Frankreich trifft Neuseeland – Abendessen bei Joynes Kitchen

© Dinah & Daliah Hoffmann

Als wir gehört haben, dass in der Mommsenstraße ein neuer Franzose eröffnet hat, haben wir nicht sofort unsere Sachen gepackt und sind hingerast. Wenn wir an französische Restaurants denken, dann flitzen Bilder von eingelegten Schnecken, Kellnern mit dünnen Schnauzern und weiß gedeckten Tischen durch unsere Köpfe. Zugegeben, wir sind da etwas geprägt von "Ratatouille" und anderen Filmen, aber was soll's. Hätten wir damals gewusst, dass Joynes Kitchen kein gewöhnlicher Franzose ist, dann hättet ihr diesen Text schon vor Wochen gelesen.

Während wir uns die luftig-quarkige Butter auf das noch warme Brot schmieren und versuchen, uns gegenseitig die Vorspeisen wegzuessen, schauen wir uns im Restaurant um. Eins fällt direkt auf: Bis auf zwei riesige Spiegel sind die Wände nackt. Kalt wirkt es aber ganz und gar nicht. Die bunten Glaslampen an der Decke sorgen für warmes Licht, das viele Holz für ein gemütliches Ambiente und das Team für eine lockere Stimmung.

© Dinah & Daliah Hoffmann
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© Dinah & Daliah Hoffmann

Verantwortlich für das, was wir auf den Tellern haben, ist der Neuseeländer Anthony Joynes. Nach mehreren Jahren als Küchenchef im Lamazère am Stutti haben er und seine Partnerin Lucia, die gelernte Konditorin ist, den Schritt zum eigenen Restaurant gewagt. Nach Stopps und Jobs in Australien und London scheint Berlin für die beiden vorerst Endstation zu sein. Hier leben die beiden mit ihren Kindern.

Zum Hauptgang wählen wir, auf Empfehlung von Chefkellner Tim, den Duroc-Schweinenacken mit Kartoffelpüree und Blumenkohlcreme und den gebratenen Seeteufel auf Wurzelgemüse und Wirsing. Außer leisen "Mmhhs" und "Oohhs" haben wir uns gerade nichts zu sagen und wippen dazu im Takt von Johnny Cashs "Walk the Line". Eine trällernde Edith Piaf wäre hier auch völlig fehl am Platz.

© Dinah & Daliah Hoffmann
© Dinah & Daliah Hoffmann

Nach 10 Jahren in der Patisserie, darunter ein Jahr als Chef-Pâtissier im heute geschlossenen Berliner Sternelokal Hartmanns, musste für Lucia was Neues her. Dass das Projekt "eigenes Restaurant" so schnell geht, hätte das Paar auch nicht gedacht. Jetzt arbeitet Lucia im Service, während Anthony in der Küche die Pfannen schwingt. "Er hat die französischen Kochmethoden gelernt und die liebt er", erklärt Lucia. Was am Ende auf dem Menü steht, ist aber nicht unbedingt typisch französisch. Anthony kocht, worauf er Lust hat. Ein kulinarischer Querdenker, der beweist, dass man auch als Neuseeländer mit Badboy-Charme einen Franzosen im Berliner Westen aufmachen kann.

© Dinah & Daliah Hoffmann

Unbedingt probieren: Die selbstgemachte Butter (aber vorsichtig, bloß nicht am Brot satt essen) und die Tarte Tatin. Vor- und Hauptspeise wechseln.

Veggie: Französische Küche ohne Fleisch und Butter? Schmeckt nur halb so gut.

Preis: Das Drei-Gänge-Menü bekommt ihr für 33 Euro.

Beste Zeit: Zum Abendessen. Mit Freunden, Eltern oder Kollegen.

Joynes Kitchen | Mommsenstraße 42, 10629 Berlin–Charlottenburg | Mittwoch – Sonntag: 17.30–0 Uhr | mehr Info

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