Wir bekommen das Netz, das wir verdienen.
Tja, was haben wir ein Jahr nach Snowden bewirkt und was werden wir noch bewirken? Die Rede von Sascha Lobo während der re:publica '14 hat mich kalt erwischt. Lobo führt mir vor: Ich habe nichts gemacht. Ich habe zwar ein Blogartikelchen geschrieben, habe mich immer auf dem Laufenden gehalten, weiterhin gewundert, weiterhin Angst gehabt und ein paar Apps auch genauer angeguckt, bevor ich sie installiert habe.
Aber effektiv: NIX. Und um mich herum, so zeigt es Sascha deutlich, sieht es genauso aus. In seiner Rede zur Lage der Nation, zieht er einen entwaffnenden Vergleich zu unserem Nichtstun. Er zeigt, wie viele Menschen sich um den Erhalt eines vom Aussterben bedrohten Vogels – die Bekassine – kümmern und wie viel Geld dafür gespendet wurde. Dann zeigt er uns, was wir getan haben, um für unsere Freiheit im Netz zu kämpfen, was wir gespendet haben und wie viele Leute daran aktiv arbeiten. Nun ja, schaut es euch an:
Er spricht von Kontrollsucht, Sicherheitsesoterik, Spähradikale. Er empfiehlt dagegen die Belagerung der Abgeordneten-Sprechstunden und den Marsch in die Institutionen. Der Applaus am Ende seiner Rede im Saal 1 ist natürlich gewaltig und danach war das Netz voll mit Artikeln. Das können wir: darüber bloggen. Ja, Lobo hat sowas von Recht, wir müssen endlich was tun, das geht so nicht weiter. Wir müssen unsere Reichweite nur nutzen und die Überwacher brandmarken und dann raus aus dem Netz und... ja, wohin eigentlich? Und was genau machen?
Ich weiß es nicht.
Ich bin wütend auf mich, weil mir nichts einfällt und ich mich antriebslos fühle. Ich befürchte, dass die Energie, die Sascha mit seiner Rede entfacht hat, am Wochenende schon wieder vorbei ist. Ich weiß genau, ich werde mich nicht in eine Sprechstunde setzen und ich befürchte, dass auch niemand der 18.000 Zuschauer des Videos das tun wird. Ich frage mich, was denn bitte noch passieren, was noch enthüllt werden muss, damit ich und wir diese Lähmung endlich überwinden und das überwachungsfreie Netz zu unserer Bekassine machen.
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Coverbild: (c) Greenpeace