Matze Hielscher Was passiert, wenn ein Berliner Restaurant keine AfD-Anhänger bedienen will?
Die Berliner Edelstube "Nobelhart & Schmutzig" hat letzte Woche einen neuen Aufkleber an die Eingangstür angebracht. Darauf wurde die Facebook-Seite im Sturm genommen.
Auf der Facebook-Seite tobt ein Krieg der Sterne. Auf der einen Seite die, die nicht nachvollziehen wollen, dass sich Billy Wagner und sein Team gegen die AfD aussprechen. Sie bewerfen das Restaurant mit 1-Stern-Kritiken.
Auf der anderen Seite die Befürworter der Aufkleber-Aktion. Die reagieren mit 5-Sterne-Kritiken und das sieht dann so aus:
Das Essen rückt in den Hintergrund, Politik wird zum Hauptgang und zu einem Krieg der Sternebewertungen.
Restaurantbetreiber Billy Wagner im Kurzinterview
Mittlerweile gibt es über fast 2000 Bewertungen zum Nobelhart & Schmutzig und entweder handelt es sich um Beleidigung oder Solidarität, um das Essen geht es eigentlich nicht wirklich. Wie betrachtest du das als Restaurantbesitzer?
Gelassen, da wir bis Ende Dezember ausgebucht sind. Das Telefon klingelt weiterhin mit Anfragen und ich muss trotzdem zu viele Emails mit Anfragen beantworten.
Hattest du kurz Angst, als du gemerkt hast, dass AfD-Anhänger dich jetzt mit 1-Sternkritiken bewerfen?
Nein, weil es Solidarität gibt und die Mehrheit uns jetzt 5 Sterne gegeben hat. Und selbst wenn: Unser Speiselokal beruht nicht auf dem Kontakt Tripadvisor, Yelp oder Facebook-Bewertungen.
Wie waren die letzten Abende im Nobelhart & Schmutzig? Hat sich die Diskussion auch ins Restaurant übertragen?
So wie immer. Es wurde viel getrunken und die Leute sind zufrieden nach Hause gegangen. Kein Gast hat etwas dazu gesagt.
Bist du offline auch mit AfD-Anhängern in Berührung gekommen?
Ich lebe in der Kreuzbergeer, Markthalle Neun, Kater Blau Blase! Nö. Ich denke, ich kenne niemanden der so denkt. Finde es aber erschreckend, wenn Menschen sich so verunsichern lassen und so viel Angst haben.
Ist okay für dich, dass man das Nobelhart & Schmutzig gerade nicht mehr mit Essen in Verbindung, sondern mit einem Aufkleber bringt?
Wir stehen für Freiheit und die Möglichkeit anders zu sein. Weil wir es eben auch sind. Wir machen eine andere Gastronomie. Dass ich das gemacht habe, hat mit meiner Erziehung und meinem Lebensweg zu tun. Von 2002 bis 2003 habe ich mit ASF (Aktion Sühnezeichen Friedensdienst) in Chicago bei der meinen Zivildienst gemacht. Dort habe ich mit vielen Zeitzeugen gesprochen. Ich spüre eine Stimmung, dass es Zeit wird, das sich jeder an die Nase greifen muss und etwas tun muss. Ich auf diesem und andere auf einem anderen Weg.
