Schluss mit den nackten Knöcheln! Wir sollten wieder mehr Socken zeigen

© Hella Wittenberg

Heute morgen bin ich wieder Stadtmitte umgestiegen. Von der U2 in die U6. Das ist eine ganz schöne Strecke. Die Unterführung ist ewig lang. Vor mir lief die gesamte Zeit ein Typ mit Herschel-Rucksack, XL-Parka und einer mehrmals umgeschlagenen Skinny Jeans. Ich hatte viel Zeit, ihn mir genau anzuschauen, wie er da so mit seinen schwarzen Hochglanz-Loafers vor mir her spazierte. Gut sah er aus. Nur sein Gang war irgendwie schräg. Etwas humpelig. Beim U6-Bahnsteig angekommen, fiel es mir dann auf: Am rechten Hacken hatte er eine Schürfwunde. Und bei jedem Schritt schob sich der Schuh wieder dagegen. Kein Pflaster zwischen der blutigen Stelle und dem unnachgiebigen Leder. Und natürlich keinen Socken. Aua.

Ich finde, das muss nicht sein. Ich bin sogar dagegen. Lasst uns aufhören, all die schönen Sockenpaare zu verschmähen, die die Welt zu bieten hat. Lasst den No-Socks-Hype endlich verschwinden. Wieso tun wir uns dieses Nackedeisein auf Knöchelhöhe selbst in den kalten Monaten an? Klar, als ich mich im vergangenen Winter durch Kopenhagen bibberte, sah ich diesen Style zuhauf. Oben hübsch eingemummelt, so dass gerade mal die blasse Nasenspitze herausguckte, und unten ohne. Also quasi. Aber ich habe bisher noch nicht gehört, dass jemand vor Entzückung sagte: „Ich finde die Form und Farbe deiner Knöchel so wunderbar. Können wir mal zusammen einen Kaffee trinken gehen, mal schauen, vielleicht wird ja mehr daraus?!“

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Also los, traut euch, geht raus, kauft Socken! Und ich meine nicht diese fiesen kleinen Dinger namens Sneakersocken. Die sind nur zu einem Zweck erschaffen worden: Sie sollen euch das Leben schwer machen. Euch foltern. Schließlich sitzen diese Füßlinge nie an der richtigen Stelle und rutschen wie ein paar unruhige Zweitklässler im Schuh umher. Nein, ich meine die wollenen Teile, die sogar bis über die Knöchel hinausgehen. Manchmal sogar weit, weit darüber hinaus – bis zum Knie. Und jetzt bitte nicht so ein paar grauschwarze, ausgewaschene Socken vor Augen haben. Hier ist jetzt echt Fantasie gefragt.

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A post shared by Sock Supply (@mysocksupply) on

Zeig' mir deine Socken und ich sag dir, wer du bist

Ich denke da an Glitzer, an Paare mit dem Gesicht von Kanye West drauf, an Punkte, Ringelsöckchen und Katzen. Neulich sah ich in einem Onlineshop für ungefähr fünf Euro sogar ein blaues Pärchen mit athletisch schwimmenden Menschen darauf. Ach, oder wenn ich nur an die Söckchen mit den Hunden, die ihre Herrchen Gassi führen, denke – herrlich! Du dachtest, dein Musikgeschmack sagt, wer du bist? Ein gut durchdachtes Paar Socken tut es auch. Sie sind ein Statement. Ein Tupfer Senfgelb über den Schuhen gibt dem schlichten Look einen nerdy Touch. Weiß, etwas gerüscht, lässt alles etwas mehr preppy wirken. Seidenes macht dich noch eleganter, als du eh schon bist.

Aber eigentlich geht alles. Und gerade im Winter, wenn eh alles Grau in Grau ist, machen Socken das Leben besser. Ich will sogar meinen, dass man auf ein schönes Paar eher angesprochen wird als auf nackte Knöchel. Ich ziehe das jedenfalls weiter durch. So friere ich wenigstens nicht und auch wenn mich nach und nach meine drei Winterpullis zu langweilen drohen, kann mich mein Blick in die gut gefüllte Sockenschublade beglücken.

© Hella Wittenberg
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