Getestet: Ist Bumble das bessere Tinder für Frauen?

Hand aufs Herz, jeder kennt Tinder. Egal ob aktiv oder "nur mal bei Freunden geschaut", das Scheibenwischerprinzip der App hat Online-Dating auf ein neues Level gehoben. Das nächste Date ist nur einen Wink mit dem Finger entfernt – vorausgesetzt, nach dem entstandenen Match und bei beidseitigem Gefallen entsteht eine angenehme Konversation. Oder wenigstens schnelle Einigung über den Treffpunkt.

Weil das nicht immer der Fall ist und von einigen Fällen berichtet wird, bei denen Frauen sehr unangenehme Text- oder Bildnachrichten erhalten haben, gibt es jetzt eine neue Dating-App, die dieses Problem lösen soll: Bumble soll so einfach sein wie Tinder, aber nur Frauen haben die Möglichkeit, Matches anzuschreiben. Wenn dies nach 24 Stunden nicht geschieht, kann der gematchte Kandidat seine Frist noch einmal um 24 Stunden verlängern, danach verfällt der Kontakt und wird nicht wieder angezeigt.

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So geht's

Genau wie bei Tinder erfolgt die Anmeldung über das Facebook-Konto. Bilder hochladen, Profiltext schreiben, fertig. Der Links-Rechts-Walzer für "Ja" oder "Nein" ist ebenfalls derselbe. Entsteht ein Match, wird das Zeitfenster angezeigt, in dem weibliche Nutzerinnen die Möglichkeit haben, den ersten Schritt zu machen. Neben dem normalen Textfeld gibt es auch hier ein GIF-Keyboard, so fällt auch der scheuesten Hummel das Anschreiben leicht.

So ist es

Im ersten Eindruck fallen mir zwei Dinge auf: Weniger Leute (davon überraschend viele Briten, what a pleasure), aber dafür attraktivere. Ist natürlich rein subjektiv und auch nur zu Recherchezwecken. Dass ich als Frau die Verantwortung habe, den Mann anzuschreiben, stört mich mehr in der Theorie als in der Praxis, und einfacher als mit einem smarten GIF wird die digitale Kontaktaufnahme in diesem Leben wohl auch nicht mehr. Wer sich verwischt, kann 3 Mal kostenlos widerrufen. Insgesamt also alles easy-peasy.

Bei der Suche nach gleichgeschlechtlichen Partnern existiert die Kontakteinschränkung natürlich nicht. Außerdem gibt es bei Bumble die BFF-Suche, bei der nur Leute angezeigt werden, die ausdrücklich auf der Suche nach platonischen Freunden sind.

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Wer sollte es ausprobieren?

Freunde der Wischtechnik. Alle, die sich bei Tinder langweilen und mal wieder ein paar neue Gesichter sehen wollen. Frauen, die doofe Erfahrungen mit dem Original gemacht haben und trotzdem nicht auf diese Art des Online-Datings verzichten wollen. Männer, die keine Lust mehr haben, immer als erstes "Hi, na?" schreiben zu müssen. Und durch die BFF-Funktion kann jeder etwas davon haben, der Lust hat, neue Menschen kennenzulernen.

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Und wie finden's die Männer?

Eine nicht repräsentative Umfrage unter meinen drei Matches hat einstimmig ergeben: Die Jungs haben zwar kein Problem damit, wenn sie den ersten Schritt machen müssen, empfinden es aber als angenehme Abwechslung, auch mal hofiert zu werden. Klingt plausibel.

Mein persönliches Fazit

Klar, das Prinzip macht hier genauso Spaß wie bei Tinder. Das 24-Stunden-Fenster ist schneller vorbei, als man denkt, das scheint mir für einen Nebenher-Spaß etwas anstrengend. Leider lese ich in der Aufmachung der App auch ein "Na Mädels, ihr seid euch ja sonst zu fein, den ersten Schritt zu machen, also haben wir hier eine App, die euch dazu zwingt" – das finde ich ziemlich daneben. Denn was ist, wenn eine Nutzerin ein Match kuratiert hat und trotzdem übergriffige Nachrichten bekommt? Ist sie dann selber Schuld und hätte besser auswählen müssen? In einem Satz: Eine gut gemachte App mit feministischem Haken, den ich aber bei der Verwendung gut ignorieren kann.


Bilder: © Screenshots Bumble
Titelfoto: © rawpixel.com/Shutterstock

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