Abitur für Rebellen – Dieser Film zeigt eine besondere Schule in Kreuzberg
In Berlin gibt es rund 3000 Schulabbrecher pro Jahr. Das deutsche Bildungssystem steht seit dem schlechten Abschneiden bei den PISA-Studien in harscher Kritik. Und fast jeder kann aus seiner eigenen Schulzeit Geschichten von Mitschülern erzählen, die unter Leistungsdruck, Mobbing oder privaten Problemen in der Schule vor allem eins hatten: eine beschissene Zeit, schlechte Noten und wenig Zukunftshoffnung.
Eine Schule ohne Noten
Aber es gibt Hoffnung. In Kreuzberg steht die Schule für Erwachsenenbildung, kurz SFE, als Beispiel für unkonventionelle Wege zum erfolgreichen Schulabschluss. Diese besondere Schule wird nun in einem Dokumentarfilm porträtiert – von einem ehemaligen Absolventen. Berlin Rebel High School heißt er und er kommt am 11.05.2017 in die Kinos. Der Dokumentarfilmer Alexander Kleider hat hier 2000 selbst sein Abitur gemacht – nicht mit Einserabschluss, aber mit einer Menge Spaß.
Der steht an der SFE im Vordergrund. Die Schüler, die hier entweder die mittlere Reife oder das Abitur machen können, kommen aus ganz verschiedenen Hintergründen, aber sie haben eine Gemeinsamkeit: An "normalen" Schulen waren sie nicht richtig aufgehoben, aber sie wollten ihrem Leben eine Wendung geben. Sie waren laut, rebellisch, haben viele Fehlzeiten, sind wegen schlechter Noten oder sozialen Schwierigkeiten von der Schule geflogen. Aber sie alle wollen lernen, haben Ziele und Träume, für die ein Schulabschluss notwendig ist.
Keine Pausenbank für Hängenbleiber
Den bekommen sie hier – und erfahren bei diesem privaten Schulprojekt auch, was es bedeutet, in Gemeinschaft, mit Spaß zu lernen, Eigenverantwortung zu übernehmen und hart zu arbeiten. Aus Lust am Lernen und mit natürlichem Ehrgeiz, nicht aus Zwang, Druck oder Angst vor schlechten Noten. Die gibt's hier ohnehin nicht, genauso wenig wie einen Direktor oder Fachbereichsleiter. Lehrer gibt es natürlich, aber alles wird basisdemokratisch entschieden und auch die Schüler übernehmen den Unterricht in eigenen Schulstunden. Der Umgang ist vertrauensvoll und fußt auf gegenseitigem Respekt, aber eine gemütliche Pausenbank für Hängenbleiber ist die SFE nicht – Strukturiertheit und starker Willen stehen auf dem Lehrplan, zwischen den Zeilen.
Alexander Kleider hat mit seinem Filmteam zwei Jahre lang den Schulalltag begleiten dürfen, v0n 2013 bis 2015. Schüler und Lehrer, Höhen und Tiefen, Erfolge und auch die ein oder andere Niederlage. Der Film wurde schon für den Deutschen Filmpreis nominiert und hat beim Austin Filmfestival den Publikumspreis abgeräumt. Ein lohnenswerter Film, der zeigt, wie viel Kraft und Lebensenergie zwischenmenschliches Vertrauen und gemeinsame Ziele in Menschen entfachen kann. Ab morgen könnt ihr ihn zum Beispiel im Kino International, im Delphi Filmpalast oder im Yorck Kino sehen. Die genauen Spielzeiten findet ihr hier.
Ilona Hartmann