Gute Köche ohne Küche – Susan und Stefan von Mr. Susan und ihr Kim-Chi.
Köche ohne Küche: Susan und Stefan kochen gerne und viel, zusammen unter dem Namen Mr. Susan. Beim Streetfood Thursday in der Markthalle IX haben sie seit eineinhalb Jahren einen eigenen Stand. Ihre Spezialität: Kim-Chi. Was sie an Berliner Restaurants nicht mögen und wann sie ihr eigenes eröffnen, haben sie uns erzählt.
Bei dem, was Susan und Stefan als Mr. Susan zubereiten, läge es nahe, einfach von koreanisch-deutscher Küche zu sprechen. Susans Eltern sind Koreaner, Stefan kommt aus dem Allgäu. Doch die beiden mögen es nicht, wenn Essen ein Label wie "thailändisch", "italienisch" oder "deutsch" trägt. Sie kochen schließlich einfach nur das, was ihnen schmeckt, was ihnen Spaß macht, was sie gerne zubereiten.
Mit seiner Großmutter hat Stefan früher auf dem Bauernhof Brot gebacken und dabei gelernt, beim Kochen auch nachhaltig zu denken. Er liebt es, Gemüse zu fermentieren, eine Möhre schneidet er in vier Sekunden. Beides wichtige Grundlagen für das berühmte Mr. Susan Kim-Chi, quasi die koreanische Version von Sauerkraut. Die Zubereitung dauert entsprechend lange, dafür ist das Ganze aber ewig haltbar. Unter anderem bestehend aus fermentiertem Kohl und Möhre, kann man Kim-Chi als Beilage zu allem Möglichen essen, zum Beispiel zu Austern. Susan und Stefan haben lange an ihrem Rezept gefeilt. Wichtig ist vor allem das asiatische Chili, das – im Gegensatz zum türkischen, paprikaartigen Chili – auch tatsächlich nach Schärfe schmeckt, betont Stefan.
Trotz all der Liebe für gutes Essen, hat sich er sich nach der Schule bewusst gegen eine Kochausbildung entschieden. Er wollte nicht anfangen, bei der Zubereitung technisch und konservativ, in bestimmten Rastern zu denken. Stattdessen ist er Ingenieur geworden, allerdings ohne bisher einen einzigen Tag in dem Beruf gearbeitet zu haben. Bis vor Kurzem war er Vollzeit-Manager des Würgeengels in Kreuzberg, jetzt ist er nur noch ein paar Tage im Monat dort.
Susan ist in L.A. aufgewachsen, hat sich aber erst vor ein paar Jahren in New York so richtig in gutes Essen verliebt, als sie für verschiedene Food-Projekte, unter anderem einen Food Truck Contest, mit organisiert hat. Für einen Job als Unternehmensberaterin landete sie schließlich in Berlin. Stefan traf sie vor drei Jahren in seiner Bar, "love at first food sight". Das erste Gericht, das die beiden zusammen gekocht haben, war Pork Belly für ihren Stand beim Streetfood Thursday. Das war vor eineinhalb Jahren. Seitdem arbeiten sie als Mr. Susan, veranstalten Pop-Up-Dinner, machen Catering.
Gerade stehen sie in der Küche des "Roberta kocht" und bereiten Kim-Chi für ihren Streetfood-Stand beim "Stadt Land Food", ein neues Streetfood-Festival rund um die Markthalle IX, vor. Dieses Wochenende dreht sich dort alles um nachhaltige Stadtentwicklung, gutes Essen und Landwirtschaft, mit Wochenmarkt, Workshops und einer neuen Dinner-Reihe namens "The Hidden Chefs". Die Idee: An jedem Abend zaubern verschiedene Berliner Köche, die noch kein eigenes Restaurant haben, ihr eigenes Menü in Restaurants anderer Köche oder in einer Pop-Up-Küche, je nach Platz für circa 8-20 Gäste. Mr. Susans Kim-Chi gibt es am Sonntag als Beilage zu den frischen Austern und kandiertem Bacon, wenn die beiden im Nudo ein "Effing Good Menue" für 40 Euro kochen.
Mr. Susan haben noch kein eigenes Restaurant, sondern sind noch auf die Küchen anderer Köche angewiesen. Für jetzt ist das okay, sie suchen aber schon nach einer eigenen Immobilie, vorzugsweise in Kreuzberg. Sie wollen ein Restaurant eröffnen das "casual and good" ist, bei dem sie sehen können, wie die Leute auf ihre Gerichte reagieren, ähnlich wie beim Streetfood. In Berlin gibt es ihrer Meinung nach meist nur entweder lecker oder versteift, Bars bieten häufig nur lasche Snacks an.
Wenn Susan und Stefan über Essen sprechen, schwingt dabei immer eine riesige Ladung Enthusiasmus mit. Stefan zerlegt jedes Gericht in tausende Worte, Susan strahlt. Pathos hin oder her, man glaubt ihnen, wenn sie sagen, vor allem, sass sie kochen, um andere glücklich zu machen: "Food makes people happy and when they are happy, we are happy" – ganz egal, ob thailändisch, deutsch oder koreanisch.
"The Hidden Chefs" ist eine neue Kochreihe, die während des "Stadt Land Food"-Festivals vom 2.-5. Oktober startet. Ben Pommer kocht in der Schwarzen Traube modernes Baressen, Dylan Watson tischt in der Markthalle IX ein mehrgäniges Menü auf. Außerdem gibt es während er vier Tage auch, wie es sich für die Ecke gehört, jede Menge Streetfood, bestes Berliner Craft Beer, Wurst, Wein, alles!