11 Tatorte, die ihr gesehen haben solltet
Man kann ihn lieben, man kann ihn hassen, Fakt ist: Der sonntägliche Tatort ist Kult. Es ist viel Mittelmäßiges und auch Schlechtes dabei, aber : Wenn der Traditionskrimi gut ist, dann ist er richtig gut. Die 11 beeindruckendsten und sehenswertesten Tatort-Folgen diesseits des Milleniums haben wir euch hier zusammen gestellt.
1. Tatort Köln: Kartenhaus
Der junge Adrian (Rick Okon) ersticht den Stiefvater seiner Freundin Laura (Ruby O. Fee) und ergreift dann mit ihr die Flucht. Während das Ermittler-Team Schenk (Dietmar Bär) und Ballauf (Klaus J. Behrendt) die Hintergründe der Tat erforscht, beginnen die Teenager sich in ihrer neuen Rolle als Bonny und Clyde zunehmend wohl zu fühlen. Ihre ungewöhnliche Reise steht im Mittelpunkt des Films. Als Zuschauer ahnt man von Anfang an, dass das nicht gut enden kann, wird aber trotzdem in den Bann des Pärchens gezogen.
2. Tatort Köln: Franziska
Franziska Lüttgenjohann (Tessa Mittelstaedt), die langjährige Assistentin der Kommissare Schenk und Ballauf, wird im Gefängnis als Geisel genommen. Schon vor der Erstausstrahlung war dieser Tatort berüchtigt – nach mehrmaligen Verschiebungen wurde er schließlich aus Jugendschutzgründen erst nach 22 Uhr gezeigt. Tatsächlich weist "Franziska" eine Reihe brutaler und verstörender Szenen auf, den Platz auf dieser Liste verdient der Tatort sich aber durch eine spannend erzählte Story mit beträchtlicher Fallhöhe.
3. Tatort Frankfurt: Das Haus am Ende der Straße
Bei dem Versuch, den Ex-Polizisten Poller (Armin Rohde) vor einem Einbrecher-Trio zu schützen, gerät Kommissar Steier (Joachim Król) selbst in die Fänge des wahnhaften Poller, der sich als "Held im eigenen Film" zum Herr über Leben und Tod erhebt. Mit dem brilliant spielenden Rohde hat der alternde Kommissar einen würdigen Gegenspieler, der all das verkörpert, was Steier selbst werden könnte. So wird Steiers letzter Fall zum Nervenkrieg.
4. Tatort Wiesbaden: Wer bin ich?
Beim Tatort-Dreh geschieht ein Mord, und ausgerechnet Ulrich Tukur, bekannt als Fernsehkommissar Felix Murot, gerät in Verdacht. Er nimmt kurzerhand selbst die Ermittlungen in die Hand, um seine Unschuld zu beweisen – doch der ganze Fall wird noch seltsamer, als Tukur plötzlich Kommissar Murot gegenüber steht.
Wer jetzt schon Kopfschmerzen kriegt, sollte sich "Wer bin ich?" vielleicht lieber sparen. Freunde des experimentellen Films werden an dem doppelbödigen Meta-Tatort, aber eine Menge Spaß haben.
5. Tatort München: Nie wieder frei sein
Markus Rapp (Shenja Lacher) steht wegen Vergewaltigung und versuchten Mordes vor Gericht. Obwohl alle Indizien gegen ihn sprechen, erstreitet seine Verteidigerin (Lisa Wagner) einen Freispruch. Kurz darauf wird Rapps mutmaßliches Opfer aus seiner Wohnung entführt.
Sollte jemand, der schuldig ist, vor Gericht ebenso inbrünstig verteidigt werden wie ein Unschuldiger? Müssen wir als Gesellschaft einen Freispruch stillschweigend akzeptieren? Dieser Tatort beschäftigt sich mit den notwendigen aber schmerzhaften Grenzen des Rechtssystems und lässt dabei keine einfachen Antworten zu. Lisa Wagner wurde für ihre Darstellung der aufstrebenden Jung-Anwältin Regina Zimmer mehrfach ausgezeichnet.
6. Tatort Bremen: Die Wiederkehr
Als Kind verschwand die kleine Fiona spurlos. Ihr Vater wurde verdächtigt, sie getötet zu haben, und nahm sich daraufhin das Leben. Nun steht eine junge Frau (Gro Swantje Kohlhof) vor der Tür der Familie und behauptet, die Vermisste zu sein.
Ist sie's oder ist sie's nicht? Von dieser Frage lebt "Die Wiederkehr" und das Konzept geht auf. Als Zuschauer fiebert man der Antwort bald mindestens genauso sehr entgegen, wie die Ermittler Lürsen (Sabine Postel) und Stedefreund (Oliver Mommsen). Dazu trägt auch das beklemmend authentische Spiel aller Beteiligten bei. Der talentierten Kohlhof, die hier die Rückkehrerin spielt, werden wir auf dieser Liste noch ein zweites Mal begegnen.
7. Tatort Kiel: Borowski und der stille Gast
Wenn Lars Eidinger eins kann, dann ist es uns Angst einjagen. In "Borowski und der stille Gast" stellt er dieses Talent in der Rolle des perversen Kai Korthals unter Beweis: Der verschafft sich heimlich Zuritt zu den Wohnungen junger Frauen, um so im Geheimen an ihrem Leben teilzuhaben. Doch auch vor Mord schreckt er nicht zurück.
Korthals kam derart gut an, dass er als bisher einziger Täter in der Geschichte des Tatort zurückkehren durfte: 2015 ging die Jagd auf den Stalker in "Borowski und die Rückkehr des stillen Gastes" in die zweite Runde.
8. Tatort Weimar : Der irre Iwan
Bei einem Überfall auf die Stadtkämmerei Weimars wird die Sekretärin des Stadtkämmerers erschossen. Was zunächst nach einem Zufall aussieht, erweist sich im Laufe der Ermittlungen jedoch schon bald als gezielter Anschlag. Was wusste die Sekretärin?
Nora Tschirner als Power-Frau Kira Dorn und Christian Ulmen als linkischer Kommissar Lessing geben ein echtes Dreamteam ab. "Der irre Iwan" ist ein überdrehtes Verwirr- und Verwechslungsspiel, das mit reichlich trockenem Humor aufwartet und trotzdem als Kriminalgeschichte funktioniert. Wenn der Tatort sich an Comedy versucht, ist das nicht immer ein Spaß. Hier schon.
9. Tatort Konstanz: Rebecca
Die 17-jährige Rebecca (Gro Swantje Kohlhof) wird neben dem toten Olaf Reuter gefunden. Bald stellt sich heraus, dass sie schon als Kleinkind von ihm entführt und seitdem gefangen gehalten wurde. Rebecca versteht die Außenwelt nicht und kann sich mit fremden Menschen kaum verständigen – nur zu Ermittler Kai Perlmann (Sebastian Bezzel) fasst sie Vertrauen. Der muss nun alles tun, um zu ihr durchzudringen, denn es gibt Hinweise darauf, dass in Reuters Haus noch ein weiteres Mädchen gefangen gehalten wurde.
10. Tatort Berlin: Machtlos
Dieser Berliner Tatort beginnt dort, wo die meisten Krimis enden: Mit der Festnahme des Täters. Doch Kindesentführer Uwe Braun, brillant menschlich gespielt von Edgar Selge, weigert sich, das Versteck seines Opfers zu verraten. Wenn seine Forderungen nicht erfüllt werden, will er das Kind dort verdursten lassen.
Der Tatort erinnert frappierend an den Entführungsfall Jakob von Metzler und stellt die Frage, wie weit die Polizei gehen darf, um einem Täter lebensrettendes Wissen zu entlocken. Um die Verhörszenen möglichst realitätsnah gestalten zu können, erhielt das Tatort-Team sogar Hilfe von echten LKA-Beamten.
11. Tatort Wiesbaden: Im Schmerz geboren
Nachdem er in Bolivien zu einem mächtigen Drogenbaron geworden ist, kehrt ein ehemaliger Freund und Kollege von Hauptkommissar Murot zurück nach Deutschland, um Rache zu nehmen.
"Im Schmerz geboren" ist ein opernhaftes, blutgetränktes Drama, das von Anfang an fesselt. Wenn Quentin Tarantino einen Tatort schriebe, dann käme wohl sowas dabei raus. Der Ausnahme-Tatort erhielt unter anderem die Goldene Kamera als bester Fernsehfilm 2015 und den Grimme-Preis in der Kategorie "Fiktion".
Einen Überblick über alle anstehenden Wiederholungs-Termine finden findet ihr beim Tatort Fundus.