Entschieden: Tempelhof gehört den Berlinern
Gestern haben die Berliner über die Zukunft des Tempelhofer Feldes abgestimmt. Heute wissen wir, die Freifläche bleibt erhalten (und alle mal wirklich so: Yeeeaah!). Dass den Berlinern das große Stück Grün am Herzen liegt, steht damit fest. Die Wahl sagt aber noch viel mehr über die Stadt aus.
Berlin ist heute Morgen zu folgenden Zahlen aufgewacht: Beim Volksentscheid stimmten insgesamt 64,3 Prozent der Wahlbeteiligten für den Gesetzesentwurf der Initiative "100 Prozent Tempelhofer Feld", 35,7 Prozent waren dagegen. Mit dem großen Zuspruch für den Erhalt des Tempelhofer Feldes ging gleichzeitig eine Ablehnung gegenüber dem Entwurf des Berliner Senats einher. Für den stimmten nämlich nur 40,8 Prozent der Berliner, 59,2 Prozent lehnten die Randbebauung ab. Klare Ansage!
Beim Abstimmungsverhalten der Berliner gab es aber mit Blick auf die Stadtteile deutliche Unterschiede. Wie zu erwarten, rannten die Wähler rund ums Tempelhofer Feld in rauen Mengen in die Wahllokale und gaben ihre Stimme für den Erhalt des Feldes ab (knapp 70 Prozent der Wahlbeteiligten stimmten dafür). Am stärksten war die Zustimmung mit 77 Prozent der teilnehmenden Wähler in Friedrichshain-Kreuzberg.
Dabei wählten die Bürger hier sogar unter "erschwerten Bedingungen". Zeitweise fehlten in manchen Wahllokalen Stimmzettel, wie die Berliner Morgenpost berichtet: "Betroffen war vor allem Charlottenburg-Wilmersdorf, wo in 29 von 172 und damit in mehr als jedem sechsten Wahllokal nicht ausreichend Material vorhanden war. Meldungen über fehlende Stimmzettel gab es auch aus Friedrichshain-Kreuzberg, Steglitz-Zehlendorf und Marzahn-Hellersdorf". Teilweise warteten die Wähler bis zu einer Stunde, um ihre Stimme abgeben zu können.
Auch wenn sich das Gesamtergebnis jetzt anders anfühlen mag, zeigten sich nicht alle Kieze Pro-Erhalt. Ginge es nach einigen Wahlkiezen in den Stadtteilen Charlottenburg-Wilmersdorf, Pankow, Reinickendorf und Marzahn, hätte der Gesetzesentwurf des Abgeordnetenhauses durchgesetzt werden sollen. Die Gründe sind sicherlich vielfältig, aber vielleicht konnten die Grünflächen-gewöhnten Wähler dort nicht verstehen, wieso ein grau-grünes Brachland wie das Tempelhofer Feld – auf dem es außerdem immer und ständig windet – erhalten bleiben sollte.
Mit dem Ergebnis des Volksentscheides setzen die Berliner ein deutliches Zeichen. Nicht nur in Bezug auf das Tempelhofer Feld, sondern auch in Hinblick auf den Berliner Senat. Ein Pro-Bebauungs-Ergebnis hätte einer Pro-Wowereit-Mentalität entsprochen, die momentan ganz offensichtlich nicht vorzuherrschen scheint. Von Großprojekten und Bauplänen wollen die Berliner die Landesregierung wohl lieber erstmal fernhalten. Ein Flughafendesaster reicht. Denn wie der Gesetzesentwurf am Ende umgesetzt worden wäre, will man sich gar nicht ausmalen.