"Restlos Glücklich" – Ein Berliner Restaurant will mit geretteten Lebensmitteln kochen
Jedes Jahr landen in Deutschland mehr als 11 Millionen Tonnen Lebensmittel auf dem Müll, wir selbst schmeißen zu Hause mehr als 82 Kilo im Jahr weg. Eine kleine Truppe Berliner will deshalb ein Restaurant namens "Restlos Glücklich" eröffnen. Dort sollen die Gerichte nur aus Lebensmitteln bestehen, die eigentlich in der Tonne landen würden, obwohl sie noch frisch und genießbar sind. In Kopenhagen gibt es bereits ein ähnliches Projekt, bei "Restlos Glücklich" läuft gerade noch die Crowdfunding-Kampagne. Wieso, weshalb, warum? Darüber habe ich mich mit Leoni von "Restlos Glücklich" unterhalten.
Welche Lebensmittel habt ihr zuletzt vor der Entsorgung werden?
Salat, Aprikosen, Bananen und Frischkäse, die wir vom Naturkost Großhandel Midgard bekommen haben. Alles noch frisch. Die abgepackten Lebensmittel sind alle noch haltbar. Großhändler haben aber häufig das Problem, dass sie sie nicht mehr weiterverkaufen können. Daran sieht man schon, dass die Gründe, weshalb Lebensmittel weggeschmissen werden, viel vielschichtiger sind, als man denkt. Häufig hat es gar nichts mit einem abgelaufenen Mindesthaltbarkeitsdatum zu tun, sondern mit einer falschen Etikettierung, kaputten Verpackung oder, bei Gemüse und Obst, der falschen Größe.
Was bezahlt ihr für die Lebensmittel?
Gar nichts, wir bekommen die einfach so. Sie würden ansonsten im Müll landen. Wir bekommen auch immer wieder die Frage gestellt: "Nehmt ihr der Tafel dann nichts weg?" Nein, so ist es nicht, es gibt einfach viel zu viele Reste.
Eure Crowdfunding-Kampagne ist vor zwei Wochen gestartet, wie ist dort der aktuelle Stand?
Die Kampagne lief super an, auch, weil wir viel PR gemacht haben. Jetzt stagniert sie gerade ein bisschen. Zwar ist die Fundingschwelle von 15.000 Euro überschritten, aber damit könnten wir gerade einmal ein Pop-Up veranstalten. Trotzdem hat uns die ganze Aktion schon unglaublich viel gebracht, da sie viel Aufmerksamkeit erregt hat. Dadurch kam zum Beispiel ein Restaurantbesitzer auf uns zu, der sein Restaurant schließen muss. Er hat uns gefragt, ob wir nicht seine ganzen Pfannen und Töpfe haben wollen. Klar, wollen wir. Es hat uns außerdem ein Tiramisu-Hersteller angeschrieben und gefragt, ob wir nicht das Eiweiß, was er regelmäßig übrig hat, verwenden können. Das ist super.
Wann und wo wollt ihr euer Restaurant eröffnen?
Wenn alles glatt läuft, noch diesen Herbst, am liebsten im Prenzlauer Berg oder in Kreuzberg. Dort wird es erstmal nur Abendessen geben, anders ist das nicht zu stemmen. Das Menü wechselt ja auch täglich, abhängig von den Lebensmitteln, die wir bekommen.
Wie teuer wird das Essen sein?
Ein Hauptgang wird zwischen 7 und 14 Euro kosten, damit wird die laufenden Kosten des Restaurants decken können. "Restlos Glücklich" ist ein reines Non-Profit-Projekt, das durch ehrenamtliches Engagement zustande kommt. Unseren Gewinn wollen wir wieder reinvestieren, in neue Aktionen und Bildungsmaßnahmen in Sachen Nahrung und dessen Wert.
Wer steckt hinter "Restlos Glücklich"?
Aktuell sind wir zu siebt. Anette, die die Idee für das Restaurant hatte, und ich haben unser Team zusammengesucht und gefunden. Wir kommen alle aus unterschiedlichen Ecken. Ich arbeite zum Beispiel als Bildungsmanagerin, Lena als Übersetzerin, Aline ist Kommunikationsdesignerin. So kann aber auch jeder andere Aufgaben übernehmen.
Wie reagieren die Leute, denen ihr von eurem Projekt erzählt, bisher darauf?
Eigentlich bisher immer positiv. Aber ich merke manchmal, wie schwierig es ist, unser Konzept zu vermitteln. "Wir kochen mit Müll" klingt natürlich abwertend, deshalb muss man bei der Wortwahl aufpassen. Das, womit wir kochen, sind frische Sachen, die einfach aus der Handelskette aussortiert wurden oder übrig geblieben sind.
Ihr findet die Idee gut und wollt "Restlos Glücklich" noch glücklicher machen? Hier geht's zur Crowdfunding-Aktion, die noch bis Ende September läuft.
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Fotos: © Milena Zwerenz