ARTVERGNÜGEN #104 – Unsere 11 Kunsttipps für den Februar

Optimismus berechtigt: Die Kunst tritt wieder aufs Gas! Wir haben den Januar überstanden! Einige wirklich große Namen – von A wie Kader Attia bis Y wie Aaron Young – und diverse talentierte aufstrebende Sterne belohnen den Schritt vor die Tür. Grau wird es da nicht lange bleiben.

© Otto Felber, Berlin, EIGEN + ART Lab

1
Charlotte Dualé "Die Putze"

Wer umbaut, wirft auch gleich weg und wischt bei der Gelegenheit noch eben durch. Das dachte sich auch das EIGEN+ART LAB und holte sich zum Neustart nach Renovierung die Ausstellung "Die Putze" ins Haus. Die verantwortliche Künstlerin Charlotte Dualé hat die Arbeit mit den Materialien Keramik und Porzellan perfektioniert. Ihre Skulpturen faszinieren mit unperfekten Formen, welche aussehen, als seien sie aus Gummi – ihre Hochglanzglasur allerdings ist makellos. Ein Gegensatz von faszinierender Schönheit.

  • Eigen + Art Lab Torstraße , 10115
  • 09. Februar – 08. April 2017, Dienstag – Freitag: 14–18 Uhr, Samstag: 11–18 Uhr | Eröffnung 9. Februar, 17–21 Uhr. Afterparty ab 21 Uhr in der Bar Larry, Chausseestraße 131
© Cédric von Niederhäuser

2
Buchlaunch "N.Y. Edited Identity"

Ein Bild unterstreicht das geschriebene Wort, ergänzt es oder macht es überflüssig. Seine Auswahl ist ein künstlerischer Akt. Mehrfach haben wir die Fotoausstellungen der Ostkreuzschule angepriesen, aber bis heute nie die Projekte der Bildredaktionsklasse. Bis heute. Die Schüler beschließen ihre Ausbildung mit einem gemeinsam kuratierten Band – dem sechsten in der Serie "New York Edited" – mit Bildern des International Center of Photography (ICP), New York. Ein Buch über Menschen, ihr Leben, Liebe, Mut, Angst und Hoffnung.

Isaac Julien "True North", 2004 © Thea Barkhoff

3
"Jaguars and Electric Eels" bei Julia Stoschek Collection

Angeblich leben wir im Anthropozän-Zeitalter  – der Mensch forme die Natur. Die Ausstellung “Jaguars and Electric Eels” nimmt da eine Gegenposition ein: die Natur hole sich ihren Raum zurück. Jene Perspektive und den Titel leiht sich die zweite Ausstellung der Julia Stoschek Collection Berlin vom großen Alexander von Humboldt. Für das Video “Koe” (2015) filmte Cyprien Gaillard Papageien, die, geleitet von der Schaufensterbeleuchtung der Düsseldorfer Schlendermeile Kö, zwischen sterilen Hochhäusern ihre Kreise ziehen. In Kader Attias Video imitieren Zoovögel die Geräusche der Zivilisation – von Kameraauslöser bis Baumsäge. Irgendwie zum Heulen.  

© Chto Delat

4
Chto Delat "On the Possibility of Light"

Bei Chto Delat ("Was tun?") handelt es sich um ein 2003 in St. Petersburg gegründetes Kollektiv von Künstlern, Philosophen, Autoren und Kritikern, das Politik, Kunst und Aktivismus verschmelzen lässt. In der Ausstellung “On the Possibility of Light” geht es um eben jene Arbeit in politisch unruhigen und für die künstlerische Freiheit bedrohlichen Zeiten. Denn trotz dieser schwierigen Bedingungen gibt es auch immer wieder Lichter, die aufleuchten, in Form von unerwarteter Unterstützung und Hoffnung, man muss sie nur zulassen. 

"Waldsteig (für Adalbert Stifter)" 2015-2016 © Anselm Kiefer

5
Anselm Kiefer – Galerie Bastian

Anselm Kiefer gehört ohne Frage zu den größten deutschen Künstlern der Gegenwart. Es ist fast unmöglich, sich dem Bann seiner großformatigen Arbeiten zu entziehen. Wer eine Auszeit von den trüben Tagen braucht, sollte sich umrahmt von Chipperfield-Architektur seine in den letzten beiden Jahren entstandenen Bilder ansehen, bei der Themen aus der Literatur in Malerei übertragen wurden. Poetischer wird es heute nicht mehr.

Still aus „Anahí’s Room“ © Nordwind 


6
Amos Gitai "The Law of the Pursuer"

Am 4. November 1995 wurde der israelische Premierminister Yitzhak Rabin erschossen. Seitdem sammelt Amos Gitai umfangreiches Foto- und Bildmaterial zum Fall, das er nun erstmalig im Rahmen des Forum Expanded der 67. Berlinale bei SAVVY zeigt. Eine neu beauftragte Videoinstallation wirft zudem den Blick über den Einzelfall hinaus auf den heutigen Status der Demokratie und richtet die Aufmerksamkeit auf eine neue Art des politischen Extremismus. Beispiele liefert die Welt ja gerade genug.

© Sailstorfer "Hitzefrei"

7
Michael Sailstorfer "Hitzefrei"

Anlässlich des Berliner Gallery Weekend 2016 bat die Modemarke COS Michael Sailstorfer zur Kooperation. Dieser popkulturelle Akt hat den gebürtigen Bayer endgültig zu einem der angesagtesten Stars der derzeitigen Kunstszene geadelt. Seine meist skulpturalen Arbeiten verpacken schwere gesellschaftliche Themen in eine ebenso simple wie spektakuläre Form; so elegant wie eine COS-Klamotte. Ein viraler Hit war zuletzt sein Popcorn-Automat im Boros Bunker. Bei Johann König erschafft er nun mit “Hitzefrei” ein PS-starkes Kraftwerk.

© A/A, A / Array F 16, 2017, [3D model]

8
Andreas Greiner und Armin Keplinger "Golden Gates"

A / A, das steht für Andreas Greiner und Armin Keplinger, die mit GOLDEN GATES ihre erste Einzelschau als Künstlerduo zeigen. Als Thema haben sie die Schönheit des Fortschritts gewählt: Fast wie in einem kleinem Zukunftslabor lernt Wasser das Schweben, Metall wird flüssig und Wasserfälle werden eingefroren. Doch auch die zerstörerische Potenz hinter diesen Techniken und Materialien scheint durch und zeigt uns damit, dass auch in diesem Bereich die Zukunft vor allem eines bleibt: ungewiss.

 © Cindy Sherman

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Cindy Sherman bei Sprüth Magers

Noch ein Schwergewicht der zeitgenössischen Kunst erhellt uns den Winter: Die Königin der Verkleidung, Cindy Sherman. Die Künstlerin, die sich vorrangig mit der Darstellung von Frauen beschäftigt, in dem sie selbst in jene Rollen schlüpft, inszeniert sich diesmal als Schauspielerinnen der goldenen Zeiten des Hollywood-Kinos. Trotz dicken Make-ups erkennt man die Verletzlichkeit und das Bröckeln hinter der Maschinerie, so sehr, dass es fast weh tut hinzusehen.

10
Watched! Surveillance Art & Photography

Überwachung – ein Thema, das uns alle angeht und aktuell für ordentlich Zündstoff in den Medien sorgt. Doch Überwachung bedeutet nicht nur Kontrolle, es ist noch so viel mehr. Die Hasselblad Foundation initiierte ein Projekt zu diesem Thema, vor allem in seiner Wirkung in Kunst und Fotografie. Und was können uns zeitgenössische Kunst und Medientheorie für ein besseres Verständnis der modernen Überwachungsgessellschaft beitragen?  Eine Besonderheit: Im Museum für Fotografie und der Kunstbibliothek der Staatlichen Museen zu Berlin werden zeitgleich thematisch dazu passende Ausstellungen zu sehen sein.
© Gary Schlingheider "30mm" 

11
Meisterschüler- und Absolventenausstellung

Noch junge, vom Kunstmarkt unversaute Talente präsentieren sich bei der Meisterschüler- und Absolventenschauen. Immer wieder sind sie ein Anlass, neue Gedanken und Stile zu entdecken. Klebt dort schon mal eure roten Punkte, ehe der Preis zu heiß wird.

  • Universität der Künste Hardenbergstraße 33, 10623 Berlin
  • Eröffnung: 15. Februar 2017, 18 Uhr | 16.–21. Februar | Montag – Samstag: 10–18 Uhr | Quergalerie & Raum 222

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