ARTVERGNÜGEN #98 – 11 Tipps für die Berlin Art Week

Wir wissen nicht, wie es euch geht, aber uns dürstet es nach dem Sommerloch kräftig nach Kunst und Kultur. Wie gut, dass vom 13. bis 18. September die Berlin Art Week zu unserer Rettung naht! Unzählige Events, Performances, Führungen, Talks sowie die Kunstmessen abc art berlin contemporary und POSITIONS BERLIN und natürlich auch Partys werden uns alle endlich wieder auf Trab bringen. Yeah!

© Foto: Nadine Fraczkowski

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Anne Imhof – Angst II

Anne Imhof hinterfragt in ihren Performances deren zeitgenössische Form mitsamt der Rolle der Dokumentation. Beschleunigung und Anhalten sind also ihre Foki of Interest. Eine Schildkröte war zentraler Akteur in jener Performance, die Imhof 2015 den Preis der Neuen Nationalgalerie bescherte. Das Tier steht als Symbol für eine kaum erträgliche Langsamkeit, zugleich für eine Langlebigkeit, die auch von ihren menschlichen Akteuren in höchst kontrollierten Bewegungen dargestellt wurden. Ein Jahr später löst Imhof ihren Preis ein: eine Einzelausstellung im Hamburger Bahnhof. Angst II findet als Oper in 3 Akten außerdem in der Kunsthalle Basel und im Rahmen der La Biennale de Montréal statt.

  • Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart Invalidenstraße 50-51, 10557 Berlin
  • Aufführungsvariationen: 15.–18. und 22 –25.09.2016, jeweils 20–24 Uhr | Eröffnung: 14.09.2016, 20–1 Uhr
© Andreas Greiner

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Andreas Greiner – Agentur des Exponenten

Bitte ganz kurz die Augen schließen und an Folgendes denken: Ihr betretet die Eingangshalle der Berlinischen Galerie und vor euch steht das Skelett eines... Dinosaurierhuhns! Tagelang und Stück für Stück von 3D-Druckern der FH Wildau ausgedruckt und in akribischer Arbeit zusammengesetzt. Was der Künstler uns damit sagen will? Es geht um die Ausmaße, die unser Verhältnis zu Natur, Konsum und Medien angenommen hat, mit dem Faktor Mensch als größten Ausbeuter und auf den Punkt gebracht durch das Skelett eines Masthuhns.

© Goshka Macuga

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Goshka Macuga – Now this, is this the end… the end of the beginning or the beginning of the end?

Geht die Welt zu Grunde? Die Nachrichten aus aller Welt haben zuletzt den Anschein erweckt. Die britische Künstlerin Goshka Macuga, Turner-Prize-Nominiert aus 2008, schüttet zusätzlich Öl ins Feuer. Im Schinkel Pavillon lässt sie einen humanoiden Roboter Parolen aus historisch bedeutsamen Reden schwingen, die nervöse Unsicherheit hinsichtlich unserer Zukunft schüren. Doch wie viel Glaubwürdigkeit hat eine Maschine überhaupt? Oder weiß sie als Analyst leider so viel mehr als unsere Emotionen verfälschen? Die Ausstellung „Now this, is this the end... the end of the beginning or the beginning of the end?“ hat auch noch keine Antwort.

Quelle: Rihanna / Snapchat

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Berlin Biennale – Finale

Den gesamten Sommer hindurch hielt die Berlin Biennale das internationale Kunstpublikum auf Trab: Rihanna poste vor Rihanna, ein Fahrgastschiff der Reederei Riedel wurde zum Zombiedampfer und das 4-köpfige New Yorker Kuratorenteam "DIS" hielt unserem digitalisierten Lifestyle einen Spiegel vor die Nase und beherrschte damit, welch Ironie, unseren Instagram-Feed. Zur Berlin Art Week endet die bb9 mit 12 Stunden Performances, Vorträgen und Musik in der Akademie der Künste, ESMT und der Feuerle Collection.

© Thomas Sandberg

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Thomas Sandberg – Résonances

„Mein Europa ist ein literarischer Ort, er reicht vom Brooklyn bis Jerusalem, von Moskau bis Casablanca. Ich reise, besuche Städte, finde Bilder. Bilder, die mir gefallen. Jedes solcher Bilder ist für mich das Ergebnis eines Art Resonanzfalles.“ Thomas Sandberg ist ein bedeutender Akteur der Fotografie in und aus Berlin. Seine intimen Perspektiven auf die großen und kleinen Ereignisse der Welt zeigt er im Stern, New York Times und Sunday Times, und lehrt den Blick auf jene als Dozent und Leiter der Fotoschule Ostkreuzschule.

 

© Halil Altındere

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Halil Altındere – "Köfte Airlines (2016)"

In der Türkei muss man niemandem mehr Halil Altındere vorstellen. Er gehört dort zu jenen Künstlern, die die Kunstszene des Landes durch ihr Wirken seit Jahren prägen, aber ihren Status auch dazu nutzen, den Staat offen zu kritisieren. So auch in Altınderes Arbeit "Köfte Airlines", in der man Geflüchtete auf dem Dach eines Flugzeugs sieht und die politische Aussage dahinter nicht lang erraten muss. Neben der Installation im HAU wird vom 15. September bis  6. November die Ausstellung "Space Refugee" im Neuen Berliner Kunstverein (n.b.k.) zu sehen sein.

Photograph by Gordon Parks Courtesy of and copyright The Gordon Parks Foundation

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Gordon Parks – I am You

Gordon Parks' Weapon of Choice war die Kamera. Mit ihr dokumentiert der politisch aktive Tausendsassa Unterdrückung, Rassismus, Gewalt, Ungleichheit und Armut und wird damit zu einem der wichtigsten und sozialkritischsten Chronisten der US-amerikanischen Gesellschaft.  Dem entgegen stehen Arbeiten für Magazine wie die Vogue. Durch diese Dualität schafft es Parks, Grenzen aufzubrechen und ein bildstarkes Porträt seiner Zeit zu hinterlassen.

© Artist Films

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Artist Films – Kino International

Begleitend zur Ausstellung “between frames” kuratiert die Haubrok Sammlung einen Kunstfilm-Tag im Kino International. Lawrence Weiner, Vertreter der Konzeptkunst der 60er Jahre, die biographische Filmemacherin und Künstlerin Sarah Morris und Olaf Nicolai, der konzeptuell arbeitende Künstler aus Halle, stehen auf dem Programm. Die cineastischen Werke sind eingebettet in eine Ausstellung mit Peter Welz und Bruce Naumann und finden ihre Fortsetzung in Lichtenberg. In der dortigen Sammlung haubrok werden unter dem Titel "between frames“ Arbeiten gezeigt, die sich mit dem Medium Film befassen, ohne selber Film zu sein.

© Bar Babette

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Project Space Art Award – FREEDOM OF SPACE

Neben all dem Glanz und Glamour, der Berlins Galerien zu umgeben scheint, lohnt es sich zur Berlin Art Week auch mal in die Projekträume zu gehen, die sich mitunter an den ungewöhnlichsten Stellen finden lassen. Die sind zwar, nennen wir es mal sehr flexibel, in ihren Öffnungszeiten und ihrem Programm, aber auch ganz nah an der jungen Kunstproduktion der Stadt. 20 von ihnen bekommen zur BAW die Auszeichnung der künstlerischen Projekträume und -initiativen 2016 verliehen. Die Preisverleihung durch Tim Renner findet ab 19.30 Uhr statt, Party und Performances ab 21 Uhr.

© Konrad Fischer Galerie

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Carl Andre | Sculpture as Place

Eine Retrospektive aus mehr als 50 Jahren künstlerischen Schaffens: Mit rund 50 Skulpturen, über 200 Gedichten, die selten ausgestellten Assemblagen “Dada Forgeries” und eine Auswahl von Fotografien und Ephemera wird euch der US-amerikanische Bildhauer Carl Andre nahe gebracht, der als einer der wichtigsten Künstler des Minimalismus gilt. Holz, Granit, Kupfer, Kreide und Ziegelsteine sind dabei die Materialien, die ihm helfen, das Phänomen des Raumes greifbar zu gestalten.

© The Gallery Store

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The Gallery Store – Studiolo

Da bekommt ihr gleich Lust, euch etwas Kunst in die eigenen vier Wände zu holen? The Gallery Store nimmt sich die Berlin Art Week zum Anlass, 10 Tage lang auf der Stadtterrasse des Aufbau Hauses am Moritzplatz kuratierte Kunst, Design, Fotografie, Mode und Bücher zusammenzubringen. In einer innovative Mischung aus temporären Ausstellungsraum und Ladengeschäft findet ihr auch was für das kleine Budget. Mit dabei sind u.a. CUCULA – Refugees Company for Crafts and Design, Werke des Amsterdamer Künstlers Boris Tellegen aka DELTA und der französische Tattoo-Künstler und Begründer des "Ignorant Style" FUZI, von dem sich schon Stars wie Scarlett Johansson haben tätowieren lassen.

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