Sonntag, 6.10. Prince Avalanche – Kino in den Hackeschen Höfen
Endlose Weiten, menschenleere Wälder und Straßen, die scheinbar immer tiefer ins Nirgendwo führen. Das ist die Leinwand, auf der die ungleichen und leicht verschrobenen Kollegen Alvin und Lance im Sommer 1988 malen dürfen. Doch in „Prince Avalanche“ geht es nicht um Van Gogh und auch nicht um Picasso sondern um Straßenbau: Der Streifen in der Mitte des Asphalts malt sich schließlich nicht von selbst.
Viele Hektar Wald sind einem Brand zum Opfer gefallen und auch das Straßennetz hat einiges mitmachen müssen. Alvin (Paul Rudd) und Lance (Emile Hirsch) leben einen Sommer lang in den Wäldern und machen die Straßen wieder befahrbar. Stundenlang malen sie gelbe Streifen auf dunkelgrauen Teer, hören dabei Musik und streiten über richtige und falsche Lebensentscheidungen. Während Alvin versucht mit der Natur zu leben und über die Liebe philosophiert, sehnt sich Lance zurück in die Stadt, in der Hoffnung endlich mal wieder ein Mädchen flachlegen zu können. Nach ihrem heftigsten Streit, der mit hauen und Haare ziehen einhergeht, erkennen die beiden, dass Entscheidungen manchmal vielleicht gar nichts entscheiden..
Im Februar habe ich „Prince Avalanche“ in Anwesenheit des Regisseurs David Gordon Green (der übrigens den silbernen Regie-Bären gewonnen hat!) auf der Berlinale sehen dürfen und weiß noch genau, wie ich einen Gänsehaut-Schauer nach dem anderen erlebte. Draußen fielen Schneeflocken und die Hektik und Kälte der ersten Wochen des neuen Jahres zerrten an meinen Nerven. Und auf der Leinwand? Da ziehen Geister gemächlich durch die Wälder, man spürt die Wärme der Sonne, Dinge enden und Neues beginnt. Nach dem Film bin ich gelassen und beruhigt, denn ich weiß: Es wird alles wieder einfacher – und wärmer wird es auch.
Trotz Schwermut und Melancholie ist „Prince Avalanche“ wunderbar lebensbejahend, lässt uns lachen und erinnert an lange, heiße Sommertage voller Freundschaft und Unbeschwertheit.
Heute Abend könnt ihr Sonne tanken: Hackesche Höfe, 20:15 Uhr.