11 alteingesessene Traditionsläden, die der Gentrifizierung trotzen

Während sich ihre Umgebung in rasender Geschwindigkeit verändert, Läden und Menschen ein- und wieder ausziehen, sind sie der Fels in der Brandung, dem keiner etwas anhaben kann. Gemeint sind Hobbyshops, die zwar kaum Laufkundschaft ansprechen, dafür aber treue Stammkunden haben, die aus der gesamten Stadt nur für diesen einen speziellen Laden anreisen. Das Geheimnis liegt im Service: gute Beratung, ein bisschen Fachsimpelei, der ein oder andere Geheimtipp, das Ganze garniert mit jeder Menge Auswahl an ganz speziellen Dingen, die es mitunter nicht einmal im Internet zu bestellen gibt. Wir haben eine Liste mit den besten und traditionsreichsten Hobbyshops zusammengestellt – als Ehrung, aber auch als Inspiration für all jene, die gerne etwas Neues ausprobieren wollen. Viel Spaß beim Nähen, Plattensammeln und Zusammenstecken von Modellbahnen.

© Max Müller

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Maden am Automaten vom Angelhaus Koss ziehen

Wer die Gentrifizierung einer Gegend quasi live miterleben will, sollte den Sprengelkiez besuchen. Zwischen S- und U-Bahnhof Wedding und Leopoldplatz findet sich all das, was Investoren suchen: verbrauchte Altbauhäuser mit guter Substanz, Kiezläden, Fläche zum Erholen und Flanieren. Traditionsunternehmen fällt es zunehmend schwer, sich gegen die jungen, urbanen Shopbesitzer zu behaupten. An vorderster Front gegen den Wandel kämpft das Angelhaus Koss, das nicht nur alles bietet, was das Anglerherz begehrt, sondern auch ein Kuriosum vorzuweisen hat: Am Wochenende und nach Feierabend können Angler, die spontan an der Spree fischen wollen, ihre Maden am Automaten ziehen. Und das für einen günstigen Groschen.

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2
Durch Klassikschallplatten störbern und Café genießen bei Horenstein

Das Horenstein ist ein eher unscheinbarer Laden, an dem man unter Umständen einfach vorbeiläuft. Aber ein Schritt hinein lohnt sich, denn hier findet sich eine hervorragende Sammlung von Klassik- und einigen Jazzplatten, durch die man sich stundenlang durchstöbern und -hören kann. Im schmucken 50er-Jahre-Ambiente fühlt man sich hier wie in eine andere Zeit versetzt. Kaffee und Kuchen gibt's auch noch.

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3
Fische füttern in der Zoohandlung Ueberschär

Auf der Torstraße wechseln die Läden gefühlt wöchentlich: Hier ein neuer Italiener, da ein neuer Vietnamese, heute noch eine Boutique für Umstandsmode, morgen für Sextoys – der Kurzlebigkeit sind keine Grenzen gesetzt. Völlig unbeeindruckt von ihrer Umgebung verhält sich die Zoohandlung Ueberschär. Seit Jahren schon sieht das Schaufenster des kleinen Tierladens, der Fische, Kaninchen, Mäuse und natürlich jede Menge Futter anbietet, unverändert aus. Eine Zeitreise zu dem Moment, an dem das Oberholz noch in den Windeln lag.

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4
Frank & Meyer bauen sogar selbst Holzblasinstrumente

Wie aus einem Holzblock und etwas Metall ein Instrument entsteht, das von den bekanntesten Musikern der Welt etwa in der Berliner Philharmonie gespielt wird, kann man in Frank & Meyers Holzblasinstrumentenwerkstatt beobachten. In der unteren Etage der Pankower Villa befindet sich der Ausstellungsraum, der Fagotte, Oboen, Flöten und Saxophone beherbergt und von Frank Meyer betreut wird. Unterm Dach sitzen Ludwig Frank und sein Team, die nicht nur Neuinstrumente bauen, sondern auch Reparaturen annehmen.

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5
In Michas Bahnhof rangieren Modelleisenbahnen

Wer sagt, Modellbahnen wären out? In Michas Bahnhof lebt die Tradition der Miniaturschienen und -bahnen fort. Unweit des KaDeWe gibt es alles, was das Sammlerherz begehrt. Trainspotter können dort die Züge bewundern, die sonst in den entferntesten Ländern unterwegs sind, sowie manche Rarität entdecken, die sie schon immer gesucht haben.

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6
Das Familienunternehmen Espe bietet Kurzwaren, Stoffe und Reißverschlüsse

Kurzwaren ist ja eins der schöneren deutschen Wörter, leider aber auch eins, das am Aussterben ist. Welcher Jugendliche könnte heute noch etwas damit anfangen? Das war zu der Zeit, als Egon Espe im Jahr 1950 seinen Stoffwarenladen eröffnete, noch ganz anders. Und immerhin: Das Wilmersdorfer Geschäft hat sich gehalten und wird nun in dritter Generation betrieben. Wer sich am Nähen erfreut, weiß, wie Stoffe geschickt miteinander verbunden werden und sogar Reißverschlüsse austauschen kann, wird hier das nötige Material für alle anfallenden Änderungen finden.

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7
In Koschels Schreibwarengeschäft finden Bastelprofis ihre Arbeitsmaterialien

Wo findet man in dieser Stadt noch eine große Auswahl an Tintenflakons? Zumindest in Mitte nirgends mehr wirklich, außer vielleicht bei Koschel. Das Traditionsunternehmen ist sowohl in der Invalidenstraße als auch in der Friedrichstraße vertreten, und bietet neben Büromaterialien auch alles für Kalligraphie- oder Bastelprofis. Zudem findet sich hier alles, was ein Kind im Schulalter braucht – von der Zuckertüte bis hin zur Federtasche.

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8
Ein letztes Mal Briefmarken bei Norbert Mankiewicz kaufen

Gut, machen wir uns nichts vor. Das Briefmarken-Sammeln ist wahrscheinlich noch eher vom Aussterben bedroht als das Handeln mit Modelleisenbahnen. Das ist wohl auch dem Untergang des Postwesens zuzuschreiben. Wer schreibt heute noch Ansichtskarten, geschweige denn Briefe? Wenn der Postbote kommt, dann meist nur, um unsere Internet-Bestellungen abzugeben. Leider trifft das harte Los nun auch Norbert Mankiewicz Briefmarkenladen, der zum Jahresende schließen muss.

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9
Das Schmuck- und Perlenparadies TUKADU erkunden

Man kann sich natürlich eine fertige Kette kaufen. Man kann sich aber auch selbst eine zusammenstecken. Die nötigen Perlen hierfür finden sich im TUKADU, einem bunten Laden mit Tausenden Perlen. Hier werden Kinder und Erwachsene, Schmucksammler und Bling-Bling-Liebhaber glücklich. Einfach reingehen und von den Farben verzaubern lassen.

© Tante Lisbeth | Facebook

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Kegeln in der Kugelbar Berlin

Früher war die Kindergeburtstagsfeier auf der Kegelbahn das Größte. Und „Alle Neune“ etwas ganz besonderes. Dann eröffneten die ersten Bowling-Bahnen. Plötzlich konnte quasi jeder „Strikes“ werfen, wie langweilig. Auf der Bahn der Weddinger Kugelbar könnt ihr allerdings kegeln wie früher. Inklusive muffigem Geruch, schummerigem Licht und Kegeln, die sich nicht beim ersten Mal wieder richtig aufstellen wollen. Und das Beste: In der dazugehörigen Bar kann man leckeres Zielwasser bestellen! Eine Reservierung zum Kegeln ist ratsam.

© Stille Ecken in Berlin

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Im Kochbuch-Antiquariat Bibliotheca-Culinaria nach Rezepten suchen

Ein Paradies für alle Hobby-Köche ist die Bibliotheca-Culinaria, das größte deutsche Kochbuch-Antiquariat mit über 15.000 Kochbüchern. Bestückt bis unter die Decke findet man alles rund um das Thema Kochen, Essen und Genießen. Außerdem sind im Laden allerhand historische Kochbücher zu finden – eines der ältesten Bücher stammt aus dem Jahr 1731. In diesem kuriosen Laden lässt es sich wirklich stundenlang stöbern.

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