Ab sofort können Homosexuelle Blut spenden, aber nur wenn sie enthaltsam leben

© Daliah Hoffmann-Konieczka

Wer als Mann jemals mit einem anderen Mann geschlafen hat, war in Deutschland bisher kategorisch und ziemlich diskriminierend vom Blutspenden ausgeschlossen. Bedenkt man, dass täglich 15.000 Blutspenden benötigt werden, ist das dazu noch ein ziemlich leichtfertiges Ausschlusskriterium. Jetzt wird diese Regelung zwar gelockert, allerdings zu einem sehr hohen Preis – nämlich Enthaltsamkeit.

Künftig dürfen Personen, die zur Risikogruppe zählen – also ein erhöhtes Risiko für die Übertragung von durch Blut übertragbaren Krankheiten haben – zwar Blutspenden, aber nur, wenn sie vor der Spende 12 Monate sexuell inaktiv waren. Nicht nur homosexuell aktive Männer zählen zu dieser Gruppe, auch für Transexuelle mit "sexuellem Risikoverhalten", Personen mit häufig wechselnden Sexualpartnern sowie männliche und weibliche Sexarbeiter gilt diese Regelung.

Und obwohl die Lockerung erstmal ein gutes Zeichen ist, erscheint die 12-monatige Enthaltsamkeit etwas wahl- und haltlos, denn auch wenn statistisch gesehen etwa zwei Drittel aller mit HIV Neuinfizierten homosexuell aktive Männer sind, gibt es mittlerweise Tests, die eine Infizierung bereits nach 2 bis 6 Wochen feststellen können, somit eine Enthaltsamkeit von einem Jahr kaum rechtfertigt und jene Menschen weiterhin ausgegrenzt und stigmatisiert. In England und Schottland beispielsweise soll es für Personen, die zur Risikogruppe gehören, ab 2018 eine Karenzzeit von drei Monaten geben. Diese Frist könnten und würden einige vielleichz auch einhalten, aber wer bitte lebt ein komplettes Jahr enthaltsam, "nur" um Blutspenden zu dürfen?

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