Ladenflächen sollten nicht zu Touristenunterkünften umfunktioniert werden

© Kerstin Musl

Das Leben auf der Frankfurter Allee in Höhe Frankfurter Tor ist nicht so lebendig, wie es sein könnte. Die ehemalige Stalinallee mit ihren sozialistischen Prachtbauten ist zu breit, als dass Trubel entstehen könnte. Sie ist zu weitläufig, um als Einkaufsmeile aufzublühen. Und sie ist wenig frequentiert, da die Geschäfte, die es hier bereits gibt, nicht so hip sind, wie es das Image des Bezirks zu vermitteln scheint. Dass die Situation perspektivisch nur noch schlechter wird, daran ist auch der Hotelier Philipp Stein schuld. Was ist passiert?

In den vergangenen Jahren vermietete Stein Wohnungen an Touristen über Airbnb. Als das Zweckentfremdungsverbot in Kraft trat, hielt er sich strikt daran und suchte nach einer neuen Einnahmequelle. In der Frankfurter Allee mietete er eine ehemalige Bankfiliale an und baute sie mithilfe seines Vaters, eines gelernten Architekten, in einen Mix zwischen Hostel- und Ferienwohnung um, die über kleine Wohneinheiten mit geteiltem Bad verfügen. Die Nacht kostet ab 30 Euro. Kürzlich kam mit einem ehemaligen Fahrradladen eine zweite Unterkunft hinzu. Das Geschäft scheint zu blühen. Möglich ist das, weil der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg die Umnutzung von Gewerbeeinheiten genehmigte.

Dass ausgerechnet der Bezirk, der beim Kampf gegen steigende Mieten, den Verkauf von Wohnhäusern und den Versuch, Touristen zu zähmen, am lautesten schreit, der Eindämmung des Einzelhandels Vorschub leistet, schreit nach einem Skandal. Berlin hat hunderte Hotels und Hostels – vom billigen Mehrbettzimmer bis zur luxuriösen Präsidentensuite. Es gibt also keine Not an Gästebetten.

Der Leerstand von Gewerbeimmobilien beträgt derzeit rund drei Prozent und ist damit höher als der von Wohnungen. Doch drei Prozent sind nicht viel. In der Regel werden innerstädtische Immobilien schnell neu vermietet. Im Fall der beiden ehemaligen Ladeneflächen auf der Frankfurter Allee ging es den Investoren wohl nicht schnell genug. Sie entschieden sich für Steins Konzept. So wurden die Gewerbeimmobilien dem Markt entzogen und somit dem öffentlichen Leben, das nun einmal auf der Straße stattfindet. Das ist schade und sollte nicht Vorbild für andere werden, auch wenn Stein selbst mit seiner pfiffigen Idee nicht zum Buhmann werden darf.

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