlin geführt haben. Sechs Jahre war er ununterbrochen unterwegs, in über 100 Länder. Er arbeitete immer als Tattoo-Artist und probierte viele Stile aus. Er hat von Großraum-Tattoo-Studios bis zu Tattoo-Messen alles hinter sich. Dabei entwickelte er seinen eigenen Stil, sein eigenes Muster. Seine Motive bestehen aus dicken, fast provokativen Linien. Jeder Kunde bekommt sein eigenes Muster, Brody lässt sich von deren Energie leiten, er kann nie genau sagen, was am Ende bei dem Entwurf rauskommt.

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Wir brauchen einen 'Queer Space', damit unsere Community sich offen zeigen kann.

Er möchte seinen Klientel, welches vorwiegend LGBTQ-Kunden sind, ein sicheres und tolerantes Umfeld bieten. Er selbst habe oft zu negative Sachen und Anfeidungen erlebt und möchte das seinen Kunden ersparen. "Wir brauchen einen 'Queer Space', damit unsere Community sich offen zeigen kann", ist er überzeugt. "Es ist wichtig, seinen Körper in Begleitung einer Person gestalten zu können, die versteht, worum es geht. Man kann uns im UNIV ERSE-Studio besuchen, ohne sich von der Außenwelt oder anderen Tattoo-Szenen beurteilen lassen zu müssen."

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Fairerweise sollte ergänzt werden, dass es neben Brodys Studio auch viele kleine, sehr persönliche Studios in Berlin gibt, die jeden offen und herzlich begrüßen, ohne dass man Angst vor schwulenfeindlichen Ansagen haben müsste. Die Grundidee von Brodys Studio und die feinfühlige Art haben mich aber überzeugt, ich fühlte mich gut aufgehoben und sicher.

UNIV ERSE STUDIO Thomasstraße 11, 12053 Berlin | Termin nach Vereinbarung | Mehr Infos

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