11 Gründe, warum ich telefonieren hasse

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Lasst es mich so sagen: Wenn ich die Wahl hätte, von einem feuerspeienden Drachen gefressen zu werden oder zu telefonieren, würde ich mich mit großer Wahrscheinlichkeit für Erstgenanntes entscheiden. Telefonieren ist für mich schlimmer als Geräteturnen und warme Cola zusammen, denn es ist unpraktisch, anstrengend und schlicht überflüssig geworden. Hier sind 11 gute Gründe, warum ich Telefonieren hasse:

1. Anrufe platzen immer im schlechtesten Moment rein

Wer, wie ich, die meiste Zeit in seiner eigenen Welt lebt und tief in Gedanken versunken ist, für den ist das hartnäckige, durchdringende Klingeln eines Telefons mindestens genauso schlimm wie ein lauter Wecker nachts um drei. Inklusive Hochschrecken, Schockstarre und dem innigen Wunsch, das bimmelnde Ungetüm schleunigst im nächsten Ozean zu versenken.

2. Telefonieren besteht zu 90% aus anstrengendem Smalltalk

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Sobald ich das Klingeln meines Handys vernehme, schießen mir zwei Fragen durch den Kopf: Wer ruft da an? Und viel wichtiger noch: Warum? Um das zu erfahren, muss ich allerdings erstmal, schnarch, rangehen, nett smalltalken und wenn endlich alles Wesentliche besprochen ist, folgen noch Verabschiedungsfloskeln und Höflichkeitseinladungen, denen man eh nicht folgen wird. An-streng-end!

3. Anrufe von Unbekannten sind ein unkalkulierbares Risiko

Anrufe von Fremden oder mit unterdrückter Rufnummer sind der Endgegner. Wie Chatroulette ohne Bild, sozusagen. Und im schlimmsten Fall ist jemand am anderen Ende, dessen Nummer man aus gutem Grund gelöscht hat und der sich "einfach mal wieder melden" wollte. Darauf aus dem Stehgreif gut zu reagieren überfordert meine diplomatischen Fähigkeiten bei Weitem.

4. Telefonieren ist unpraktisch und altmodisch.

Abgesehen von allen Befindlichkeiten halte ich das Telefon einfach für unpraktisch und altmodisch: Man kann keine Dateien oder Bilder verschicken, wichtige Abmachungen muss man sich merken und danach aufschreiben, schlechte Verbindung und störende Geräusche im Hintergrund sind nervig und überhaupt, in Zeiten von E-Mail, Whatsapp und SMS bestehen genügend erstklassige, nonverbale Alternativen.

5. Selbst anzurufen erfordert zeitintensive Vorbereitung.

Als da wären: Lockerungsübungen für die Stimmbänder, kurzes Einsingen, Notieren von Stichpunkten, Abdämmung möglicher Umgebungsgeräusche, Zähneputzen, Telefon auf Funktionsfähigkeit prüfen, Schreibtisch aufräumen, nochmal was trinken, eine Folge der Lieblingsserie schauen und oh, schon 18.47 Uhr! Wenn ich jetzt noch anrufe, wecke ich bestimmt alle auf. Besser, ich schreibe schnell eine Mail!

6. Wer Telefonieren hasst, gilt als seltsam.

Spinnenphobiker sind an der Stelle beneidenswert gut gesellschaftlich integriert, denn wenn ich beim Anblick eines klingelnden Telefons in Angststarre verfalle, ziehen alle nur die Augenbrauen hoch. Dass ich ohne Skrupel mit jeder Spinne kuscheln würde und selbst im engsten Aufzug mitfahre, hilft nicht: Mit einer Telefon-Phobie rutscht man sofort in die Schublade "Komischer Kauz".

7. Telefonieren, während andere dabei sind, ist eine tägliche Dschungelprüfung.

Na, in welcher Ecke des Büros versteckst du dich immer, wenn du telefonieren musst? Vor Publikum jemanden anzurufen ist für mich wie die deutschen Auftritte beim Eurovision Song Contest: schmerzhaft peinliches Scheitern, nur eben mit weniger Glitzer. Psst, Profi-Tipp: Lass dir mit der Suche nach einem ruhigen Plätzchen Zeit, vielleicht hört das Telefon in deiner Hand währenddessen auf zu klingeln.

9. Für die wirklich wichtigen Dinge im Leben muss man gar nicht telefonieren.

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Essen bestellen, sich mit jemandem verabreden, nachts betrunken ein Taxi rufen: Für die wirklich wichtigen Dinge im Leben muss man mittlerweile dank Apps und Messengern niemanden mehr anrufen. Ruhm und Ehre der Digitalisierung!

8. Anrufbeantworter. ANRUFBEANTWORTER!!!

Das Wort klingt eigentlich wie etwas, das ich mir sehnlichst wünsche: Jemanden, der meine Anrufe beantwortet. Dabei tut er genau das Gegenteil: Ich muss mir Nachrichten von Leuten anhören, die um einen Rückruf bitten – und dann eben doch telefonieren. Pfui!

10. Es gibt (fast) niemanden, mit dem Telefonieren okay ist.

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Mit den meisten Leuten ist Telefonieren wirklich einfach unangenehm: Weil sie ohne Punkt und Komma erzählen, offensichtlich nebenher etwas anderes machen, jeden Verabschiedungsversuch ignorieren oder rangehen, obwohl sie deutlich merkbar keine Zeit oder Lust haben. Es gibt im Grunde nur drei Leute, die mich immer und überall anrufen können: Mama, mein Freund und jemand, der mir ein lebenslanges Zitronensorbet-Abo in meiner Lieblingseisdiele schenken will.

11. Das einzige nützliche Telefonat ist gar keines.

Es gibt nur eine Situation, in der ich mir freiwillig und blitzschnell ein Telefon ans Ohr halte. Nämlich dann, wenn mir jemand auf der Straße entgegenkommt, mit dem ich wirklich, wirklich nicht von Angesicht zu Angesicht reden will. Ironischerweise muss man für so ein Fake-Telefonat im VIP-Style mit niemandem telefonieren – welch Glück!

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