Unsere 11 Lieblingsbücher über Berlin
Durchfeierte Nächte im Berlin der Weimarer Republik, verliebte Spione in der DDR oder die Kreuzberger Kunstszene im Schatten der Mauer: Berlin hat Schriftsteller schon immer zu spannenden, tragischen oder absurden Geschichten inspiriert. Wir präsentieren euch die elf besten Bücher über Berlin.
1. Irmgard Keun – "Das kunstseidene Mädchen"
Die 18-jährige Doris träumt im Berlin der frühen Dreißiger davon, berühmt zu werden, und hangelt sich in den Cafés und Bars rund um den Ku'damm von einem Mann zum nächsten. 1933 wurde Keuns wunderschöne, tragikomische Liebeserklärung an die Großstadt im Schatten der Apokalypse von den Nazis verbrannt.
2. Sven Regener – "Der kleine Bruder"
Gerade erst den Fängen der Bundeswehr entkommen, macht sich Frank Lehmann im dritten und vielleicht besten Teil von Regeners Trilogie auf den Weg nach West-Berlin und anschließend auf die Suche nach seinem verschwundenen Bruder Freddie. Auf der Suche verschlägt es Frank auf Punk-Konzerte und Avantgarde-Happenings, in griechische Imbisse, Galerien und Kreuzberger Eckkneipen, in denen jede Menge Schultheiss getrunken und noch mehr herrlicher Blödsinn geredet wird.
3. Felix Denk und Sven von Thülen – "Der Klang der Familie"
Selten sind Sachbücher so spannend wie Denk und von Thülens Porträt der Berliner Technoszene der frühen Neunziger, als in Clubs wie dem 90 Grad oder dem Tresor der Grundstein für eine Party-Kultur gelegt wurde, die heute Touristen aus aller Welt anzieht. Auf gut 420 Seiten kommen hier ausschließlich Musiker, DJs, Clubbetreiber und Gäste zu Wort, deren Erinnerungen dem Leser einen Einblick in eine Ära ermöglichen, in der sich verlassene Fabrikhallen in Tempel des Hedonismus verwandelten und eine Zeitlang Anarchie herrschte.
4. Christopher Isherwood – "Goodbye to Berlin"
Ein junger Engländer flieht vor seinem konservativen Elternhaus nach Berlin, gibt tagsüber gelangweilten höheren Töchtern Englischstunden und genießt nachts seine neugewonnene sexuelle Freiheit in den Schwulenclubs der Stadt. Isherwoods autobiographischer Roman hat auch mehr als 70 Jahre nach seinem Erscheinen nichts von seiner Aktualität eingebüßt und ist absolute Pflichtlektüre für jeden (Neu-)Berliner.
5. Jenny Erpenbeck – "Gehen, ging, gegangen"
Seit Monaten beschäftigt die deutschen Medien kein Thema mehr als die aktuelle Flüchtlingssituation. Das Protestcamp, das 2013 auf dem Oranienplatz in Kreuzberg entstand und ein Jahr später geräumt wurde, ist dagegen inzwischen in Vergessenheit geraten. In Jenny Erpenbecks neuestem Roman kommen die Flüchtlinge vom Oranienplatz jetzt noch einmal zu Wort.
6. Hans Fallada – "Jeder stirbt für sich allein"
Höchstwahrscheinlich gibt es angenehmere Lektüren als Falladas Geschichte über ein Berliner Ehepaar, das nach dem Tod des Sohnes an der Front dem Widerstand gegen Hitler beitritt und Flugblätter in den Treppenhäusern der umliegenden Mietskasernen verteilt. Andererseits gibt es wohl auch kein spannenderes und authentischeres Buch über die Stadt und seine Bewohner während des Zweiten Weltkriegs.
7. Ian McEwan – "Unschuldige"
Ein junger Fernmeldetechniker soll für den britischen Geheimdienst im Berlin der frühen 1950er die Sowjets ausspionieren und gerät dabei zwischen die Fronten des Kalten Krieges. Dass er sich nebenbei auch noch unsterblich in eine Deutsche verliebt und in einen Mordfall verwickelt wird, macht die Situation für ihn nicht unbedingt leichter.
8. Alfred Döblin – "Berlin Alexanderplatz"
Der Ex-Knacki Franz Biberkopf findet nicht zurück in die Gesellschaft und lässt sich immer wieder auf krumme Geschäfte und die kriminelle Halbwelt der Großstadt ein. Döblins Klassiker hat Berlin seinen Platz in der Weltliteratur zu verdanken.
9. Jonathan Franzen – "Purity"
Franzen hat wie kein anderer moderner Schriftsteller ein Händchen für unsympathische und doch faszinierende Charaktere. Sein neuester Roman-Held Andreas Wolf ist da keine Ausnahme. Wolf wächst als Bonzen-Sohn in Ost-Berlin auf, wird aus Langeweile zum Dissidenten und nutzt seine Stelle als Seelsorger für sozial benachteiligte Jugendliche dafür, mit so vielen Minderjährigen wie möglich zu schlafen. Später wird er als Whistleblower berühmt und setzt sich nach Südamerika ab.
10. Erich Kästner – "Emil und die Detektive"
Emil fährt zum ersten Mal nach Berlin und wird schon auf dem Weg dorthin vom diebischen Herrn Grundeis um 140 Mark erleichtert, die eigentlich für seine Berliner Großmutter bestimmt waren. Zusammen mit seiner Cousine Pony Hütchen und jeder Menge neuer Freunde geht Emil in der Stadt auf Verbrecherjagd.
11. Tobias Rüther – "Helden"
Ende der 1970er flüchtete sich David Bowie in die Anonymität des grauen und unglamourösen West-Berlins. Seine gut anderthalb Jahre in Schöneberg verbrachte Bowie damit, mit Iggy Pop im "Dschungel" rumzuhängen, von den goldenen Zwanzigern zu träumen und ganze drei Alben zu produzieren. Rüther beschreibt in seinem Buch nicht nur Bowies Alltag in Berlin, sondern geht auch der Faszination auf den Grund, die die Stadt seit jeher auf Künstler auszuüben scheint.
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Titelfoto: © Ermin Celicovic, Bücher: kinderundjugendmedien.de, Suhrkamp, Fischer Verlage, Randomhouse, wikipedia.org, Roger & Bernard