Ciao, amore! Das Splendido Magazin macht Lust auf echt italienische Küche

© SPLENDIDO

Eigentlich lese ich keine Foodblogs. Zum einen, weil ich mir dann so unangenehm unzeitgemäß vorkomme, wenn's zum Mittagessen doch wieder nur Reste mit Soße gibt und keine frischgesunde Glücklichmacherbowl. Zum anderen, weil mir genau das auf die Nerven geht: Essen als Lifestyle, die leise erhobenen Zeigefinger und die requisitenreiche Inszenierung auf einem alten Holzbrettchen, die mit allem möglichen zu tun hat, aber nicht mehr mit Liebe zum Kochen und guten Produkten. Es sind eher Serviervorschläge vom guten Leben, aber nicht vom echten und schon gar nicht von meinem. Und wie das mit Serviervorschlägen so ist: der Grat zur Albernheit ist schmaler als eine Glasnudel.

Eine Ausnahme in Sachen Foodblogs gibt es dann doch: Wenn Juri und Mercedes vom SPLENDIDO Magazin kochen, würde ich mich gerne dazusetzen. Mit ihren Gerichten und ihrer Foodfotografie stehen sie am anderen Ende der Holzbrettchenskala. Auf ihrem Blog kochen sie authentisch italienisch mit wenigen Zutaten. Pasta mit wildem Mohn, Puntarelle, Caponata – die Rezepte lesen sich klangvoll und fantastisch, obwohl man vieles davon hierzulande überhaupt nicht kennt. Man möchte sofort auf einem Markt in einem kleinen italienischen Bergdorf seinen Korb mit hutzeligem Gemüse vollstopfen, an dem noch frische Erde hängt. Die zugehörigen Fotos sind so entwaffnend schlicht, dass der Fokus automatisch dort bleibt, wo er sein soll: beim Essen.

Wir haben Juri gefragt, woher die Liebe zu Italien kommt, wie sich die SPLENDIDO-Ästhetik entwickelt hat und welche Zutaten man immer Kühlschrank haben sollte.

Caprese. © SPLENDIDO

SPLENDIDO, das habe ich gegoogelt, ist italienisch für "wunderbar". Woher kommt eure Liebe zu Italien?
Wenn man ein bisschen weitersucht, findet man sogar noch viel schönere Übersetzungen: strahlend, glänzend, funkelnd, prächtig! Alles Eigenschaften, die wir auch mit Italien verbinden. Dort findet man Begriffe wie „splendid“ oder „splendido“ oft an alten Grand Hotels und etwas abgetakelten Lokalitäten, die äußerlich schon oft Patina angesetzt haben, innerlich aber umso mehr strahlen.

Wenn man sich ernsthaft für gute Küche und Produkte interessiert, kommt man an Italien nicht vorbei. Die Leidenschaft zum Essen ist maßgeblich in der Kultur jeder einzelnen Region des Landes verwurzelt und lässt sich selbst durch jüngste Krisen nicht erschüttern. Das sieht man auch schön an den vielen jungen, neuen, interessanten Gastronomiekonzepten, die sich trotz schwieriger wirtschaftlicher Lage selbst in den kleinsten Städten etablieren. Dieses natürliche Bewusstsein für Essen entspricht auch genau unserem Werteverständnis. Für ein frisches, gut gekochtes Essen ist irgendwie trotz allem immer Zeit und Geld da.

Seid ihr Gastronomen oder Quereinsteiger? Ist das SPLENDIDO eure Hauptaufgabe?
Wir sind völlige Quereinsteiger mit einer lebenslangen Liebe zu gutem Essen. Leider ist SPLENDIDO noch nicht unsere einzige Aufgabe. Wir arbeiten aber intensiv daran, das zu ändern.

Oliven aus dem Ofen. © SPLENDIDO

Eure Rezepte sind irgendwie anders als die anderen mit oft ganz unbekannten, ursprünglichen Produkten. Wonach sucht ihr Zutaten, Zubereitungsarten und Kombinationen aus?
Eigentlich halten wir uns größtenteils sehr an klassische Zubereitungen. Die Inspiration dazu finden wir meistens, wenn wir in Italien unterwegs sind, mit Menschen reden, auf dem Markt ein uns unbekanntes Gemüse entdecken oder in einem kleinen Dorf einen noch nie zuvor gesehenen Käse probieren. Gerade die regionale Vielfalt ist in Italien extrem ausgeprägt. Was es in einem Ort gibt, kann schon im nächsten wieder völlig unbekannt sein.

Vielleicht erscheinen einige unserer Rezepte für das hiesige Verständnis der italienischen Küche zunächst ungewöhnlich, es handelt sich aber häufig um regelrechte Klassiker, die schon seit unzähligen Jahren genau so zubereitet werden. In der italienischen Küche kann man oft mit wenig Aufwand und einer Handvoll guter Grundprodukte ein wirklich außergewöhnliches Essen kochen. Dazu wollen wir unsere Leser auch anregen.

Auch eure Foodfotos sind gegenläufig zum aktuellen Trend betont clean und minimalistisch, ohne drapierte Tischtücher und rustikale Holzbrettchen. Wie habt ihr zu eurem Stil gefunden?
Die visuelle Umsetzung folgt dem gleichen Prinzip wie unsere Art zu kochen. Aufs Wesentliche reduziert, zeitlos, schlicht und unkompliziert. Außerdem soll das Essen im Vordergrund stehen und nicht irgendwelche Dekorationsartikel. Uns erschließt sich bis heute nicht, wieso sich seit Jahren jeder großstädtische Foodblogger verrostete Käsereiben und zerkratztes Porzellan in seine Küche stellt, nur damit seine Nudeln aussehen, als kämen sie vom Bauernhof.

Die andere Tomatensoße. © SPLENDIDO

Wo kann sich die deutsche Esskultur etwas von der italienischen abschauen?
Bei der Einfachheit, Selbstverständlichkeit und dem außerordentlichem Qualitätsbewusstsein, ohne dabei versnobt oder arrogant zu sein. Außerdem wird in Deutschland wahnsinnig viel mit minderwertigem Fett gekocht, selbst wenn Olivenöl benutzt wird. Wer einmal wirklich frisches Olivenöl benutzt hat, wird nie wieder etwas anderes essen wollen.

Welche Produkte verwendet ihr jetzt im Winter besonders gern?
Im Winter gibt es tolle Kohlsorten, zum Beispiel den Schwarzkohl, der jetzt auch in Deutschland immer mehr angebaut wird. Außerdem Wurzelgemüse, Spinat, Löwenzahn und andere Bittersalate. Aus Italien kommen jetzt die ersten Artischocken, die um diese Jahreszeit unglaublich aromatisch und intensiv schmecken. Außerdem leisten wir uns gerne ein Stück guten Trüffel. Das dann aber lieber selten und dafür eine ordentliche Knolle als öfter und dann eine dann doch unbefriedigende Menge. Wer sie findet, sollte sich unbedingt auch mal an die Karde herantrauen. Dieses Gemüsemonstrum macht zwar viel Arbeit und ist schwer zu finden, der Geschmack entlohnt aber alle Mühen.

Welche drei Zutaten habt ihr immer im Kühlschrank?
Parmesan, Knoblauch, Butter. Daraus kann man schon ein ordentliches Mittagessen machen.

Paccheri con fave e zafferano. © SPLENDIDO

Wo findet ihr Inspiration und welche Blogs, Magazine oder Kochbücher könnt ihr selbst empfehlen?
Zum Beispiel bei Marcella Hazans „Die klassische italienische Küche“. Das Standardwerk bei jeglichen Fragen zur italienischen Küche. Kommt ohne ein Foto aus und liest sich wie ein Roman. Oder Massimo Botturas „Vieni in Italia con me“. Kein Kochbuch im eigentlichen Sinne, eher eine Mischung aus Kunstkatalog und Fotoausstellung, aber wunderschön um zu sehen, was man mit Küche alles machen kann.

Bei den Blogs mögen wir Anonyme Köche: Claudio del Principe kocht seit Jahren modern, italienisch, inspirierend. Im Gegensatz zu vielen anderen Foodbloggern ist er nicht nur ein sicherlich fantastischer Koch, sondern auch ein sehr begnadeter Autor. Auf La mia cucina lieben wir vor allem die Pastarezepte. Und auf Reporter Gourmet zeigen oft die größten Köche der Welt in Videos oder Texten ihre besten Rezepte. Hochprofessionell und wahnsinnig inspirierend.

Grazie mille, Juri!

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