Gründerromantik und Abschiedsschmerz – Das Laauma schließt und verabschiedet sich mit einem Kochbuch

© Nora Tabel

Time to say foodbye: Das vegane Bistro Laauma auf der Sonntagstraße in Friedrichshain schließt Ende Dezember nach drei Jahren voll glücklicher, satter Gäste und ganz viel Crewlove seine Pforten. Im Januar 2017 eröffnet an gleicher Stelle das Bistro unter der Federführung von Koch Christian. Damit aber der Abschied nicht ganz so schwer fällt, haben sich die Gründer und hauptberuflichen, stadtbekannten Tätowierer Jessica Mach und Peter Aurisch etwas ganz besonderes einfallen lassen: Neben einer großen Abschiedsparty haben sie ein Kochbuch mit dem schönen Titel "Real food is something you share" zusammengestellt.

Darin finden sich die liebsten und beliebtesten Rezepte von Crew und Gästen, kleine Anekdoten aus dem Laauma-Alltag, die Hintergründe der Schließung und natürlich tolle Illustrationen von Peter. Wir haben Jessica zu dem überraschenden Schritt noch ein paar Fragen gestellt und sie hat uns teilhaben lassen an ihren Gedanken zu Gründerromantik, Abschiedsschmerzen und Neuanfängen.

© Nora Tabel
© Nora Tabel

Die Schließung des Laauma kam für viele überraschend – warum macht ihr genau jetzt zu?
Blöd, wenn man jetzt sagt, man sollte gehen, wenn es am schönsten ist. Aber irgendwie passt das auch ein bisschen. Andere müssen aus wirtschaftlichen Gründen schließen und würden uns 'nen Vogel zeigen für diese Entscheidung. Als Peter und ich merkten, dass unser Traum Wirklichkeit geworden ist, wir echt ein eigenes Bistro hatten, ging dieses romantische Gefühl und die endlose Motivation heimlich in "Business as usual" über und die Pflichten, die damit verbunden waren, trübten die Stimmung. Die Tatsache, dass wir mit zwei Jobs, die beide höchsten kreativen Anspruch haben, unseren Alltag verbringen, ließ uns einfach bald auf dem Zahnfleisch kriechen. Keinen Tag Pause in der Woche, kein Urlaub, keine Freizeit. Das kann man echt nur machen, wenn man sich ganz und gar einer einzigen Leidenschaft widmet, sonst wird es auch unecht nach einer Zeit.

Klar haben wir uns das vor Eröffnung, ganz Klischee, anders vorgestellt. Wir wollten eben was bewegen, waren beflügelt und sind, wie gesagt, der Gründerromantik verfallen. Die ist aber so wichtig! Denn ohne Spinnereien und Schnapsideen von Gründern würde es bestimmt so einige großartige Dinge heutzutage gar nicht geben. Mit steigenden Gästezahlen und überfülltem Laden am Wochenende konnten wir dann einfach nicht mehr umgehen, andere damit allein lassen wollten und konnten wir auch nicht, Verantwortung abgeben ist noch dazu nicht so unsere Stärke. „Selbermachen oder gar nicht" könnte man sagen. Also war die konsequenteste und gleichzeitig traurige Lösung, Laauma im Herzen zu behalten und sich zu verabschieden. Aber ehrlich, das Gefühlschaos lässt sich in Worten echt schwer beschreiben...

Wie kamt ihr auf die Idee mit dem Kochbuch?
Das war irgendwie logisch, dass nun der richtige Zeitpunkt dafür ist. Wir hatten das schon länger im Hinterkopf, um ehrlich zu sein schon im Zuge der Eröffnung. Viele Gäste haben danach gefragt. Als wir wussten, dass wir schließen würden, war klar, dass wir zum Abschied dieses Buch hinterlassen. Ich muss zugeben, dass es mir persönlich sehr geholfen hat, denn ja, ich bin auch traurig. So konnte ich irgendwie die spannende Zeit nochmal erleben und festhalten und kann später immer wieder reinschauen, um mich zu erinnern – so wie ein Poesiealbum oder so.

Was ist dein persönliches Lieblingsrezept daraus?
Ich würde sagen, das Gericht „Mont Klamott" ist mein Liebling. Nicht nur geschmacklich. Es spiegelt für mich einfach am ehesten unseren Stil wieder und wie wir uns Gerichte für die Speisekarte ausdenken. Hier war eben der 80er-Song „Mont Klamott" Inspirationsgeber. Wir denken uns dann rein und visualisieren, dann geht das Ganze in Geschmacksvorstellungen über und dann kombinieren wir nach Saison die passenden Zutaten und Konsistenzen. Oftmals starten wir auch in Farben und finden so einander schmeichelnde Zutaten. Es ist erstaunlich, wie oft optisch zueinander passende Zutaten auch geschmacklich harmonieren.

Was sind eure bzw. deine weiteren Pläne für die Zeit nach Laauma?
Ich denke, wir werden uns erst einmal daran gewöhnen müssen, wieder „ein normales Leben" zu haben. Aber Peter und ich können nie lange ohne Projekte, deshalb wird es bestimmt nicht lange dauern, bis wir uns in ein neues Abenteuer kleinerer Größenordnung stürzen. Allerdings wird die Gastronomie in den nächsten Jahren wirklich auf uns verzichten müssen, wir könnten uns allerhöchstens ab und zu eine Art Pop-Up-Dinner oder ähnliches vorstellen. Da will ich mich jetzt aber gar nicht so weit aus dem Fenster lehnen. Wenn das Buch gut ankommt, haben wir jedenfalls noch sehr viel Stoff für weitere Ausgaben parat, Ideen für Sonderthemen gibt es da auch schon, wir werden sehen!

© Nora Tabel

Was gibt es bei dir an Weihnachten dieses Jahr zu essen?
Peter und ich werden uns wieder gegenseitig mit einem kleinen Gängemenü überraschen. Im letzten Jahr war er für Vorspeise und Hauptgericht zuständig und ich übernahm das Dessert. Das wird nicht weit im Voraus geplant, wir lassen uns ja immer berieseln. Mal sehen welche Songs am Weihnachtsmorgen gerade so im Radio laufen...

Danke, liebe Jessi! Wir sind gespannt, in welcher Form wir als nächstes von euch hören und sagen Danke für drei tolle und leckere Jahre. Das Buch ist ab sofort bei Amazon erhältlich. Hier könnt ihr es kaufen.

Entdecke die besten Restaurants, Bars und Plätze in deiner Nähe.

Zur neuen Karte!
Zurück zur Startseite